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Zu Tode erholt

25.01.2011  |  Clif Droke
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Was aber gut für die internationale "neue" Wirtschaft ist, muss nicht unbedingt genauso gut für die alltägliche "Main-Street-Wirtschaft" sein oder ihren Herausforderungen entsprechen. Kleine Unternehmen und Kleinstunternehmen stecken häufig immer noch im Einstellungsstop, und die kleineren, unabhängigen Unternehmen haben in den vergangenen zwei Jahren bei Weitem nicht so gut abgeschnitten, vergleicht man sie mit ihren größeren, multinationalen Gegenparts.

Nur um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie sich die aktuellen Geschäftsaussichten der Kleinunternehmen darstellen, soll ein Vergleich zur letzten Rezession gezogen werden: In den ersten 12 Monaten nach Ende der letzten Rezession (Rezessionsende im November 2001) gab es in den kleinen Unternehmen 81.000 Neueinstellungen. Nach Beginn der jüngsten Rezession strichen die Unternehmen, laut ADP Employer Services, in einem vergleichbaren Zeitraum fast 500.000 Stellen. In vorhergehenden Abschwüngen war der Beitrag der Kleinunternehmen zum Stellenwachstum nach dem Abklingen der Rezession viel stärker ausgeprägt. Doch dieses Mal wurde der größte Teil der Erholung durch viel größere Unternehmen erzeugt, die trotz Entlassungen ihre Produktivität erhöhen und die Effizienz ihrer Technologie mit einer geringeren Belegschaft ausreizen konnten.

Die größeren US-Unternehmen mit internationaler Präsenz sind nicht die einzigen, die von der Erholung profitieren konnten - eine Erholung, die zu großen Teilen auf die laxe Geldpolitik der Federal Reserve zurückzuführen ist. Die Fed hat eine zweite Runde der "quantitativen Lockerungen" (QE) gestartet und plant, bis Juni langlaufende Staatsanleihen in Höhe von 600 Milliarden $ aufzukaufen. Zweifelsohne hat das QE-Programm der Fed zur anhaltenden Erholung an den Finanzmärkten beigetragen - mit einigen Nebeneffekten im Einzelhandelsbereich. Zudem hat QE den ungewollten Effekt steigender Rohstoffpreise, welche im Jahresverlauf wieder auf die USA und die Weltwirtschaft zurückfallen werden.

Rich Miller und Simon Kennedy äußern sich dazu folgendermaßen: "Die Maßnahmen der Fed waren ursprünglich dazu ausgelegt, die Verfügbarkeit von Kredit zu erhöhen und eine Erholung anzukurbeln. Aber ein größerer Teil des Geldes wird am Ende in den Wachtumsmärkten der Schwellenländer landen, wo man schon jetzt zu kämpfen hat, die Milliarden Fremdkapital aufzunehmen, die Inflation einzudämmen und auch die Währungen wettbewerbsfähig zu halten. Die Abneigung Chinas und anderer Schwellenwirtschaften, das eigene Wirtschaftswachstum zu stark zurückzufahren, treibt die Nachfrage nach Rohstoffen und drückt die Energiekosten weltweit nach oben - auch in den USA."

Und obgleich steigende Verbraucherpreise die in jeder Hinsicht zerbrechliche wirtschaftliche Erholung gefährden, so beobachten Miller und Kennedy doch Folgendes: "In den USA liegt die Priorität [der politischen Entscheidungsträger] bis jetzt auf der wirtschaftlichen Dynamik und nicht auf Versuchen, die Inflation irgendwie zu drücken." Die kurzsichtige Obsession mit wirtschaftlicher “Erholung“ um jedem Preis wird letztendlich zum Wiederaufleben derselben Problemlage führen, die uns den Finanzcrash von 2008 brachte. Und der Tropfen, der das Fass damals zum Überlaufen brachte, waren steigende Energiekosten.

Gut zwei Jahre lang sind den US-Verbrauchern und -Produzenten die brutal hohen Energiekosten, welche das wirtschaftliche Klima von 2007-2008 dominierten, erspart geblieben. Die galoppierenden Ölpreise jener Jahre würgten das Wirtschaftswachstum am Ende ganz ab und nährten die Finanzfeuer des Jahres 2008. Für die Preisspitzen waren auch spekulierende Hedgefonds verantwortlich, doch erneut sehen wir die üblichen Verdächtigen emsig an den Rohöl-Terminmärkten am Werk. Mit Sicherheit haben sie genug aus dem 2008er-Debakel gelernt, um ihren Spekulationseifer besser unter Kontrolle halten. Doch die finanziellen Ankurbelungsmaßnahmen der Fed sind diesen Interessen keinesfalls entgangen, und die spekulativen Säfte beginnen wieder zu fließen. Tatsächlich scheint ein Anstieg der Ölpreise unmittelbar bevorzustehen, und viele Öl-Analysten sagen für dieses Jahr einen Barrel-Preis von 100 $ oder mehr voraus.

Auch der ehemalige Präsident von Shell Oil stellte eine Prognose, die in den Medien große Beachtung fand: Er geht davon aus, dass der Benzinpreis bis Ende dieses Jahres auf 5 $ pro Gallone steigen wird. Somit wäre eine Gallone Benzin mehr als 2 $ teuerer als jetzt. Die wirtschaftliche Erholung wird wohl hart kämpfen müssen, um einen Benzinpreis von 4 $/ Gallone überleben zu können, geschweige denn einen Preis von 5 $/ Gallone. Sollte sich diese Prognose auch nur annähernd einstellen, so wird die Erholung bis Jahresende tot sein.




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