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Wie vor 100 Jahren?

05.10.2012  |  Robert Rethfeld
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Ein mögliches Positivszenario wäre dieses: Die durch die starke Abwertung des iranischen Rial ausgelöste Hyperinflation verändert die Situation. Die Demonstrationen gegen die aktuelle Staatsführung werden heftiger. Inflation bzw. Hyperinflation bringen die Bevölkerung gegen die regierenden Politiker auf. Ein Regierungswechsel im Iran könnte dazu führen, dass die Wirtschaftssanktionen des Westens gegenüber dem Iran aufgehoben würden. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit würde der Iran die Ölproduktion forcieren, um Devisen ins Land zu bekommen. Dies wiederum würde den Ölpreis fallen lassen.

Doch was geschieht, wenn es nicht zu einem Regierungswechsel kommt? Wenn es der iranischen Staatsführung gelingt, die in der Bevölkerung vorhandene Wut auf die Amerikaner und Europäer zu kanalisieren, die ja schließlich für die Wirtschaftssanktionen verantwortlich sind? Und wenn die Bevölkerung diese Wut im Bauch hat und "on top" die Israelis die Atomanlagen zerstören, was geschähe dann? Diese Situation könnte Israel mehr kosten als lediglich 500 Menschenleben. Der Iran würde Syrien in den Konflikt hineinziehen, und schon entstünde ein Flächenbrand, der die Türkei nicht außen vor lassen würde. Dies ist ein plausibles Negativszenario. Dabei nicht eingerechnet sind die Komplikationen, die sich auf höherer Ebene zwischen den USA, Russland und China ergeben würden.

China ist das andere Thema. Der asiatische Gigant ist in den vergangenen 20 Jahren erwacht. Betrachtet man die Bedürfnispyramide nach Maslow, so hat China die Elementarbedürfnisse weitgehend hinter sich gelassen. Die nächsten Stufen waren die Befriedigung der Bedürfnisse nach Zugehörigkeit (die Aufnahme in die Welthandelsorganisation erfolgte im Jahr 2001) und nach Wertschätzung. Letztere ist China in den vergangenen Jahren zur Genüge zuteil geworden. Politiker fahren dort gern hin und sonnen sich im chinesischen Erfolg. Gleichzeitig erlebt man auf kommunaler Ebene, wie sehr sich z.B. deutsche Städte anstrengen, chinesische Unternehmen in ihre Stadtgrenzen zu holen. Oder eine chinesische Schule zu beherbergen. China ist in, und China ist stark umworben.

Die letzte Stufe auf der Bedürfnispyramide nach Maslow ist die Selbstverwirklichung. Selbstverwirklichung bedeutet, weitgehend das tun zu können, was man sich schon immer erträumt oder vorgenommen hat. Die Wiederherstellung des weltpolitischen Machtgefüges, das sich durch die industrielle Revolution zu Ungunsten Chinas verschoben hatte, ist eines dieser Ziele. Auf dieser Stufe ist China derzeit aktiv. Dazu gehören ein forcierter Ausbau des Weltraumprogramms, die militärische Aufrüstung sowie die Sicherung und Einforderung territorialer Ansprüche.

Staaten wie Japan, die sich seit über zwanzig Jahren auf dem absteigenden Ast befinden, sind ein willkommener Gegner für eine größere Machtprobe. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges nahm man lange an, dass Grenzen in Stein gemeißelt sind. Doch der Fall der Mauer im Jahr 1989 war der Beweis: Diese statische Betrachtung war eine Illusion. Grenzen haben sich beständig verändert. Und sie werden es weiter tun, Völkerrecht hin oder her. Der Einfluss Japans dürfte in dem Maße weiter zurückgedrängt werden, in dem China selbstbewusster wird. Der Ausgang des Kampfes um die umstrittenen Inselgruppen im südchinesischen Meer dürfte ein erstes diesbezügliches Zeichen setzen.

Blickt man auf die Entwicklung des Dow Jones Index von 1907 bis 1916, so erinnert die damalige Entwicklung an die aktuelle Bewegung des Shanghai Composite Index.

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Damals wie heute ging einer schnellen Erholung frühzeitig die Luft aus.

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Man kann nur hoffen, dass der asiatische Gigant mit seiner potentiellen Pulverfass-Rolle verantwortungsvoll umgeht. Antizipieren Sie die Entwicklung der Finanzmärkte mit Hilfe unserer handelstäglichen Frühausgabe.


© Robert Rethfeld
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