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Interview mit Jim Rickards: Inflation und Währungskriege (Teil 1)

10.02.2011  |  Ron Hera
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Ron Hera: Wie steht es mit anderen Exportnationen - beispielsweise Brasilen?

Jim Rickards: Die Fed flutet die Welt mit Dollars und wie ein ehemaliger US-Finanzminister, John Connally, in den 1970ern sagte: "es mag zwar unsere Währung sein, sie ist aber euer Problem.". Anhebung der Zinssätze, Währungsentwertung und Kapitalkontrollen - das sind alle Instrumente, deren sich die Exporteure bedienen können, um der Geldpolitik der Fed und QE2 zu begegnen. In Brasilen sehen wir zum Beispiel gerade Kapitalkontrollen. Brasilen konnte die Aufwertung des Real gar nicht wirklich kontrollieren, die Nachfrage war einfach zu hoch, zu viel "hot money" floss in die Schwellenmärkte - ganz besonders nach Brasilien.

Mit Blick auf die Währung konnten sie daher kaum etwas anderes machen - also führten sie Kapitalkontrollen ein. Im nächsten Schritt werden sich Währungskriege zukünftig recht schnell zu Handelskriegen entwickeln, und Handelskriege führen zu Zöllen und dann zu Exportquoten. Ein klein wenig davon sehen wir gerade in China mit den Seltenerdmetallen, obwohl es dahingehend auch andere Motive gibt - dahingehend, dass man Produzenten ermutigen will, Betriebe nach China zu verlegen, wo ihnen der Zugriff auf die Seltenerden garantiert wird.


Ron Hera: Werden die Aufwertung des Yuan und die Einführung von Kapitalkontrollen in anderen Ländern zu steigenden Preisen in den USA führen?

Jim Rickards: In den USA wird es wohl ein Wiedersehen mit der Inflation geben. Sobald die Chinesen aufgeben und den Yuan aufwerten lassen, wird die ganze Inflation, die Bernanke zu erzeugen versuchte, die dann aber nach China ging, wieder in den USA auftauchen. Ich denke, wir sehen starken inflationären Kräften entgegen - aus den eben genannten Gründen. Und das wird wahrscheinlich auch die Story für das Jahr 2011 werden.


Ron Hera: Die Federal Reserve hat also in Asien, Südamerika und anderswo Inflation verursacht, was letztendlich zu Währungskriegen führte. Und jetzt besteht das Risiko von Handelskriegen?

Jim Rickards: Richtig.


Ron Hera: Wenn sich nun aber die US-Wirtschaft erholt, warum stoppt die Federal Reserve dann nicht QE2?

Jim Rickards: Wenn man Daten sieht, die in eine positive Richtung weisen, dann muss man etwas Abstand nehmen und sich sagen: Ok, diese Daten weisen in eine positive Richtung, aber wie viel davon ist auf Politik zurückzuführen und wie viel ist selbsttragend? Ich bin der Ansicht, dass fast alles auf Politik zurückzuführen und nur sehr wenig selbsttragend ist. Zu diesem Fazit komme ich, wenn ich mir die Daten anschaue und denke: Wenn es sich um eine selbsttragende Erholung handeln würde, dann würden sich auch andere Sachen - wie die Arbeitslosigkeit - verbessern, und das passiert nicht. Mir sagt das, dass es sich hier nicht um eine selbsttragende Erholung handelt, und deswegen komme ich zu dem Schluss, dass der größte Teil auf Politik zurückzuführen ist, was wiederum heißt, dass sie von der Fed auch weiterhin am Laufen gehalten werden muss.


Ron Hera: Kann die Inflation der US-Wirtschaft nicht auch beim Wachstum und der Senkung der Arbeitslosigkeit helfen?

Jim Rickards: Dass die Fed Inflation will, hat nur sehr wenig mit Wachstum zu tun, der Hauptgrund ist vor allem der Schuldenüberhang und die Zerbrechlichkeit des Bankensystems. Die Leute vergessen Folgendes: Die Fed existiert, um den Banken zu helfen. Das ist der Daseinsgrund für die Fed.


Ron Hera: Aber soll die Federal Reserve nicht für Preisstabilität und Vollbeschäftigung sorgen?

Jim Rickards: Die Fed wurde von Banken geschaffen, und sie existiert, um das Bankensystem zu stützen. Die Vorstellung, dass sie ein gutmütiger Moderator der ökonomischen Bedingungen ist, ist meiner Meinung nach Unsinn. Die Fed ist in allererster Linie ein Instrument, das die Banken unterstützen soll, und das aktuell größte Problem der Banken sind deren schlechte Finanzanlagen.


Ron Hera: Aber wurden diese schlechten Anlagen nicht durch Bailouts und Ankäufe von hypothekarisch gesicherten Wertpapieren durch die Fed schon bereinigt?

Jim Rickards: Die schlechte Anlagen sind nirgendwohin gegangen. Sie wurden im Jahr 2007 ausgemacht, aber sie waren die ganze Zeit über da. Die schlechten Kredite wurden in den Jahren 2004, 2005 und 2006 vergeben, weil Greenspan und das Fed-Direktorium die Zinssätze zu lange zu niedrig gehalten hatten - zu dieser Zeit wurden also die schlechten Kredite vergeben. Als solche wurden sie dann erst im Jahr 2007 identifiziert, und dann hatten wir die Panik von 2008. Doch eines muss man begreifen: Die schlechten Kredite sind nirgendwohin gegangen. Es ist nicht so, dass sie sich plötzlich und auf wundersame Weise in gute Kredite verwandelt hätten, ihr Wert wurde auch nicht nach unten korrigiert, sie gingen auch nicht von schwachen in starke Hände über. Es ist Folgendes passiert: Sie wurden quasi in Bernstein gegossen, eingefroren in den Bilanzen der Banken.


Hier geht es weiter zum 2. Teil des Interviews mit Jim Rickards: "Inflation und Währungskriege"...


© Ron Hera
www.heraresearch.com, Email: ron@heraresearch.com


Ron Hera ist Gründer von Hera Research, LLC, www.heraresearch.com. Hera Research analysiert die Beziehungen zwischen Makroökonomie, Staat, Banken und Finanzmärkten. Aktuell sind sie auf den Bergbausektor und Metalle wie auch auf Öl, Energie, alternative Energien, Agrarrohstoffe und andere Rohstoffe spezialisiert. Hera Research gibt einen monatlichen Newsletter heraus.

Dieser Artikel wurde am 04.02.2011 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de veröffentlicht.



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