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Japans unbeabsichtigte Politik des starken Yen

13.10.2012  |  Steve Saville
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Der US$ entwickelte sich in den letzten 10 bis 15 Jahren aber auch im Vergleich zu den meisten anderen großen Währungen recht schlecht, daher wollen wir jetzt schauen, wie sich der Yen gegenüber einer starken Währung entwickelte - und zwar gegenüber dem Australischen Dollar (A$). Wie man im folgenden Chart sehen kann, hat es im Wechselkursverhältnis Yen:A$ über die vergangenen Jahre einige große, mehrere Jahre andauernde Schwünge gegeben; das aktuelle Niveau ist dennoch dasselbe wie im Jahr 2003 und im Jahr 1998. In der vom Chart abgedeckten Zeit lief es für den A $ scheinbar wie geschmiert.

Das lag besonders an folgenden Punkten: Der A $ hatte die ganze Zeit über ein Zinssatzvorteil, die australische Wirtschaft war durchgängig stärker als die japanische, es gab einen langfristigen Rohstoffbullenmarkt, der ausländische Investitionen nach Australien strömen ließ und der australische Staat hatte Haushaltsüberschüsse oder nur geringe Defizite zu verbuchen, während die japanische Wirtschaft regelmäßig gewaltige Defizite einfuhr. Zusammengenommen hatten diese "Wellen“ mächtiges Potential, ihnen wirkte aber wieder der trendbestimmende Faktor entgegen (Australiens durchschnittliches Geldmengenwachstum lag im fraglichen Zeitraum viel höher als das Japans.)

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Für den Yen waren in der Vergangenheit ein relativ niedriges Wachstum der Yen-Geldmenge und die langfristige Stärke der Währung charakteristisch, doch das könnte sich in Zukunft deutlich ändern. Japan hat so hohe Staatsschulden angehäuft, dass das Land irgendwann in den nächsten Jahren entweder einen großen Teil seiner Schulden direkt ausfallen lassen muss oder auf die Hilfe der Zentralbank (der BOJ) zurückgreifen muss. Egal welche Option gewählt wird, die Sparer werden auf jeden Fall Schaden tragen. Viele japanische Sparer sind in japanischen Staatsanleihen investiert, bei einem direkten Ausfall würden also einem großen Teil der japanischen Wählerschaft gewaltige nominale Verluste entstehen. Es wäre einfach zu offensichtlich, wer die Schuld an diesen Verlusten tragen würde - der Staat, die Regierung. Welche Regierung auch immer diesen Schritt gehen würde, sie beginge gleichzeitig politisches Harakiri. Aus diesem Grund wird man wahrscheinlich auf die Hilfe der BOJ zurückgreifen.

Die BOJ könnte zum Beispiel größer Tranchen japanischer Staatsschulden monetisieren. Das würde zwar nicht die Gesamtschuldenlast verringern, aber immerhin wäre damit ein Transfer von den Bilanzen der wählenden Bevölkerung auf die Bilanz der japanischen Zentralbank erreicht. Diese Schulden könnten dann ausfallen, wobei die BOJ die Verluste tragen würde. Aufgrund der sinkenden Kaufkraft des Yen wären die Kosten, die den japanischen Sparern entstehen, dann wohl genauso hoch, wie im Fall eines direkten Ausfalls. Die Kosten der Monetisierungsmaßnahmen für die Gesamtwirtschaft wären darüber hinaus noch größer, da mit der Geldschöpfung aus dem Nichts Preissignale verzerrt und Fehlinvestitionen heraufbeschworen werden. Das alles hätte aber den politischen Vorteil, dass es den Durchschnittsbürgern erschwert wird, die Schuldigen auszumachen.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Japan Schulden in großem Stil monetisieren wird; in diesem Fall würde sich der Yen dann zu einer relativ schwachen Währung entwickeln. Schwieriger ist aber die Frage, wann diese großangelegte Schuldenmonetisierung beginnen wird? Wir wissen es auch nicht. Vor einem Jahr dachten wir noch, sie hätte in Japan gerade begonnen, was aber eindeutig nicht der Fall gewesen ist.


© Steve Saville
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Dieser Artikel wurde am 10. Oktober 2012 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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