USA: Moderates Wachstum, keine Rezession
17.11.2010 | Carsten Klude
Viele Volkswirte, Analysten, Marktteilnehmer und nicht zuletzt die Amerikaner selbst beurteilen den Zustand und die Aussichten für die US-Wirtschaft negativ. Angesichts einer hohen Arbeitslosigkeit, der Verschuldung der privaten Haushalte und des Staates sowie der von vielen kritischen Kommentaren begleiteten neuen Runde von Staatsanleihekäufen der Federal Reserve („QE2“: quantitative Lockerung Teil 2) mag dies nicht sonderlich überraschen.
Unserer Meinung nach ist die erneute geldpolitische Lockerung der Fed jedoch nicht als Signal zu verstehen, dass sich die Notenbank Sorgen vor einer deutlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage macht. Anders als die Europäische Zentralbank ist die US-Notenbank nicht allein der Preisstabilität verpflichtet, ihr Mandat umfasst neben der Sicherung moderat steigender Verbraucherpreise auch das Ziel der Vollbeschäftigung. Obwohl sich die US-Wirtschaft auf dem Weg der Besserung befindet, hat die Fed beide Ziele verfehlt: Die Inflationsrate ist zu niedrig, die Arbeitslosenquote zu hoch. Vor diesem Hintergrund kündigte die Fed vergangene Woche an, weitere Staatsanleihen im Volumen von 600 Milliarden US-Dollar bis Mitte nächsten Jahres zu kaufen. Schließt die Fed das Ankaufprogramm plangemäß ab, entspricht der Wert der angekauften Wertpapiere seit dem Beginn der Krise ungefähr der Wirtschaftsleistung Frankreichs im Jahr 2010.
Der erneute Kauf von Staatsanleihen könnte über verschiedene Wege positiv auf die US-Wirtschaft wirken. Die Zinsen für Staatsanleihen dürften weiter sinken und damit auch das Zinsniveau für Hypothekenpapiere, Unternehmensanleihen und andere Anleihen. Die Finanzierungssituation für Unternehmen sowie öffentliche und private Haushalte sollte sich dadurch verbessern. Neben günstigeren Finanzierungsbedingungen gibt es zwei weitere mögliche Kanäle, über die die expansive Geldpolitik noch wirken kann: Je geringer das Zinsniveau für Anleihen ist, desto attraktiver wird es für Investoren, in riskantere Wertpapiere zu investieren. Der erneute Aufkauf von Staatsanleihen dürfte damit auch einen stützenden Effekt für den Aktienmarkt haben. Steigen die Aktienkurse, nimmt das Vermögen der Amerikaner zu, so dass diese mehr konsumieren können. Zudem steigt der Druck auf Anleiheninvestoren, Gelder im Ausland anzulegen, um eine Mindestrendite zu erzielen. Damit wirkt die Maßnahme der Fed zumindest kurzfristig schwächend auf den Außenwert des US-Dollar und regt damit die Exporte an.
Selbst innerhalb der Fed ist allerdings umstritten, ob die Maßnahmen einen derart positiven Effekt auf die Inflation und den Arbeitsmarkt haben, dass dies die möglichen langfristigen Nebenwirkungen einer solchen Geldpolitik rechtfertigt. Denn die Finanzierungsbedingungen für große Unternehmen und Haushalte sind bereits sehr attraktiv. Für die Haushalte wirkt eine günstigere Refinanzierung ihrer Immobilienkredite zwar entlastend, vor dem Hintergrund der angespannten Arbeitsmarktsituation bleibt ein deutlicher Anstieg der Verschuldung zur Finanzierung neuen Konsums aber unwahrscheinlich. Viele Unternehmen haben bereits ihre Investitionen ausgeweitet, ob der leichte Rückgang des Zinsniveaus zu einem signifikanten Anstieg der Investitionen führen wird, ist ebenfalls zu bezweifeln. Darüber hinaus haben Gewerbeimmobilien in der Krise an Wert eingebüßt und sind damit als Kreditsicherheit weniger werthaltig geworden.
Diese Probleme werden durch eine noch expansivere Geldpolitik aber nicht ausreichend adressiert. Insofern ist es fraglich, ob günstigere Finanzierungsbedingungen tatsächlich einen positiven Einfluss auf die Konjunktur und damit auf den Arbeitsmarkt haben. Auch der Effekt auf den Außenwert des US-Dollar könnte sich lediglich als temporär erweisen. Zwar hat der Greenback auch in der Vergangenheit abgewertet, wenn die Fed eine expansive Geldpolitik angekündigt hat, doch hat sich dies oftmals nur als vorübergehend erwiesen. Wir erwarten daher, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar wieder an Wert verlieren sollte. Selbst wenn die US-Wirtschaft von einem Anstieg des Außenhandels profitieren könnte, dürfte der Gesamteffekt begrenzt bleiben, weil die US-Wirtschaft mit einem Exportanteil von etwas über 12% am Bruttoinlandsprodukt (Deutschland: 46%) maßgeblich auf eine starke Binnennachfrage angewiesen ist.
Zwar halten wir die Maßnahmen der Fed für wenig geeignet, der US-Wirtschaft maßgeblichen Schwung zu geben, doch ist es ungeachtet dessen ebenso unwahrscheinlich, dass die amerikanische Volkswirtschaft in eine neue Rezession zurückfällt. Denn mittlerweile haben sich die meisten Frühindikatoren von der Schwächeperiode in den Sommermonaten erholen können, so dass die Diskussion um ein "Double Dip" weitestgehend verstummt ist. Sowohl der US Leading Indicator als auch die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor liegen auf einem Niveau, das auf ein Wirtschaftswachstum von rund 3% hindeutet. Allerdings stellt sich die Situation nicht für alle Bereiche der amerikanischen Volkswirtschaft so positiv dar. Profitieren können bisher insbesondere die Großunternehmen, da diese von der Erholung der Weltwirtschaft und der Nachfrage aus dem Ausland stark beeinflusst werden.
