Ian Preston (Goldman Sachs) über Gold-ETF und Minenwerte
29.10.2012 | The Gold Report
Goldaktien konkurrieren mit den Gold-ETF um das Geld der Anleger. In diesem Exklusivinterview mit dem Gold Report erklärt Ian Preston, Geschäftsleiter bei Goldman Sachs, welche Schritte ein Goldbergbauunternehmen gehen muss, um die Investoren aus dem ETF-Bereich zurückzugewinnen und wo Goldman Sachs den die Goldpreise in den nächsten 12-18 Monaten sieht.
The Gold Report: In einem Ihren letzten Berichte zur Rohstoffpreisentwicklung nannten Sie für 2013 einen Goldpreis von ca. 1.811 Dollar/ Unze. Können Sie uns sagen, welche makroökonomischen Faktoren diese Prognose beeinflusst haben?
Ian Preston: Wenn wir den zukünftigen Goldpreis betrachten, denken wir nicht in ganz bestimmten Angebot-Nachfrage-Kategorien. Die Angebotsseite lässt sich ohnehin recht einfach überblicken. Ich versuche, einen Goldkurs zu prognostizieren, und in der Regel orientieren wir uns an einem jährlichen Kontango von 4% auf den aktuellen Goldpreis - und zwar so lange, bis wir den Eindruck haben, dass die Zinspolitik der USA sich entscheidend ändert und die Zinsen wieder steigen werden. Diese Phase wird weiterhin hinausgeschoben - gerade jetzt wieder mit den neuen quantitativen Lockerungen, QE 3.
Zur Gewinnprognose betrachten wir den Goldpreis; und in den kommenden 6 bis 12 Monaten erwarten wir einen Goldpreis von 1.650 Dollar am unteren Ende und - falls es zum Durchbruch kommt - am oberen Ende von 1.850 -1.900 Dollar. Sollten die geld- und haushaltspolitischen Lockerungsmaßnahmen weltweit anhalten, könnte er auch deutlich höher steigen. Man muss aber sehen, dass ich Aktienanalyst bin, der Unternehmensergebnisse prognostiziert. Und deshalb wollen wir so dicht wie möglich am Goldpreis der nächsten drei bis sechs Monate sein, auch wenn diese Spanne dann doch recht groß ausfällt.
The Gold Report: In Ihrer Welt denkt man also besser konservativ und nicht hyperbolisch.
Ian Preston: Es bringt unseren Investoren nicht viel, wenn wir ein Goldpreis von 2.000 Dollar für die nächsten sechs Monate angeben und dieser am Ende bei durchschnittlich 1.780 Dollar liegt. Dahingehend ist es sinnvoller, zu sagen, dass wir eine positive Sicht auf den Goldsektor haben. Und den haben wir auch. Mit Blick auf die lockere Geld- und Haushaltspolitik, die weltweit sehr niedrigen Zinsniveaus und die Goldkäufe durch Zentralbanken, die zuvor noch Gold verkauften, fällt es ziemlich schwer, die Goldpreisentwicklung der kommenden 12 bis 18 Monate negativ zu betrachten.
The Gold Report: Auch auf dem Denver Gold Forum war diese Stimmung unter den Analysten durchaus verbreitet. Dort sah keiner ein Ereignis oder einen Faktor, der den Goldpreis spürbar drücken könnte. Kommen wir zu den Goldminenwerten und den Exchange-Traded Funds (ETF) und die zwischen ihnen herrschende Konkurrenzsituation.
Ian Preston: Mit Blick auf die Risiko-Diversifizierung bieten die ETF den Investoren auf jeden Fall Zugang zur Preisentwicklung am Goldmarkt. Die großen Goldbergbauunternehmen stehen also gar nicht im Wettbewerb untereinander - ihr großer Mitwettbewerber ist der Gold-ETF. Über einen Zeitraum von 10 Jahren betrachtet, ist die Korrelation zwischen Goldaktien und Goldkurs sehr stark ausgeprägt; aber in letzter Zeit - sagen wir in den letzten 12 Monaten - haben sich die großen Goldminenwerte im Vergleich zum Goldpreis auf jeden Fall schlechter entwickelt. Das liegt teilweise daran, dass die Gewinne pro Aktie keinen Hebel auf steigende Goldpreise bieten, das gilt besonders für die großen Werte.
The Gold Report: Schlechtere Ergebnisse im Verhältnis zum Goldpreis sind aber nicht nur ein Thema bei den großen Minenwerten, eigentlich trifft es auf den ganzen Sektor zu. Tatsächlich sind die Junior und die kleineren Unternehmen noch stärker betroffen. In dem von Ihnen beschrieben Umfeld - QE, Staatsschuldenprobleme in Europa, Goldkäufe durch Zentralbanken, etc. - was könnten die Unternehmen machen, um sich den Investoren als wirklich attraktiv zu präsentieren?
Ian Preston: Sie müssen in erster Linie das erbringen, was sie dem Markt zuvor als Leitlinie präsentiert haben. Das ist Grundvoraussetzung für Investorenvertrauen. Dann müssen sie auch ihre langlebigen Reserven erhalten und in der Lage sein, diese Jahr für Jahr durch neue zu ersetzen, um die Goldproduktionskette ständig am Laufen zu können. Genau das bieten die Gold-ETF den Investoren.
The Gold Report: Die Gold-ETFs haben seit einigen Jahren enormes Wachstum zu verzeichnen. Was hat ihnen einen derartigen Auftrieb verschafft?
