Gold/Öl-Ratio Extreme (Teil 3)
24.08.2005 | Adam Hamilton
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Aber sogar wenn Öl zurück auf USD 50 fällt, oder temporär darunter, treiben nach wie vor starke Fundamentaldaten den zugrunde liegenden Bullenmarkt. Auf der Nachfrageseite ist die Hälfte der Weltbevölkerung dabei, sich sehr schnell in Asien zu industrialisieren und ihr Ölverbrauch wird weiterhin in die Höhe schießen. Sogar wenn Asien niemals den Öl-Pro-Kopf-Verbrauch von Amerika erreicht, wird ihr Wachstum für Dekaden das globale Ölangebot einzwängen. Und auf der Angebotsseite wurden in den letzten Jahrzehnten, trotz der unzähligen Milliarden von Dollars, die in die Suche nach mehr Öl investiert wurden, keine neuen bedeutenden Ölfelder weltweit mehr entdeckt. Existierende Felder werden schnell erschöpft und es wird teurer Öl zu gewinnen als im letzten halben Jahrhundert. Sogar das größte der weltweiten Eliteölunternehmen kann nicht genug neues Öl finden um seine Reserven jährlich konstant zu halten.
Da es aus technischer Sicht unwahrscheinlich ist, dass Öl in einer typischen Korrektur weit unter USD 50 fällt und seinen so unglaublich positiven Angebots- und Nachfragedaten, glaube ich, dass es dumm ist anzunehmen, dass Öl einbrechen wird und diese Hausse enden wird.
Dieser Ölbullenmarkt wird wahrscheinlich eine weitere Dekade oder mehr im Einklang mit der allgemeinen Rohstoffhausse anhalten. Falls die GOR unwahrscheinlich zusammenbrechen wird und die Ölhausse unwahrscheinlich zum erliegen kommt oder sterben wird, lässt dies nur die Annahme zu, das Gold steigen wird, um das heutige Extrem in der GOR zu beseitigen.
Was benötigt es, damit Gold steigt? Praktisch, so gut wie nichts im Vergleich zu Öl. Gold ist das sicherste Investment der Weltgeschichte, der ultimative Hedge gegen Inflation und Regierungseinmischung in Geldangelegenheiten. Da so wenige Menschen in der Ersten Welt heute Gold besitzen, würde alles was Gold zum explodieren benötigt, eine kleine Menge von Investoren sein, sagen wir mal ein Viertel, die entscheiden ein paar Prozent ihres Portfolios mit physischem Gold zu diversifizieren. Die daraus resultierende Explosion bei der Investmentnachfrage bei Gold würde erstaunlich sein und steigende Preise würden eine immer größere Nachfrage erzeugen.
Somit muss das heutige extreme Tief bei der GOR in einem von drei Wegen aufgelöst werden. Die GOR könnte für immer brechen, aber solch ein Ereignis ist außerordentlich unwahrscheinlich solange wie Zentralbanken die Papiergeldmenge inflationieren. Der Ölbullenmarkt könnte enden, aber wie könnte dies bei steigender Nachfrage und schwindendem Angebot weltweit passieren? Und Gold könnte steigen, was lediglich mehr Investoren in der ganzen Welt benötigt, die sich dafür entscheiden einen kleinen Teil ihres Kapitals in Gold zu diversifizieren. Ich glaube, dass dieses letztgenannte Goldszenario das wahrscheinlichste ist.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Goldrallye liegt als Lösung für das aktuelle Extremtief der GOR klar im Vorteil. Doch wie extrem ist es? Glauben Sie es oder nicht, die heutige Gold/Öl-Ratio ist auf dem niedrigsten Niveau der Geschichte. Vor diesem Sommer betrug das durchschnittliche Extremtief der GOR, von dem es bisher erst fünf in drei Dekaden gab, 9,3. Heute beträgt die GOR 6,6, um enorme 30% weniger als die vorhergehenden historischen Durchschnittsextremtiefs!
Das unglaublich anomale heutige GOR-Extrem bedeutet, dass eine Unze Gold nur 6,6 Fässer Rohöl kostet. Der Abriss dieses Charts über vier Jahrzehnte sollte Ihnen zeigen wie selten die GOR-Extremtiefs sind, vor allem eines das den Allzeitrekord bricht. Beachten Sie ebenfalls, dass bei jedem vorigen GOR-Extremtief die Ratio nicht sehr lange am Extremniveau verblieb, sonder prompt massiv nach oben schoss, letztendlich über den langfristigen Durchschnitt von 15,2.
