Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Interview mit Jim Rickards: Inflation und Währungskriege (Teil 1)

10.02.2011  |  Ron Hera
- Seite 2 -
Ron Hera: Warum gehen Sie davon aus, dass die Inflation gewinnen wird?

Jim Rickards: Seit den 1950er ist bekannt, dass - wie Milton Friedman feststellte - inflationäre Effekte mit Verzögerung auftreten. Die Tatsache, dass es 2009 QE gab und sich bis 2010 keine Inflation einstellte, sollte uns nicht zu sehr beruhigen, da eine Zeitverzögerung von 18 bis 24 Monaten normal ist und auch erwartbar. Pünktlich 18 Monate nachdem QE 1 Mitte 2009 angekündigt wurde, sehen wir jetzt Inflation.


Ron Hera: Welche Beziehung besteht zwischen Inflation im Ausland und QE2?

Jim Rickards: Seit dem Erscheinen Friedmans bahnbrechender Arbeit sind einige neue Faktoren hinzugekommen, und das sind natürlich die Folgen der Globalisierung. Es passiert nun Folgendes: Aufgrund des Wechselkursmechanismus taucht das, was normalerweise US-Inflation gewesen wäre, jetzt auch in China, Taiwan, Korea und an anderen Orten auf. Ich würde das auch dem Thema Währungskriege zuordnen. Denn eigentlich hat sich China unsere ganze Inflation durch die Dollar-Kopplung des Yuan ins eigene Land importiert.


Ron Hera: Wie verursacht die Yuan-Dollar-Währungskopplung Inflation in China?

Jim Rickards: Denken Sie nur daran, was da eigentlich passiert: Es gibt jede Menge "deleveraging", was ja Deflation ausmacht, und die Fed fängt nun an, jede Menge Dollars zu drucken und sie über die Welt zu verteilen. Die Amerikaner nehmen einen großen Teil dieser frisch gedruckten Dollars und kaufen Güter aus dem Ausland, die Dollars gehen also nach China, aber China möchte nicht, dass der Yuan aufwertet, weil sie die Kopplung aufrechterhalten wollen - zumindest haben sie das noch bis vor Kurzem gemacht. Was macht China also? Sie müssen die Dollars aufkaufen. Um nun aber die Dollars aufzukaufen, müssen sie Yuan drucken und diese Yuan den Exporteuren im Austausch gegen die erhaltenen Dollars geben. China wird also im Grunde mit Yuan geflutet, und deswegen wurden die Konsequenzen der Druckerpresse in Amerika durch die Chinesen sterilisiert, welche ihr eigenes Land mit ihrer eigenen Landeswährung fluteten. Also, durch den Wechselkursmechanismus und durch die Dollar-Kopplung des Yuan tauchte unsere Inflation in China auf, und jetzt taucht sie in Vietnam, Südkorea, Taiwan und an anderen Orten auf.


Ron Hera: Werden die USA auch weiterhin ihre Inflation exportieren können?

Jim Rickards: Wie ich schon gesagt hatte, die Inflation in den USA wurde durch natürlich Deflation ausgeglichen, und die Inflation taucht mit einer Zeitverzögerung auf. Die Inflation hat eine Weile gebraucht, um in China aufzutauchen - auch dort hat es eine Verzögerung gegeben. Die US-Inflation wurde durch den Wechselkursmechanismus exportiert, aber alles Gute geht auch einmal zu Ende. All das strebt jetzt seinem Ende zu - und das hat zwei Gründe. Grund eins: Die Verzögerungen arbeiten sich durch; ich denke, die Inflation zeigt sich anfänglich bei den Rohstoffpreisen, dann bei den Preisen der eingesetzten Materialien und anschließend wird sie sich durch die Versorgungskette ziehen und letztendlich im Einzelhandel auftauchen. Grund zwei: Die Chinesen haben aufgegeben, die Aufwertung oder Neubewertung des Yuan zu verhindern, und der Grund dafür ist Inflation.


Ron Hera: Der chinesische Yuan wird also gegenüber dem US-Dollar steigen?

Jim Rickards: Inflation ist nur eine andere Form der Aufwertung. Was passiert, wenn eine Währung aufgewertet wird? Es lässt die eigene Kostenstruktur im Vergleich zu anderen Ländern steigen. Man verteuert damit die eigenen Güter aus Sicht, sagen wir, der Käufer in den USA. Und Inflation macht nun genau dasselbe, Inflation erhöht die eigene Kostenstruktur. Inflation und Aufwertung sind also wirtschaftlich dasselbe - mit einem sehr wichtige Unterschied: Aufwertung lässt sich kontrollieren, aber Inflation gerät sehr schnell außer Kontrolle. Als die Chinesen die Inflation merkten, sagten sie sich - ok, das wird sowie passieren, unsere Kostenstruktur wird steigen und daran können wir nichts ändern. Wir haben jetzt die Wahl zwischen Kontrolle und Unkontrollierbarkeit. Und natürlich sind sie Kontroll-Freaks, also werden sie sich für Kontrolle entscheiden und Aufwertung abstreben und versuchen, der Inflation zuvor zu kommen.


Ron Hera: Haben die Chinesen denn eigentlich noch andere Optionen?

Jim Rickards: Sie dachten, sie könnten die Binneninflation durch Preiskontrollen im Zaum halten. Wie wir aber alle wissen, müssen Preiskontrollen am Ende immer scheitern, kurzfristig können sie aber funktionieren, besonders in einer Zwangsgesellschaft - und dazu würde ich China zählen. Ganz gleich, ob sich nun Schwarzmärkte bilden, Geld außer Landes fließt oder die Vorschriften auf lokalem Niveau nicht durchgesetzt werden können - ich denke, sie haben schnell eingesehen, dass man mit Preiskontrollen die Schlacht verliert.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"