Schuldenkrise? Bei uns nicht!
05.12.2010 | Klaus Singer
Bullische Analysten in den USA hoffen schon seit einiger Zeit darauf, dass die Finanzmärkte "endlich" die Schuldenkrise der Euro-Zone anzustarren aufhören und sich den "guten" US-Makrodaten zuwenden. Scheint so, als ginge ihr Wunsch nun in Erfüllung.
Ja, die Stimmungsindikatoren entwickeln sich zumindest nicht negativ, das US-Verbrauchervertrauen zeigt für November eine positive Entwicklung (siehe Chart!), auch wenn hier Entwarnung erst gegeben werden, wenn der Pegel bei 61 überwunden wird. Ein ähnliches kfr Bild zeigt der ISM-Index für November. Er hielt sich knapp behauptet am unteren Ende der Spanne der Erwartungen. Der kfr Trend ist leicht aufwärts einzuordnen (siehe Chart!), aber im längerfristigen Rahmen ist die Lage nicht stabil.
Positiv auch, dass im Rahmen des beginnenden Weihnachtsgeschäfts, dessen Verlauf gerade in den USA viel beachtet wird, die Anzahl der pflichtbewussten Konsumenten, die über das lange Thanksgiving-Wochenende shoppen waren, gegenüber 2009 um 8,7% angestiegen ist.
Doch dann kam am gestrigen Freitag der Rückschlag: Die Anzahl der Arbeitsplätze ist im November nur um 39.000 angestiegen, die Latte der Erwartungen lag bei rund 150.000. Sofort brach Rätselraten aus. Und weil man ja rätselte, konnte man keine Aktien (bzw. Futures) kaufen. Die fielen also in kurzer Zeit, während Treasuries gesucht waren. Am Ende des Tages dann lagen Aktien leicht im Plus und TBonds im Minus.
Das Rätselraten aber blieb: Wer hat recht? Die tristen Arbeitsmarktdaten für November oder die vorher bekannt gegebenen, eher positiven Makrodaten. Einstweilen tröstet man sich damit, dass schon das am Mittwoch veröffentlichte Beige Book, sowie Bernanke höchstselbst, auf den weiter schwachen Arbeitsmarkt hingewiesen hatten.
Die Geschwindigkeit der Erholung am Arbeitsmarkt ist recht gut vergleichbar mit der Entwicklung nach der Rezession 2001, sie kann nur als "flau" bezeichnet werden. Frühere Nach-Rezessions-Phasen zeigten eine viel dynamischere Erholung. Immerhin weist der kurzfristige Trend leicht aufwärts (siehe Chart!).
Gegen die Arbeitslosigkeit könnte man eigentlich rasch etwas tun: Die US-Web-Seite ETFguide hat vorgerechnet, dass mit dem Volumen von QE2 vier Millionen Jobs für zwei Jahre hätten finanziert werden können. Die US-Infrastruktur sei so marode, heißt es, dass jeder Dollar hier sinnvoll eingesetzt ist. Merke, mit Bonds kann man keine Straßen pflastern.
"Leicht aufwärts" - dieses Prädikat vom Arbeitsmarkt kann man auch der Erholung der Wirtschaft insgesamt anheften. Der auf INDPRO (Industrieproduktion), PAYEMS (Zahl der Arbeitsplätze), DSPIC (verfügbares persönliches Einkommen) und PCE (persönliche Auslagen) basierende Diffusionsindex notiert jetzt bei 50%, der Grenzlinie zwischen Expansion und Kontraktion (siehe Chart!). Vergleicht man dessen Verlauf zwischen 2003 und 2007 mit früheren Nach-Rezessions-Verläufen, kann man die mangelnde fundamentale "Qualität" schon dieser Phase ermessen. Und mehr kann man von der vor uns liegenden Phase auch nicht erwarten, wenn überhaupt.
Weg mit der Miesepetrigkeit! Die Woche endete sehr "versöhnlich".
Nachdem zu Wochenbeginn die angebliche Lösung der Irland-Krise keine Stunde gefeiert worden war und danach der Euro/Dollar als Krisenmaß erst unter den seit Juni bestehenden Aufwärtskanal und dann auch noch durch die wichtige Marke von 1,30 geprügelt wurde, fand das Währungspaar am Mittwoch einen Boden. Es ging das Gerücht um, die EZB könnte ihr QE-Programm deutlich ausweiten. Das wurde später dann nicht bestätigt, vielmehr erinnerte EZB-Trichet daran, dass ja der Euro-Schutzschirm vergrößert werden könnte. Gleichzeitig hat die EZB aber tatsächlich in nennenswertem Umfang Schrottanleihen aus Irland und Portugal gekauft.
Es ist sowieso müßig, darüber zu spekulieren, was die plötzliche Umkehr bewirkte. Irgendwann geht jede Übertreibung zu Ende und schließlich stehen nun auch die USA budget-politisch nicht gerade wie der Fels in der Brandung da. Also ging es mit Euro/Dollar wieder andersherum und nach den schwachen US-Arbeitsmarktdaten notiert das Währungspaar nun wieder im Aufwärtskanal aus Juni (siehe Chart!).
Was spielt es da für eine Rolle, dass Paul Krugman sagt, Irland sei bei einem Zins von 5,8% insolvent. Ein nominales Wachstum in dieser Größenordnung ist auf Jahre hinaus völlig unrealistisch. Oder, dass Willem Buiter sagt, große Teile der europäischen Peripherie, einschließlich Spanien, seien effektiv insolvent. Auch der gut gemeinte Vorschlag von Martin Wolf verhallte, Irland sollte die Bank-Garantien fallen, die Bond-Eigner zahlen lassen und mit den eigenen Schulden in die Pleite gehen,.
