Ian Gordon: Gerüstet für den harten Kondratjew-Winter?
13.01.2011 | The Gold Report
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The Gold Report: Kommen wir zu Ihren Aussichten für das Jahr 2011 zurück. Sie erwarten eine monetäre Krise und eventuell ein Scheitern des Weltwährungssystems. In diesem Fall ist es sehr sinnvoll, auf Gold zu setzen. Wie sollte ein Anleger vorgehen, wenn sein Portfolio zugunsten von physischem Gold, Goldbergbauaktien, ETF, etc. verschieben möchte? Was würden Sie dahingehend empfehlen?Ian Gordon: Das physische Material sollte man zur Hand haben. Das einzige Papier, das ich beim Gold empfehlen kann, sind die Aktien der Goldbergbauunternehmen. Auf jeden Fall möchte ich nicht in Gold-ETF investieren, denn hier hat man einen Papieranspruch auf"s physische Material. Wer weiß, was passieren wird, wenn uns die ganze Sache um die Ohren fliegt? Welche staatlichen Verordnungen werden dann noch bezüglich Gold und dergleichen kommen? Falls das gesamte Geldsystem hochgeht - und meiner Meinung nach kann das mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:5 noch im Jahr 2011 passieren - dann wird dieser Zusammenbruch viel stärker ausfallen als der von 1931, denn dann scheint das gesamte System zu implodieren. Die Menschen werden dem Papiergeld misstrauen. Ich bin mir nicht sicher, wie genau es zu Ende geht, aber solche Dinge muss man einfach in Betracht ziehen. Das sind schon extreme Ereignisse.
Sind Investitionen in Goldaktien also eine gute Sache? Sie werden in Papiergeld bezahlt und Sie kaufen mit Papiergeld. Was passiert nun, wenn das Papiergeld wertlos wird? Ich weiß es nicht. Ich selbst versuche ja, dieses Szenario für mich zu durchdenken. Aber darüber sollten wir uns alle im Klaren sein. Im Grunde hängen wir mit unseren Fingernägeln über einer großen Schlucht.
The Gold Report: Sie mögen keine Gold-ETF, weil Sie nicht wissen, was der Staat mit der zugrunde liegenden Vermögensanlage machen wird. Aber würde das nicht auch für die Aktien der Bergbauunternehmen gelten? Wenn es nun drunter und drüber geht, könnten Sie sich dann nicht vorstellen, dass der Staat Strafsteuern erhebt oder für Beschränkungen bei der Bergbauproduktion sorgt?
Ian Gordon: Ja, das ist eine Sorge. Ich denke nicht, dass es in Kanada dazu kommen wird; aber hier in den USA - wie wir wissen, ließ Roosevelt in den 1930ern das Gold der US-Bürger konfiszieren. Nach dem 11.September schlug ein Sprecher der Federal Reserve zur Abwendung einer Panik an den Märkten vor, die Fed könne doch die Aktien von Goldunternehmen aufkaufen - diese sozusagen verstaatlichen.
The Gold Report: Rechnen Sie solche Möglichkeiten auch in ihre Bewertung der Junior-Bergbauaktien ein?
Ian Gordon: Das mache ich; aber wir würden wahrscheinlich schon ein paar Hinweise bekommen, sollte etwas derart Drastisches anstehen. Ich habe in Unternehmen in Alaska, Nevada und so weiter investiert. Ich tendiere immer mehr zu Unternehmen, die in Kanada investiert sind, denn das ist das einzige westliche, kapitalistische Land, das noch nie das Gold seiner Bürger konfisziert hat. Der Goldbergbau ist ein so wichtiger Industriezweig für Kanada, dass ich mir auch dieses Mal keine solchen staatlichen Maßnahmen in Kanada vorstellen kann.
The Gold Report: Der kanadische Staat hat aber schon bestimmte Sektoren verstaatlicht, warum glauben Sie nicht, dass dasselbe auch im Bergbausektor passieren könnte?
Ian Gordon: Wenn wir zurück auf die 30er schauen, so war der Goldbergbau damals die bevorzugte Vermögensanlage der meisten Investoren. Es flossen enorme Kapitalmengen in den Goldsektor. Es gab große Endeckungen entlang des gesamten Abitibi-Grünsteingürtels, in British Columbia und den USA. Laut dem U.S. Bureau of Mines waren im Jahr 1940 9.000 Goldminen in Betrieb. Ich denke nicht, dass heutzutage in den Vereinigten Staaten mehr als 500 Goldminen in Betrieb sind. Wenn dieses Mal Geld in den Goldbergbausektor fließt - so wie in den 1930ern, und ich bin mir sicher, das es so kommen wird - dann wird ein großer Teil dieses Geld nach Kanada fließen, von überall auf der Welt.
The Gold Report: Wenn ich Sie richtig verstehe, dann bemessen Sie die von Ihnen beobachten Juniors nach einer Formel, bei der die Bewertung des Managements und der Projekte 50% einer guten Investition ausmacht. Und Sie wollen Potential sehen, dass sich Ihre Investition innerhalb von 10 Monaten verdoppeln kann. Können Sie uns ein wenig mehr darüber erzählen, wie Sie Unternehmen analysieren?
Ian Gordon: Erstens investiere ich in ein Unternehmen überhaupt erst dann, wenn ich dessen Management kenne; und das ist ziemlich einfach, wenn man hier in British Columbia lebt. Ich möchte Vertrauen in ein Management haben, ein Gefühl dafür entwickeln - das Management ist der Schlüssel. Ich habe schon gute Unternehmen gesehen, die durch ein schlechtes Management verhunzt wurden. Ich habe Unternehmen gesehen, denen bestenfalls mittelmäßiges Potential nachgesagt wurde, aber ein gutes Management kann solche Unternehmen immer wieder in herausragende Investitionen verwandeln. Ein Beispiel kommt mir dabei sofort in den Sinn: Premier Gold Mines Ltd. (TSX:PG). Ewan Downie, der CEO und Präsident, hat außergewöhnliche Arbeit für die Anteilseigner geleistet, und seine hervorragenden Eigenschaften als Führungsperson und Manager in Bereich Edelmetalle hatte er schon zuvor unter Beweis gestellt. Seine Aktie wird bei ca. 7,39 $ gehandelt, das entspricht also einer Marktkapitalisierung von ungefähr 700 Millionen $. Premier hat, denke ich, 2 Millionen Unzen Gold im Boden, und die Menge steigt. Die Aktie ist auf jeden Fall teuer. Und sie ist teuer, weil Ewan Downie so ein guter Unternehmensführer ist.