Unserer Meinung nach ist die erneute geldpolitische Lockerung der Fed jedoch nicht als Signal zu verstehen, dass sich die Notenbank Sorgen vor einer deutlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage macht. Anders als die Europäische Zentralbank ist die US-Notenbank nicht allein der Preisstabilität verpflichtet, ihr Mandat umfasst neben der Sicherung moderat steigender Verbraucherpreise auch das Ziel der Vollbeschäftigung. Obwohl sich die US-Wirtschaft auf dem Weg der Besserung befindet, hat die Fed beide Ziele verfehlt: Die Inflationsrate ist zu niedrig, die Arbeitslosenquote zu hoch. Vor diesem Hintergrund kündigte die Fed vergangene Woche an, weitere Staatsanleihen im Volumen von 600 Milliarden US-Dollar bis Mitte nächsten Jahres zu kaufen. Schließt die Fed das Ankaufprogramm plangemäß ab, entspricht der Wert der angekauften Wertpapiere seit dem Beginn der Krise ungefähr der Wirtschaftsleistung Frankreichs im Jahr 2010.
Der erneute Kauf von Staatsanleihen könnte über verschiedene Wege positiv auf die US-Wirtschaft wirken. Die Zinsen für Staatsanleihen dürften weiter sinken und damit auch das Zinsniveau für Hypothekenpapiere, Unternehmensanleihen und andere Anleihen. Die Finanzierungssituation für Unternehmen sowie öffentliche und private Haushalte sollte sich dadurch verbessern. Neben günstigeren Finanzierungsbedingungen gibt es zwei weitere mögliche Kanäle, über die die expansive Geldpolitik noch wirken kann: Je geringer das Zinsniveau für Anleihen ist, desto attraktiver wird es für Investoren, in riskantere Wertpapiere zu investieren. Der erneute Aufkauf von Staatsanleihen dürfte damit auch einen stützenden Effekt für den Aktienmarkt haben. Steigen die Aktienkurse, nimmt das Vermögen der Amerikaner zu, so dass diese mehr konsumieren können. Zudem steigt der Druck auf Anleiheninvestoren, Gelder im Ausland anzulegen, um eine Mindestrendite zu erzielen. Damit wirkt die Maßnahme der Fed zumindest kurzfristig schwächend auf den Außenwert des US-Dollar und regt damit die Exporte an.
Selbst innerhalb der Fed ist allerdings umstritten, ob die Maßnahmen einen derart positiven Effekt auf die Inflation und den Arbeitsmarkt haben, dass dies die möglichen langfristigen Nebenwirkungen einer solchen Geldpolitik rechtfertigt. Denn die Finanzierungsbedingungen für große Unternehmen und Haushalte sind bereits sehr attraktiv. Für die Haushalte wirkt eine günstigere Refinanzierung ihrer Immobilienkredite zwar entlastend, vor dem Hintergrund der angespannten Arbeitsmarktsituation bleibt ein deutlicher Anstieg der Verschuldung zur Finanzierung neuen Konsums aber unwahrscheinlich. Viele Unternehmen haben bereits ihre Investitionen ausgeweitet, ob der leichte Rückgang des Zinsniveaus zu einem signifikanten Anstieg der Investitionen führen wird, ist ebenfalls zu bezweifeln. Darüber hinaus haben Gewerbeimmobilien in der Krise an Wert eingebüßt und sind damit als Kreditsicherheit weniger werthaltig geworden.
Diese Probleme werden durch eine noch expansivere Geldpolitik aber nicht ausreichend adressiert. Insofern ist es fraglich, ob günstigere Finanzierungsbedingungen tatsächlich einen positiven Einfluss auf die Konjunktur und damit auf den Arbeitsmarkt haben. Auch der Effekt auf den Außenwert des US-Dollar könnte sich lediglich als temporär erweisen. Zwar hat der Greenback auch in der Vergangenheit abgewertet, wenn die Fed eine expansive Geldpolitik angekündigt hat, doch hat sich dies oftmals nur als vorübergehend erwiesen. Wir erwarten daher, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar wieder an Wert verlieren sollte. Selbst wenn die US-Wirtschaft von einem Anstieg des Außenhandels profitieren könnte, dürfte der Gesamteffekt begrenzt bleiben, weil die US-Wirtschaft mit einem Exportanteil von etwas über 12% am Bruttoinlandsprodukt (Deutschland: 46%) maßgeblich auf eine starke Binnennachfrage angewiesen ist.
Zwar halten wir die Maßnahmen der Fed für wenig geeignet, der US-Wirtschaft maßgeblichen Schwung zu geben, doch ist es ungeachtet dessen ebenso unwahrscheinlich, dass die amerikanische Volkswirtschaft in eine neue Rezession zurückfällt. Denn mittlerweile haben sich die meisten Frühindikatoren von der Schwächeperiode in den Sommermonaten erholen können, so dass die Diskussion um ein "Double Dip" weitestgehend verstummt ist. Sowohl der US Leading Indicator als auch die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor liegen auf einem Niveau, das auf ein Wirtschaftswachstum von rund 3% hindeutet. Allerdings stellt sich die Situation nicht für alle Bereiche der amerikanischen Volkswirtschaft so positiv dar. Profitieren können bisher insbesondere die Großunternehmen, da diese von der Erholung der Weltwirtschaft und der Nachfrage aus dem Ausland stark beeinflusst werden.