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Währungskriege: Angriff der USA

25.10.2012  |  Axel Merk
Fed-Chef Bernanke verdoppelt mit QE 3 seinen Wetteinsatz und gibt China und Brasilien damit Folgendes zu verstehen: Lasst Eure Währungen aufwerten. Man muss kein Experte sein, um zu erkennen, dass Bernanke einen niedrigeren US-Dollarkurs möchte. Ist es nur ein Krieg der Worte, oder ein richtiger Krieg? Und wer wird diesen Krieg gewinnen?

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Die billigsten Fed-Maßnahmen sind jene, bei denen die Fed-Vorstände nur ein paar Worte äußern müssen und schon bewegt sich der Markt. Zinssatzsenkungen sind da schon teurer, noch teurer wird es bei Zinssatznotsenkungen und Geldschöpfung im Umfang von Milliarden - später Billionen - Dollars. Die Kommunikationsstrategie der Fed kann dahingehend als Krieg der Worte gewertet werden. Auch die erklärte Bereitschaft der Fed, die Zinssätze bis Mitte 2015 auf Niedrigständen zu halten, fällt in diese Kategorie. Quantitative Lockerungen gehen dann aber über Worte hinaus.

Letzten Monat wurde nun die 3. QE-Runde beschlossen. Diesmal handelt es sich um ein Programm, bei dem die Fed zeitlich unbegrenzt als Ankäufer hypothekarisch besicherter Wertpapiere (mortgage backed securities, MBS) auftritt. Zur Finanzierung dieser Ankäufe wird Geld aus dem Nichts per Tastatureingabe erzeugt: Die Fed schreibt den Banken "Bargeld“ im Austausch gegen MBS gut; damit werden die MBS in den Bankbilanzen durch Guthaben auf den Fed-Konten dieser Banken ersetzt. Das partielle Reservesystem ermöglicht den Banken nun die Vervielfachung dieser Summen durch Kreditvergabe, wodurch auch das Geldangebot ausgeweitet wird. Das für die QE-Wertpapierankäufe genutzte Geld wird aus dem Nichts geschöpft, und nicht wirklich gedruckt, obgleich Bernanke zur Versinnbildlichung diesen Prozess selbst als "Gelddrucken“ bezeichnete.

Warum sollte man diesen Prozess aber als Krieg bezeichnen? Dieser Begriff wurde eigentlich vom brasilianischen Finanzminister Guido Mantega geprägt. Er warf Bernanke vor, einen Finanzkrieg anzuzetteln. Das Problem ist folgendes: Der Wert von Währungen, wie auch der aller anderen Güter und Vermögenswerte, basiert auf Angebot und Nachfrage. Wenn Geld gedruckt wird (und sich kein anderer Faktor ändert), steigt das Geldangebot, was zu einem Wertverlust der Währung führt. In wirklichen Leben ist die einzige Konstante aber eben Veränderung, und deswegen können politische Entscheidungsträger auch komplexe Erklärungen präsentieren, warum Gelddrucken nicht gleich Währungsentwertung bedeutet.

Wenn eine Zentralbank aber "quantitativ lockert“, dann hat sie unserer Einschätzung nach auch die Absicht, die Landeswährung zu schwächen, obgleich der eigentliche Fokus ihrer Maßnahmen an anderer Stelle gesetzt wurde. Ein Krieg wird daraus, weil die schwache Währung der einen die starke Währung der anderen ist. Das Land mit der schwächeren Währung ist schließlich der "Gewinner“. Die Logik dahinter: Eine schwächere Währung stärkt die Ausfuhrbilanz und das BIP-Wachstum. Wenn der Dollar durch expansive Geldpolitik abgewertet wird, entsteht Aufwertungsdruck bei den anderen Währungen. Diese anderen Länder möchten aber gerne in die USA exportieren und fühlen sich durch die Geldpolitik der USA unter Druck gesetzt. Da die Politiker aller Länder nie gerne die Verantwortung für irgendwelche Missstände übernehmen, gerät die monetäre Freizügigkeit der Federal Reserve schnell in den Fokus der internationalen Politik.

Während eines vom IWF veranstalteten Seminars in Tokio machte Bernanke allerdings auch auf die andere Seite der Medaille aufmerksam: Falls China, Brasilien und andere Länder seine Politik nicht gutheißen, weil sie in den betreffenden Ländern Inflation verursacht, dann sollten sie doch einfach die Aufwertung ihrer Währungen zulassen. Die betreffenden Länder zögern aber, denn eine stärkere Währung bedeutet auch härtere Exportbedingungen.

Währungsentwertung, das sollte man nicht vergessen, ist schließlich immer einfacher, als die Stärkung der Währung. Die Schweiz - der ehemalige gefühlte Sichere Hafen für Investoren - hat dahingehend die Flucht nach vorn angetreten. Wenn man die Zentralbankenbilanzen als Maßstab für die gedruckten Geldmengen heranzieht, dann hat die Druckerpresse der Schweizer Nationalbank seit 2008 vergleichsweise stärker rotiert als die der Federal Reserve. Auch hier ist wieder anzumerken, dass im Rahmen dieser Programme kein echtes Geld direkt gedruckt wurde; es ist ebenfalls anzumerken, dass bestimmte Maßnahmen, wie zum Beispiel die Sterilisierung von Anleiheankäufen durch die EZB, zu einer Ausweitung der Zentralbankbilanz führen, obgleich Sterilisierungsmaßnahmen quasi ein "Aufwischen“ von Liquidität darstellen.




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