Ja, die Stimmungsindikatoren entwickeln sich zumindest nicht negativ, das US-Verbrauchervertrauen zeigt für November eine positive Entwicklung (siehe Chart!), auch wenn hier Entwarnung erst gegeben werden, wenn der Pegel bei 61 überwunden wird. Ein ähnliches kfr Bild zeigt der ISM-Index für November. Er hielt sich knapp behauptet am unteren Ende der Spanne der Erwartungen. Der kfr Trend ist leicht aufwärts einzuordnen (siehe Chart!), aber im längerfristigen Rahmen ist die Lage nicht stabil.
Positiv auch, dass im Rahmen des beginnenden Weihnachtsgeschäfts, dessen Verlauf gerade in den USA viel beachtet wird, die Anzahl der pflichtbewussten Konsumenten, die über das lange Thanksgiving-Wochenende shoppen waren, gegenüber 2009 um 8,7% angestiegen ist.
Doch dann kam am gestrigen Freitag der Rückschlag: Die Anzahl der Arbeitsplätze ist im November nur um 39.000 angestiegen, die Latte der Erwartungen lag bei rund 150.000. Sofort brach Rätselraten aus. Und weil man ja rätselte, konnte man keine Aktien (bzw. Futures) kaufen. Die fielen also in kurzer Zeit, während Treasuries gesucht waren. Am Ende des Tages dann lagen Aktien leicht im Plus und TBonds im Minus.
Das Rätselraten aber blieb: Wer hat recht? Die tristen Arbeitsmarktdaten für November oder die vorher bekannt gegebenen, eher positiven Makrodaten. Einstweilen tröstet man sich damit, dass schon das am Mittwoch veröffentlichte Beige Book, sowie Bernanke höchstselbst, auf den weiter schwachen Arbeitsmarkt hingewiesen hatten.
Die Geschwindigkeit der Erholung am Arbeitsmarkt ist recht gut vergleichbar mit der Entwicklung nach der Rezession 2001, sie kann nur als "flau" bezeichnet werden. Frühere Nach-Rezessions-Phasen zeigten eine viel dynamischere Erholung. Immerhin weist der kurzfristige Trend leicht aufwärts (siehe Chart!).
Gegen die Arbeitslosigkeit könnte man eigentlich rasch etwas tun: Die US-Web-Seite ETFguide hat vorgerechnet, dass mit dem Volumen von QE2 vier Millionen Jobs für zwei Jahre hätten finanziert werden können. Die US-Infrastruktur sei so marode, heißt es, dass jeder Dollar hier sinnvoll eingesetzt ist. Merke, mit Bonds kann man keine Straßen pflastern.
"Leicht aufwärts" - dieses Prädikat vom Arbeitsmarkt kann man auch der Erholung der Wirtschaft insgesamt anheften. Der auf INDPRO (Industrieproduktion), PAYEMS (Zahl der Arbeitsplätze), DSPIC (verfügbares persönliches Einkommen) und PCE (persönliche Auslagen) basierende Diffusionsindex notiert jetzt bei 50%, der Grenzlinie zwischen Expansion und Kontraktion (siehe Chart!). Vergleicht man dessen Verlauf zwischen 2003 und 2007 mit früheren Nach-Rezessions-Verläufen, kann man die mangelnde fundamentale "Qualität" schon dieser Phase ermessen. Und mehr kann man von der vor uns liegenden Phase auch nicht erwarten, wenn überhaupt.
Weg mit der Miesepetrigkeit! Die Woche endete sehr "versöhnlich".
Nachdem zu Wochenbeginn die angebliche Lösung der Irland-Krise keine Stunde gefeiert worden war und danach der Euro/Dollar als Krisenmaß erst unter den seit Juni bestehenden Aufwärtskanal und dann auch noch durch die wichtige Marke von 1,30 geprügelt wurde, fand das Währungspaar am Mittwoch einen Boden. Es ging das Gerücht um, die EZB könnte ihr QE-Programm deutlich ausweiten. Das wurde später dann nicht bestätigt, vielmehr erinnerte EZB-Trichet daran, dass ja der Euro-Schutzschirm vergrößert werden könnte. Gleichzeitig hat die EZB aber tatsächlich in nennenswertem Umfang Schrottanleihen aus Irland und Portugal gekauft.
Es ist sowieso müßig, darüber zu spekulieren, was die plötzliche Umkehr bewirkte. Irgendwann geht jede Übertreibung zu Ende und schließlich stehen nun auch die USA budget-politisch nicht gerade wie der Fels in der Brandung da. Also ging es mit Euro/Dollar wieder andersherum und nach den schwachen US-Arbeitsmarktdaten notiert das Währungspaar nun wieder im Aufwärtskanal aus Juni (siehe Chart!).
Was spielt es da für eine Rolle, dass Paul Krugman sagt, Irland sei bei einem Zins von 5,8% insolvent. Ein nominales Wachstum in dieser Größenordnung ist auf Jahre hinaus völlig unrealistisch. Oder, dass Willem Buiter sagt, große Teile der europäischen Peripherie, einschließlich Spanien, seien effektiv insolvent. Auch der gut gemeinte Vorschlag von Martin Wolf verhallte, Irland sollte die Bank-Garantien fallen, die Bond-Eigner zahlen lassen und mit den eigenen Schulden in die Pleite gehen,.