Ian Preston: Beim ETF zahlt der Investor einen kleinen Betrag, um Anteile halten zu können, er hat aber keine Risiken, wie sie bei Goldaktien bestehen - also Betriebsrisiken, Übernahmerisiken und potentielle politische Risiken. Auf der anderen Seite werfen ETF aber keine Dividenden ab. Was also einige ETF-Investoren zur Rückkehr zu den Minenwerten veranlassen könnte, wären also höhere Dividenden, die einen großen Teil der operationellen Risiken von Goldbergbauunternehmen ausgleichen.
The Gold Report: In einem Ihren letzten Berichte zur Rohstoffpreisentwicklung nannten Sie für 2013 einen Goldpreis von ca. 1.811 Dollar/ Unze. Können Sie uns sagen, welche makroökonomischen Faktoren diese Prognose beeinflusst haben?
Ian Preston: Wenn wir den zukünftigen Goldpreis betrachten, denken wir nicht in ganz bestimmten Angebot-Nachfrage-Kategorien. Die Angebotsseite lässt sich ohnehin recht einfach überblicken. Ich versuche, einen Goldkurs zu prognostizieren, und in der Regel orientieren wir uns an einem jährlichen Kontango von 4% auf den aktuellen Goldpreis - und zwar so lange, bis wir den Eindruck haben, dass die Zinspolitik der USA sich entscheidend ändert und die Zinsen wieder steigen werden. Diese Phase wird weiterhin hinausgeschoben - gerade jetzt wieder mit den neuen quantitativen Lockerungen, QE 3.
Zur Gewinnprognose betrachten wir den Goldpreis; und in den kommenden 6 bis 12 Monaten erwarten wir einen Goldpreis von 1.650 Dollar am unteren Ende und - falls es zum Durchbruch kommt - am oberen Ende von 1.850 -1.900 Dollar. Sollten die geld- und haushaltspolitischen Lockerungsmaßnahmen weltweit anhalten, könnte er auch deutlich höher steigen. Man muss aber sehen, dass ich Aktienanalyst bin, der Unternehmensergebnisse prognostiziert. Und deshalb wollen wir so dicht wie möglich am Goldpreis der nächsten drei bis sechs Monate sein, auch wenn diese Spanne dann doch recht groß ausfällt.
The Gold Report: In Ihrer Welt denkt man also besser konservativ und nicht hyperbolisch.
Ian Preston: Es bringt unseren Investoren nicht viel, wenn wir ein Goldpreis von 2.000 Dollar für die nächsten sechs Monate angeben und dieser am Ende bei durchschnittlich 1.780 Dollar liegt. Dahingehend ist es sinnvoller, zu sagen, dass wir eine positive Sicht auf den Goldsektor haben. Und den haben wir auch. Mit Blick auf die lockere Geld- und Haushaltspolitik, die weltweit sehr niedrigen Zinsniveaus und die Goldkäufe durch Zentralbanken, die zuvor noch Gold verkauften, fällt es ziemlich schwer, die Goldpreisentwicklung der kommenden 12 bis 18 Monate negativ zu betrachten.
The Gold Report: Auch auf dem Denver Gold Forum war diese Stimmung unter den Analysten durchaus verbreitet. Dort sah keiner ein Ereignis oder einen Faktor, der den Goldpreis spürbar drücken könnte. Kommen wir zu den Goldminenwerten und den Exchange-Traded Funds (ETF) und die zwischen ihnen herrschende Konkurrenzsituation.
Ian Preston: Mit Blick auf die Risiko-Diversifizierung bieten die ETF den Investoren auf jeden Fall Zugang zur Preisentwicklung am Goldmarkt. Die großen Goldbergbauunternehmen stehen also gar nicht im Wettbewerb untereinander - ihr großer Mitwettbewerber ist der Gold-ETF. Über einen Zeitraum von 10 Jahren betrachtet, ist die Korrelation zwischen Goldaktien und Goldkurs sehr stark ausgeprägt; aber in letzter Zeit - sagen wir in den letzten 12 Monaten - haben sich die großen Goldminenwerte im Vergleich zum Goldpreis auf jeden Fall schlechter entwickelt. Das liegt teilweise daran, dass die Gewinne pro Aktie keinen Hebel auf steigende Goldpreise bieten, das gilt besonders für die großen Werte.
The Gold Report: Schlechtere Ergebnisse im Verhältnis zum Goldpreis sind aber nicht nur ein Thema bei den großen Minenwerten, eigentlich trifft es auf den ganzen Sektor zu. Tatsächlich sind die Junior und die kleineren Unternehmen noch stärker betroffen. In dem von Ihnen beschrieben Umfeld - QE, Staatsschuldenprobleme in Europa, Goldkäufe durch Zentralbanken, etc. - was könnten die Unternehmen machen, um sich den Investoren als wirklich attraktiv zu präsentieren?
Ian Preston: Sie müssen in erster Linie das erbringen, was sie dem Markt zuvor als Leitlinie präsentiert haben. Das ist Grundvoraussetzung für Investorenvertrauen. Dann müssen sie auch ihre langlebigen Reserven erhalten und in der Lage sein, diese Jahr für Jahr durch neue zu ersetzen, um die Goldproduktionskette ständig am Laufen zu können. Genau das bieten die Gold-ETF den Investoren.
The Gold Report: Die Gold-ETFs haben seit einigen Jahren enormes Wachstum zu verzeichnen. Was hat ihnen einen derartigen Auftrieb verschafft?
Ian Preston: Beim ETF zahlt der Investor einen kleinen Betrag, um Anteile halten zu können, er hat aber keine Risiken, wie sie bei Goldaktien bestehen - also Betriebsrisiken, Übernahmerisiken und potentielle politische Risiken. Auf der anderen Seite werfen ETF aber keine Dividenden ab. Was also einige ETF-Investoren zur Rückkehr zu den Minenwerten veranlassen könnte, wären also höhere Dividenden, die einen großen Teil der operationellen Risiken von Goldbergbauunternehmen ausgleichen.