Um die Wahrscheinlichkeit wohin die GOR innerhalb ihrer langen Range notiert, besser zu versehen, sind Standardabweichungsbänder in diesem Chart überlagert. Statistisch gesehen sollte sich die GOR innerhalb der Standardabweichung von +/-1 zu 68,3% der Zeit bewegen, in der Spanne von +/-2 zu 95,4% und in der Spanne von +/-3 zu 99,7%. Heute nähert sich die GOR der -2-Linie zum ersten Mal in der Geschichte an, wirklich ein bemerkenswertes Ereignis.
Nun hat sich die GOR nach vorhergehenden Extremtiefs jedes Mal wieder dramatisch auf den Durchschnitt zurückbewegt. Ein Extrem schoss den ganzen Weg bis zur +3-Linie, ein Extrem stieg bis zur +2-Linie, eine erklomm die +1-Linie und zwei kehrten zum Durchschnitt zurück. Da wir somit eine Menge von Präzedenzfällen dafür haben, dass die GOR nicht nur zum Durchschnitt zurückgekehrte, sonder darüber hinausschoss, können wir sehr konservativ nur eine Rückkehr zum Durchschnitt antizipieren. Soweit hatte dieses Ereignis eine 100%ige Eintrittschance, nach jedem vorhergehenden GOR-Extremtief.
Lassen Sie uns ein wenig konservativer bei unserer Analyse sein und besser annehmen, dass Öl unter seinen 200-Tage-Durchschnitt korrigiert, was es bereits einige Male in diesem Bullenmarkt getan hat, als das Öl weiterhin hoch notieren. Ein wahrscheinliches Ziel unter dem 200-Tage-Durchschnitt von Öl liegt bei ca. 50 USD, welches über den Vorteil verfügt eine nette runde Zahl für einfache Kalkulationen zu sein.
Falls Öl somit auf 50 USD korrigiert, bevor es zum nächsten Schlag ausholt, und sich das GOR einfach nur zu seinem Durchschnitt umkehrt und nicht einmal überschießt, wozu es sehr gerne neigt, wie weit wird dann Gold steigen um die Ratio wieder auszugleichen? Bei einer durchschnittlichen GOR von 15,2 und einem Ölpreis von 50 USD müsste Gold bei 760 USD pro Unze notieren. Und natürlich würde der Goldpreis um die Ratio wieder herzustellen, falls Sie daran glauben, dass die GOR wieder auf Standardabweichungen über ihrem Durchschnitt überschießen wird, weit höher liegen.
Falls die GOR nicht gebrochen ist und falls Öl dramatisch korrigiert und falls die Ratio sich nur auf ihren Durchschnitt umkehrt und nicht überschießt, was alles konservative Annahmen sind, dann muss Gold um 73% von hier steigen, um die GOR wieder zu normalisieren. Schlaue Investoren können diese wahrscheinliche Bewegung durch Umschichtung von Kapital in Gold und goldverwandte Investments wie Goldaktien reiten. Das heutige Allzeitrekordtief der GOR ist außerordentlich bullisch für Gold.
Ein verwandter aber umgekehrter Weg, die Stärke der historischen Beziehung zwischen Gold und Öl zu messen, sind die Goldkosten für Rohöl, oder auf Englisch "Gold Cost of Crude Oil (GCCO)". Es sagt aus wie viele Unzen Gold in der modernen Geschichte benötigt wurden um 100 Fässer Rohöl zu kaufen. Diese Schlüsselanalyse durchbrach ebenfalls alle Rekorde und erreichte ein enormes neues Allzeithoch. Wenn man die Standardabweichung betrachtet, so ist es so selten die +4-Linie zu erreichen, dass es mit Sicherheit nicht Nachhaltig ist und die Wahrscheinlichkeit, dass es bald fällt sehr hoch ist.
Das letzte Mal als ich Anfang April über diese entscheidende Beziehung zwischen Gold und Öl geschrieben habe, lag das GCCO bei 12,9, dem höchsten Niveau aller Zeiten, aber immer noch unter der +3-Linie. Nun liegt dieses Niveau annähernd 20% höher, bei 15,2 Unzen Gold für 100 Fässer Rohöl. Das ist unglaublich. Öl war in Gold gemessen niemals teurer, die Ölproduzenten waren niemals fähig Öl für so viel Gold zu handeln wie heute. Es muss sich um eine Anomalie handeln.
Wieder einmal sind nicht die Ölpreise das Problem, da wucherndes Nachfragewachstum und schwindendes Angebot den säkularen Bullenmarkt bei Rohöl vollkommen erklärt. Aber Gold ist weit, weit unterbewertet im Vergleich zu Öl. Es ist in seinem eigenen Bullenmarkt so lange hinten gelegen, dass es einfach außergewöhnlich günstig in Relation zu anderen Rohstoffen geworden ist. Während Öl früher oder später korrigieren wird, wird der Großteil der Arbeit, um das GCCO wiederherzustellen, vom Gold erledigt werden müssen.