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Eine andere Art Deflation

24.11.2010  |  Clif Droke
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Das komplette Gegenteil dieser Meinung vertrat ein 92-Jähriger, mit dem ich mich im südöstlichen North Carolina unterhielt. Es ist noch aktiver Geschäftsmann und Immobilienanleger und verfügt für sein Alter über eine beeindruckende Geistesschärfe. Er kann sich noch sehr deutlich an die Große Depression erinnern, und er ist der Meinung, dass die aktuelle Rezession "aufgrund der heutigen Inflationsrate" schlimmer ist als die Depression damals. Er meinte: "Während der Depression war Geld knapp, und die Menschen hatten große Probleme, an Geld zu kommen, aber zumindest waren die Preise niedrig. Und deswegen war es auch möglich, zumindest mit Ach und Krach auszukommen und die notwendigen Dinge zu bekommen." Er fügte hinzu, die derzeitige Preisinflation, die beim Endkonsumenten ankommt, mache es jenen, die keine Arbeit mehr haben, so schwer, die Güter des täglichen Bedarfs zu kaufen und die Rechungen zu bezahlen.

Auch wenn sich diese Einschätzungen diametral entgegenstehen, so enthalten doch beide Ansichten wahre Elemente. Für diejenigen, die aktuell eine Anstellung haben oder anderweitig über ein stetiges Einkommen verfügen, drängt sich ein Vergleich der derzeitigen Rezession mit der Großen Depression nicht auf. Für die Arbeitslosen könnte die Rezession allerdings der Großen Depression gleichkommen. Zudem lässt sich nicht leugnen, dass die Preisniveaus im Einzelhandel heute deutlich höher liegen als damals in den 1930ern. Da jetzt allgemein davon ausgegangen wird, das groß angekündigte monetäre Stimulusprogramm "QE 2" werde die Einzelhandelspreise in den kommenden Monaten weiter nach oben drücken, warum sollte überhaupt noch jemand das Wort Deflation in den Mund nehmen? Sollte uns die Möglichkeit verstärkter Inflation nicht viel mehr zu denken geben?

Zur Beantwortung dieser Frage blicken wir zurück auf in die Geschichte der USA, auf eine Zeit, in der Ähnliches passierte. Die 1890er waren unserem Jahrzehnt in vielerlei Hinsichten ähnlich. Zu jener Zeit durchliefen die USA einen großen Wandlungsprozess von einer zuvor überwiegend landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft hin zur Industriegesellschaft. Jene Zeit war zudem von einer deflationären Grundstimmung geprägt, die durch eine versuchte Re-Inflationierung der Wirtschaft ausgeglichen wurde. Auch aus Sicht der langfristigen Kress-Zyklen sind die 1890er analog zu unserem Jahrzehnt zu betrachten:

Der letzte 120-Jahre-Zyklus erreichte seine Talsohle im Jahr 1894, und der aktuelle 120-Jahre-Zyklus wird im Jahr 2014 seinen Tiefpunkt erreichen. Auch wenn die Jahre zwischen 1890-1894 aus technischer Sicht zum hyperdeflationären Teil des 120-Jahre-Zyklus zählten, so waren aber die inflationären Bestrebungen der Regierung stark genug, um den Aktienmarkt (gemessen am Axe-Houghton-Index) auf ein neues Allzeithoch zu treiben. Erst ab Anfang 1893 brachen die Aktienpreise ein und die Deflation griff um sich.

Wie wir wissen, neigt die Geschichte zu Wiederholungen, und auch diesen Mal wird es nicht anders sein. Die Fed versucht mit allen Kräften, die schwächelnde Wirtschaft durch Zinssatzsenkungen und vermehrte Liquidität zu stützen. Der Fed stellt sich dabei ein ähnliches Problem, mit dem sich auch der Staat in den 1890er Jahren konfrontiert sah - nämlich Vertrauensverlust. Die Anhebung der Preisniveaus von Vermögensanlagen durch Re-Inflationierung wird nur eine gewisse Zeit vorhalten, bevor die Abwärtskraft des hyperinflationären 120-Jahre-Zyklus diese Anstrengungen wieder zu Nichte machen wird.

Dennoch lässt sich der vorübergehende, zwischenzeitliche Erfolg dieser re-inflationären Anstrengungen nicht leugnen. Da der 4-Jahre-Zyklus erst kürzlich seine Talsohle erreichte und der 6-Jahre-Zyklus bis Oktober nächsten Jahres steigen wird, gibt es im kommenden Jahr Potential für kräftige steigende Aktien- und Rohstoffpreise. Das hätte wiederum auch den Effekt steigender Einzelhandelspreise.

Zudem haben wir in der Geldpolitik der US-Zentralbank einen weiteren Faktor, der die Einzelhandelspreise in den kommenden Monaten zusätzlich antreibt. Am 3. November verkündete die Federal Reserve, sie werde eine weitere Runde quantitativer Lockerungen (QE) einleiten, indem sie bis April 2011 zusätzliche Anleihen im Wert von 600 Milliarden $ aufkaufen wird. Immobilienmarktexperte Robert Campbell veröffentlichte eine lohnenswerte Einschätzung des QE 2-Programms der Fed (in seinem Newsletter "Campbell Real Estate Timing Letter" www.SanDiegoRealEstateReport.com vom 15. November). Er schreibt:

"Hinter QE verbirgt sich einfach ausgedrückt Folgendes: Indem man Anleihen aufkauft und Geld ins System schießt, sorgt man für sinkende Zinssätze und Wertsteigerungen bei den Finanzanlagen (d.h. Aktien und Anleihen). Aufgrund dieser erhöhten Bewertungen werden sich die Leute reicher fühlen und sich mit Blick auf die Zukunft zuversichtlicher zeigen; die Verbraucher treibt das zu verstärkten Ausgaben - und sogar zur Aufnahme neuer Schulden. Die verstärkten Ausgaben helfen nun den Unternehmen, die wiederum mehr Leute einstellen und in der Folge für Wirtschaftswachstum sorgen, das schließlich lebendigere und nachhaltigere Niveaus erreicht. Das zumindest ist die Theorie."




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