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Inflation in Europa, Deflation in den USA?

21.01.2011  |  Carsten Klude
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Zudem zeigt ein Blick auf die langfristige Entwicklung der Verbraucherpreise, dass die Inflation in den Industrieländern im Laufe der Jahre kontinuierlich zurückgegangen ist. Die Zunahme der internationalen Arbeitsteilung und Konkurrenz hat dazu geführt, dass Güter günstiger produziert werden konnten und die Preissetzungsspielräume der Unternehmen insgesamt begrenzt geblieben sind. Unseres Erachtens dürfte dies auch in den kommenden Jahren ein wesentlicher Faktor bleiben, der den Inflationsdruck begrenzt.

Die Ausweitung der Zentralbankgeldmenge dürfte auf absehbare Zeit kaum Auswirkungen auf die Inflation haben. Zwar wurde die im Umlauf befindliche Zentralbankgeldmenge seit dem Beginn der Krise erheblich ausgedehnt, doch ist dieses Geld bisher kaum in der Realwirtschaft angekommen. Die für die Realwirtschaft entscheidenden Geldmengen M3 bzw. M2 sind jedoch bisher nur vergleichsweise geringfügig gewachsen, weil die Banken die zur Verfügung stehende Liquidität nur zu einem geringen Teil an Unternehmen und Haushalte weitergereicht haben.

Mit der Zunahme der konjunkturellen Dynamik in diesem Jahr dürften allerdings die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass die Banken wieder mehr Kredite an die private Wirtschaft ausreichen. Wir halten es zwar für sehr unwahrscheinlich, dass die Geldmenge auf absehbare Zeit stark wächst, doch wir rechnen wieder mit höheren Zuwachsraten in diesem Jahr.

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Alles in allem haben wir unsere Inflationsprognosen für das Jahr 2011 etwas erhöht: Für die Länder der Europäischen Währungsunion erwarten wir eine Inflationsrate von durchschnittlich 2,2%, in den USA rechnen wir mit einer mittleren Teuerungsrate von 2,1%.

Sollte sich unser Inflations- und Konjunkturszenario bestätigen, dann könnte insbesondere die Fed schon früher erste Anpassungen an ihrer Geldpolitik vornehmen als derzeit vom Markt erwartet wird. So ist in den Zins-Futures erst im nächsten Jahr eine Anhebung des Leitzinses um 75 Basispunkte eingepreist. Wenn die Teuerung in den USA aber schneller ansteigt, sollte das Thema Deflation unseres Erachtens auch für die Fed an Bedeutung verlieren, so dass uns eine Anhebung um 25 Basispunkte bereits in diesem Jahr realistisch erscheint.

In Europa rechnen wir wie der Markt auch mit Zinsanhebungen um 50 Basispunkte in der zweiten Jahreshälfte. Sollte sich das positive konjunkturelle Momentum fortsetzen, erscheint uns die vom Markt erwartete Anhebung um weitere 50 Basispunkte im Jahr 2012 jedoch zu gering. Der neutrale Zins, den die EZB anstreben dürfte, liegt eher bei 3%.


© Carsten Klude, Dr. Christian Jasperneite, Matthias Thiel
M.M.Warburg Investment Research

Quelle: Auszug aus "Konjunktur und Strategie" vom 13.01.2011



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