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USA vor enormen Finanz- und Erdölversorgungsproblemen

19.02.2011  |  Redaktion
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(1) Sogar der IWF, der für originelle Analysen wenig bekannt ist, schreibt inzwischen von Bürgerkriegsgefahr in vielen Regionen der Welt, wie der Telegraph vom 01/02/2011 berichtete. Hingegen beschert uns The Onion vom 24/01/2011 einen tollen Artikel schwarzen Humors, dem sich die aktuelle Stimmung in weiten Teilen der Bevölkerung schön entnehmen lässt: Danach hätte die World Heritage Foundation den Graben zwischen Reichen und Armen zum Achten Weltwunder erklärt, das alles übertreffen würde, was die Menschheit bisher geschaffen habe. Auch der Präsident von Goldman Sachs Blankfein wird mit einer Hommage zitiert.

(2) Wir halten die Anführungsstriche für gerechtfertigt, denn ein Entscheider, der nichts voraussieht, und Experten, die nichts wissen, sind nichts weiter als intellektuelle Betrüger.

(3) Die CIA und die französische Regierung liefern zwei bezeichnende Beispiele für diese allgemeine Tendenz. Beide hatten keine Ahnung davon, was sich in Tunesien und Ägypten vorbereitete, obwohl die einen Abermilliarden Dollar ausgeben, um die arabische Welt auszuspionieren, und die anderen Kontakte auf höchster Ebene pflegen und häufig in den Ländern sind. wie der Premierminister und die Außenministerin anlässlich ihrer Ferien. Dabei hätte es ausgereicht, unsere Voraussagen von 2008 in der 26. Ausgabe des GEAB zu lesen, in denen wir genau die Trends beschreiben, die zum Ausbrechen der Aufstände der letzten Wochen geführt haben. Aber wir schreibt der Spiegel vom 3.2.2011 so unverblümt: Revolution ist schlecht fürs Geschäft. Und man könnte hinzufügen: Insbes. wenn man sie nicht hat kommen sehen.

(4) Viele Investoren und Unternehmen, die ihre Anlageentscheidungen auf deren Analysen gestützt haben, befinden sich heute in ernsten Schwierigkeiten, denn das «El Dorado», das ihnen in Reportagen und Berichten schmackhaft gemacht wurde, sind als instabile Regionen mit unvorhersehbaren Entwicklungen mit einem Mal zu Geldfallen geworden. Was als "fantastische Wettbewerbsvorteile" gepriesen worden war, verwandelte sich quasi über Nacht in "untragbare hoheitliche Länderrisiken". Unternehmensgründungen, Beschäftigung von Subunternehmen, Tourismus, Bau von Infrastruktur - all diese Aktivitäten, mit denen westliche Unternehmen bisher viel Geld in diesen Ländern verdienen konnten, werden durch die unsicheren Aussichten bezüglich sozialer Lage und wirtschaftlicher, finanzieller, geldpolitischer und gesetzgeberischer Entwicklung zu hochriskanten Unternehmungen.

(5) Kleine philosophische und methodische Anmerkung: Es handelt sich dabei um keine bewusst vorgenommene Weichenstellung, aber wir stellen fest, dass unsere Antizipationsarbeiten aus festen deutsch-französischen Wurzeln ihre Stärke ziehen. Nicht nur stützen wir uns auf diese Heidegger so wichtige Idee des "Zuhörens" (Besinnlichkeit) und des Verständnisses der Realität (Weltverständnis), sondern auch auf den von Descartes vertretenen Anspruch einer vernunftgesteuerten Methode als Grundlage des Handelns. Davon sollten sich auch die leiten lassen, die zur Zeit an Vorschlägen für eine Euroland-Governance arbeiten. Wer mehr wissen möchte über diese Idee des "Weges" nach Heidegger und Descartes, sollte sich die Webseite Digressions anschauen. Wer verstehen möchte, wie die Methode funktioniert, auf deren Grundlage die Arbeiten von LEAP/E2020 erstellt werden, der wird auf das "Handbuch der Politischen Antizipation" verwiesen, das im Verlag Anticipolis erschienen ist.

(6) Quelle: Bundeskanzlerin, 10/02/2011

(7) Diese Entwicklung um die Rolle des Dollars auf den Rohölmärkten hat schon eingesetzt, denn die USA werden wohl ihren eigenen WTI für den Ölpreis aufgeben und sich dem europäischen Brent anschließen, den bereits 2009 auch Saudi-Arabien übernommen hat. Die Abweichungen zwischen den beiden Indizes war noch nie so ausgeprägt wie während der Aufstände in Ägypten. Wir werden auf das Thema Öl in einem weitern Kapitel dieser Ausgabe des GEAB noch vertieft eingehen. Quelle: Bloomberg 10/02/2011

(8) Diese Konferenz verströmt, wie auch das Weltwirtschaftsforum in Davos, einen exquisiten Hauch vergangener Tage. Ihre Organisatoren und Teilnehmer scheinen noch nicht verstanden zu haben, dass ihre Welt untergegangen ist, dass ihre Debatten niemanden mehr draußen, in der wahren Welt, interessieren, und dass die vielen Stunden Übertragungszeit, mit der sie von den großen internationalen Fernsehsendern bedacht werden, umgekehrt proportional sind zu dem wahren Interesse und der wahren Zahl der Zuschauer.

Insbesondere Davos mit seinen mehr als 1.500 Teilnehmern aus den USA und Großbritannien bei nur 58 Südamerikanern und weniger als 500 Asiaten ist geradezu ein Markenzeichen der Welt von Gestern geworden. Das sieht man auch an der Tatsache, dass in Davos die Konferenzsprache ausschließlich Englisch ist. Nicht einmal die Webseite des Forums ist mehrsprachig. Wir gehen davon aus, dass es heute recht einfach ist zu erkennen, ob eine internationale Organisation oder Veranstaltung noch in der Welt von Gestern verhaftet ist oder versucht, sich auf den Weg in die Welt zu Morgen zu machen. Moderne Strukturen bekennen sich zur auch sprachlichen Vielfalt der Welt.

(9) Hierzu empfiehlt sich ganz nachdrücklich die Lektüre des Leitartikels von Larry Derfner in der Jerusalem Post vom 09/02/2011.

(10) Washington hat damit bewiesen, dass es auf die Entwicklung in keiner Weise vorbereitet war. Ihr anschließendes Lavieren zeigt, dass die USA ihre internationale Führungsrolle eingebüßt haben. Es kann nun keine Zweifel mehr daran bestehen, dass das amerikanische politische System weitgehend gelähmt ist. Ägypten ist ja schließlich nicht irgendein amerikatreuer Staat. Es zählt zu den Ländern, die mit am stärksten von den USA finanziert und unterstützt werden, und dies seit den siebziger Jahren. Die New York Times 12/02/2011 fast die Lage recht gut zusammen, auch wenn sie versucht, diese Ohnmacht als Ergebnis einer Strategie zu verkaufen.

Sie vergleicht die US-Position mit der Börsentechnik des «straddle», wenn Investoren und Händler angesichts einer Entwicklung, die in verschiedene Richtungen gehen kann, versuchen, sich nach verschiedenen Seiten abzusichern. Eher nebenbei lässt sich aus dem Artikel die wachsende Kluft zwischen den "Alten" und den "Modernen" im US-Machtapparat herauslesen. Aber wir werden in einem weiteren Kapitel zu all diesen Aspekten noch im Einzelnen schreiben.

(11) Die ein tragendes Teil der « Dollarmauer » ist, wie die « Berliner Mauer » ein tragendes Teil des «Eisernen Vorhangs» war.






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