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Am Dollar hängt es

21.11.2010  |  Klaus Singer
Der G20-Gipfel in Korea ist ohne greifbare Konsequenzen zu Ende gegangen. Der IWF soll in regelmäßigen Abständen über globale Ungleichgewichte berichten. Die Berichte können die Regierungen dann nach Belieben "in die Tonne kloppen".

Passend zum G20-Gipfel brach die Euro-Schuldenkrise wieder aus und führte dazu, dass der Dollar erstarkte. Die Erwartungen waren wegen QE2 gerade umgekehrt, nämlich auf weitere Schwäche des Greenback, ausgerichtet. Der Dollar erstarkte nicht nur gegen Euro und Yen, sondern auch gegen einen größeren Korb von Währungen, wie der Dollar-Index zeigt (siehe Chart!). Allerdings könnte es das auch schon wieder gewesen sein: Der Dollar-Index ist aus dem zuletzt etablierten Aufwärtskanal herausgefallen.

Das korrespondiert zu Euro/Dollar: Das Währungspaar erreichte in dieser Woche im Tief ~1,3460 und notiert aktuell über 1,36. Zwar ist nicht auszuschließen, dass die Bewegung kurzfristig nochmals korrigiert wird, aber übergeordnet sind jetzt Kurse von 1,38+ zu erwarten (siehe Chart!).

Der S&P 500 kam bei ~1228 nicht weiter und versucht nun die Stabilisierung oberhalb von 1173 (siehe Chart!). Katalysator für die Gewinnmitnahmen bisher (mehr ist es bisher nicht) war neben der Euro-Schuldenkrise die inflationäre Überhitzung in China und die geldpolitischen Maßnahmen der Regierung dagegen. Zudem wollen Gerüchte wissen, dass Kapitalverkehrskontrollen geplant sind, um die QE2-Schwemme abzuwehren. Als dritter Katalysator spielten Befürchtungen eine Rolle, die Fed könne den QE2-Umfang reduzieren. Ausschlaggebend hierfür waren einzelne, überraschend gut ausgefallene Makrodaten.

Da die Märkte technisch angeschlagen sind, sind sie für Gerüchte und Meinungen besonders empfänglich. Und werden dementsprechend hin und her gerissen.

Irland will jetzt mit der EU und dem IWF zusammen arbeiten, um den schwachen Bank-Sektor zu stützen. Diese Meldung diente am Donnerstag als Anlass für einen kleinen bullischen Befreiungsschlag. Schätzungen gehen davon aus, dass irische Banken bis zu 100 Mrd. Euro an frischem Kapital brauchen. Das ist etwa halb so viel wie das irische BIP.

Finanz-Aktien verhielten sich zuletzt besonders volatil. Der ETF "EStoxx50_Banks" sieht schon seit einiger Zeit technisch schwach aus, hier drücken sich die Bedenken hinsichtlich der Euro-Schuldenkrise aus ("Haircut" usw.) (siehe Chart!).

Die US-Verbraucherpreise haben im Okt die kleinste, jemals gemessene Jahressteigerung (Beginn der Zeitreihe 1957) verzeichnet. Das trägt auch nicht eben zu bull. Stärke bei - ist doch eine moderate Inflation, noch dazu in der Anfangsphase, eine willkommene Stütze für bull. Positionen.

Einzelhandelsaktien tendieren fest, gestützt durch gute Unternehmens- und Makro-Nachrichten aus dem Bereich. So hat z.B. Target das beste Weihnachtsgeschäft der zurückliegenden Jahre prognostiziert. Wal-Mart und Home Depot hoben ihren Gewinn-Ausblick an. Das harmoniert mit dem Verlauf der US-Einzelhandelsdaten. Die Wetten auf ein starkes Weihnachtsgeschäft sind eingeläutet.

Gewinnmitnahmen bei Aktien oder mehr? Die Gewinnmitnahmen haben bisher dazu geführt, dass die EMA14 in einigen großen US-Indices nach unten gedreht hatte. Die EMA50 wurde teilweise intraday getestet, sie zeigt von ihrem Aufwärtsmomentum her zuletzt Tempoverlust. Solange die EMA50 per Schlusskurs nicht signifikant unterschritten ist, ist das Geschehen weiterhin als "Gewinnmitnahme" einzustufen.

Parallel mit dem erstarkenden Dollar kamen Rohstoffe und Edelmetalle stark unter Druck. Dabei dürfte die primäre Ursache für einknickende Rohstoffpreise in der Befürchtung liegen, die chinesische Konjunkturlokomotive könnte erlahmen. Agrarrohwaren waren ebenfalls stark betroffen - hier spielten Gerüchte eine Rolle, die chinesische Regierung könnte die Nahrungsmittelpreise stärker reglementieren.

Stellvertretend für andere Rohstoffe das Chartbild von Gold: Der Preis testet momentan eine lange Aufwärtslinie von oben. Hat sie Bestand, dürfte sich Gold (und damit auch der Rohstoff-Komplex insgesamt) eher wieder nach oben orientieren (siehe Chart!).

Währungen signalisieren zwischenzeitlich zwar noch keine Risiko-Aversion, wie sich am Chart des ETF "Currency_Carry" ablesen lässt. Aber zumindest findet eine Testbewegung Richtung EMA50 statt. Wurde die in der Vergangenheit unterschritten, zeigte das Risikoaversion. Der ETF-Preis ist zunächst an einem wichtigen Widerstand abgeprallt, der seit Okt 2009 nicht nachhaltig überwunden werden konnte (siehe Chart!).

Die Marktindikatoren für Aktien spiegeln die zuletzt gesehene Kursbewegung gut wider (siehe Chart!). Die Volumenverteilung befindet sich in Distribution. Gleichzeitig zeigt der VIX Zeichen "unangemessener Sorglosigkeit". In Distribution wäre ein "gieriges" Bild erforderlich als Zeichen, dass genügend gierige Käufer da sind, um das distribuierte Material aufzunehmen. Also sinken die Kurse in einer solchen Situation. Hinzu kommt, dass zuletzt bull. Positionen in Indexoptionen aufgelöst wurden. Mit dem Schlusskurs vom Freitag kommen aber wieder bullische Signale von beiden Sentimentindikatoren.

Fazit: Nach dem QE2-Jubel folgt die Ernüchterung. Bei Rohstoffen kam es zu scharfen Einbrüchen, Aktien hielten sich vergleichsweise stabil. Wenn es keine schnelle Erholung bei Rohstoffen gibt, könnte das erste Zweifel sähen hinsichtlich der "All-Heilkraft" von QE2.




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