Todesglocken für den US-Dollar (Teil 1/2)
03.10.2012 | Jim Willie CB
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Die US-Wirtschaft steckt in einer mächtigen Rezession - eingebettet in grotesker Insolvenz und Anleihebetrug. Da die US Fed nun zu einer weiteren Runde QE-Anleihemonetisierung durchstartet, wird auch das Geldangebot erneut stark ansteigen. Vorteile für die Wirtschaft sind dahingehend nicht zu erwarten, da auch die Kostenstruktur wieder steigen wird, was wiederum die Gewinnspannen schrumpft. Der Faktor der Kapitalzerstörung ist für die linientreuen Ökonomen (die eher als Marketing-Huren der Wall Street und der US-Regierung auftreten und nicht als Analysten und Berater) ein großer blinder Fleck. Die Theorie des Schneeballsystems schreibt vor, dass der Neugeldfluss immer schneller erfolgen muss, um die Entwicklung des Systems konstant zu halten. Das zerlegte Getriebe des US-Wirtschaftsmotors dürfte neue Verwüstungen hervorrufen. Der Chart für die Geldumlaufgeschwindigkeit zeigt, dass ab 1980 ein tödlicher Verfall einsetzte, der Chart zeigt auch einen kräftigen Verfall seit Ausbruch der absoluten Anleihekrise im Jahr 2007. Das neue Geld fließt an Banken für den Rückkauf von Anleihen, für die Deckung von Derivatepositionen und für das Stopfen schwarzer Löcher (Fannie Mae, AIG) unter US-staatlicher Supervision. Das Geld findet seinen Weg nicht in die US-Wirtschaft, um dort weiter zu zirkulieren. Die Plage hat einen Namen: Insolvenz. Insolvenz, die mit vergiftetem Geld aus den Zentralbankenschläuchen wieder und wieder getränkt wurde. Die Geldumlaufgeschwindigkeit sinkt seit Jahren, sie ist das Abbild einer Wirtschaft, die nicht gerade Purzelbäume schlägt.
Stellen Sie sich ein Auto vor, dem die Zylinder fehlen, das Getriebe rast aber vor sich hin, das Auto brennt sich von innen aus und kommt nicht vom Fleck. Der Chart oben dient als der bildliche Beweis dafür, dass der Krieg die Grundursache für den Ruin des Geldes war. Im aktuellen Jahrzehnt ist die Zahl der Kriege endlos. Den USA ist Krieg wichtiger als Industrie. Eine weiterführende Erklärung finden Sie in der September-Ausgabe des Hat Trick Letters.
Aus meiner Sicht lassen sich hier drei wichtige Phasen ausmachen. In der Phase des Vietnamkriegs und in der Folgezeit kam es zu einer enormen Ausweitung des Geldangebots, zu einem enormen nominalen Einkommenswachstum und zu einem enormen Anstieg der Preisinflation. Vereinfacht ausgedrückt: Die US Fed verhinderte nicht, dass sich die Ausweitung der US-Staatsverschuldung auf die Realwirtschaft übertrug. Vier Jahre in Folge stieg der US-Verbraucherpreisindex um mehr als 10%, was auch große Anhebungen der Arbeitergehälter nach sich zog. In der Folge begannen die US-Unternehmen mit der Verlagerung der Industrie ins Ausland. Diese Entwicklung begann mit der Auslagerung von Produktionsstätten in den pazifischen Raum durch Intel. Die Geldumlaufgeschwindigkeit sank, da die Realeinkommen sanken.
Der Höhepunkt dieser Entwicklung war erreicht, als China 1999 der Status des meistbegünstigten Landes zugesprochen wurde, was die Schleusen für ausländische Direktinvestitionen öffnete. China schloss einen Pakt mit den Wall-Street-Teufeln, der noch ans Licht der Öffentlichkeit geraten wird. Das verborgene Motiv der Wall Street war folgendes: Man wollte sich den aus der Mao-Ära stammenden chinesischen Goldschatz ausleihen, um die „Goldpreisdrückung" fortzusetzen, mit der schon die Vereinigten Staaten ruiniert und die Nation betrogen wurden. Die Banker aus den USA und London sahnten das Gold ab und stahlen es.
Die Dynastie der Saud beginnt zu zerfallen
Die loyaleren Jackass-Leser werden sich an eine (oft wiederholte) Geschichte erinnern: Am Ostersonntag im April 2010 fand ein geheimes Treffen von 200 arabischen Milliardären in Abu Dhabi statt. Die Teilnehmer kamen in ungekennzeichneten Jets. Meine Informationsquelle war eines der zwei oder drei weißen Gesichter in dieser Menschenmenge. Sie wurden von ihren Kunden eingeladen. Ein Ergebnis dieser Zusammenkunft war ein Vertrag zwischen den Ölproduzenten vom Persischen Golf (angeführt von den Saudis), um auf einen Pakt mit Russland und China als Schutzmächte in der Goldregion hinzuarbeiten, im Gegenzug sollte finanzielle Kooperation, wirtschaftlicher Aufbau und Fortschritt angeboten werden. Die implizite Botschaft war, dass die Vereinigten Staaten nach und nach aus ihrer Funktion der Schutzmacht entlassen werden sollten. Das Opfer ist sozusagen, der sich in der Schwebe befindende defacto Petro-Dollar-Standard. Die Ereignisse zielen bis zum heutigen Tag auf derartige Veränderungen ab.
Seit den Aufständen in Syrien ist allerdings ein neues Element zur Gemengelage hinzugekommen. Nur kurze Anmerkungen dazu, weil alles so volatil und kontrovers ist: Einige Mitglieder der syrischen Assad-Familie wurden ermordet. Offenbar hatten die Saudis bei den Tötungen ihre Hände im Spiel. Die Hisbollah hat Rache geschworen. Die Verbindungen zum Iran mögen zwar schon seit Langen bestehen, möglicherweise sind sie aber übertrieben dargestellt. Meiner Ansicht nach sind sie im Libanon zu Hause. Im August wurde Prinz Bandar ermordet. Er war der saudische Sicherheitschef und langzeitiger Alliierter der US-Regierung.