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Zu Tode erholt

25.01.2011  |  Clif Droke
- Seite 3 -
Als ich letztens in einem Café saß, hörte ich zufällig ein Gespräch zweier Kunden mit, die die vorherrschende Stimmung bezüglich der wirtschaftlichen Erholung, wie sie an der Basis herrscht, ziemlich gut auf den Punkt brachten. Als eine Kundin nach ihrer Meinung zur Wirtschaft gefragt wurde, antwortete sie: "Sobald es der Wirtschaft besser geht und wir wieder etwas mehr Geld machen, steigen gleich die Preise, und am Ende bleibt nicht mehr als vorher." Ihr ironisches Fazit war, dass es uns mit Blick auf die Lebenshaltungskosten auch ohne "Erholung" wahrscheinlich genauso gut gehen würde - eine Meinung, die sicher viele teilen.

Vor ungefähr 2.200 Jahren schrieb der griechisch-römische Historiker Polybios: "Was nutzt ein [Politiker], kann er nicht erkennen, wie und warum ein Ereignis entsteht, wo seine Wurzeln liegen? Folglich gibt es nichts, dessen wir uns mehr bewusst sein sollten, nichts, an dessen Aufdeckung uns mehr gelegen sein sollte, als den Ursachen eines jeden Vorfalls. Denn die meisten ernsten Angelegenheiten sind banalen Ursprungs; und es immer das Einfachste, schon zu Beginn Impulse zu korrigieren und Ansichten zu bessern."

Die Federal Reserve legt die Geldpolitik der USA fest, und seit der Großen Depression hat die US-Zentralbank offiziell den Auftrag, für Preisstabilität zu sorgen und mit ihrer Arbeit dafür zu sorgen, dass die Grundlagen für eine Wirtschaftsleistung gegeben sind, die vernünftiger Vollbeschäftigung entspricht. Paul Seabright stellt in seinem letzten Beitrag in Foreign Policy Folgendes fest: "In der Nachkriegsära wurde dem Ziel der Preisstabilität immer mehr Gewicht verliehen, mit der Ausnahme Deutschlands, wo ihm aufgrund der Erinnerungen an die Hyperinflation der Weimarer Republik schon immer stärkeres Gewicht zukam. Preisstabilität wurde schließlich zum dauerhaften Ziel der Zentralbankenpolitik allgemein, wohingegen die Beeinflussung der Wirtschaftsleistung immer stärker als kurzfristige Brandbekämpfungsmaßnahme betrachtet wurde und weniger als permanente Bausstelle."

Für alle Beteiligten wäre es wohl am besten, wenn die Politik der Fed stärker auf die Bedürfnisse der produktiven, Steuer zahlenden Amerikaner abgestimmt wäre, anstatt auf die Wünsche der Großunternehmen. Eine Geldpolitik, die den Leitzins an die langfristigen Zinserträge bindet und den Kräften der Inflation/ Deflation ihren natürlichen Lauf lässt (anstatt die ökonomische Langwelle von beiden Seiten zu bekämpfen) wäre der aktuellen Geldpolitik bei Weitem überlegen. Wenn die führenden Politiker glauben, das Wohlergehen von IBM, Coca Cola und der üblichen Liste multinationaler Unternehmen würden Vorrang vor Millionen von Amerikanern haben, welche das Rückgrat der Wirtschaft bilden, dann haben sie sich bitter getäuscht. Es sind die Massen produktiver Bürger der arbeitenden Klassen, deren Kauf- oder Nicht-Kaufentscheidungen letztendlich über die Stärke oder Schwäche der US-Binnenwirtschaft entscheiden.

Der Stand der Dinge ist folgender: Die Fed hat sich der Bekämpfung der natürlichen Tendenzen deflationärer Erscheinungen verschrieben. Damit bereitet sie die Grundlage für eine ganze Reihe künstlicher Preisspitzen bei Schlüsselrohstoffen, zu denen es in den nächsten Monaten kommen wird. Sollten sich die von Produzenten und Analysten vorhergesagten drastischen Preissteigerungen wirklich einstellen, so würde es an ein Wunder grenzen, wenn die Wirtschaft diese Preise aufnehmen könnte, ohne dabei die Erholung umzustoßen.

Ein Manager eines Hedgefonds drückte sich so aus: "Mit der Stimulierung und wirtschaftlichen Erholung der Jahre 2009-2011 hat man kaum mehr getan, als jene strukturellen Probleme mit Geld zu überhäufen, die überhaupt erst zur Kreditkrise geführt hatten." Seine Aussage könnte sich durchaus als weitsichtig herausstellen. Da man den strukturellen Problemen nicht entsprechend begegnete, bleibt es der Zeit (d.h. den Zyklen) überlassen, diese Probleme letztendlich aufzudecken und zu korrigieren.

Der Tribut, den der Kress-Zyklus den Finanzmärkten und somit auch der Wirtschaft in den Jahren 2012-2014 abverlangen wird, wird auch den optimistischsten Beobachter schockieren. Gegen Jahresende wird die finale "Hard-Down-Phase" der extrem starken 30-Jahre-, 40-Jahre- und 60-Jahre-Zyklen ihre Wirkung entfalten und entschieden negative Konsequenzen für die Marktpreise im Allgemeinen haben. Der kommende Kress-Zyklus-Tsunami wird mit höchster Wahrscheinlichkeit alles in den Schatten stellen, was wir in den Jahren der Kreditkrise erlebt haben.

Die vor uns liegenden Monate und alles, was noch von der Erholung bleibt, sollte zur eigenen Vorbereitung auf den finalen (und schlimmsten) Teil des deflationären "Winters" genutzt werden.




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