Gold und die ungehemmte expansive Geldpolitik
26.11.2012 | Presse
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Erklärtes Ziel von QE3 ist es, die Stagnation des US-amerikanischen Arbeitsmarktes zu durchbrechen (die ein berechtigter Anlass zu Sorge ist, schließlich haben wir aktuell die niedrigste Erwerbsquote seit 30 Jahren). Ironischerweise ist aber gerade diese niedrige Erwerbsquote die Folge der übertriebenen monetären Impulse durch die Fed. Die Fed kann so viel Geld drucken, wie sie will, aber was hier geschieht ist ein enormes Deleveraging der Schulden und sowohl die Konsumenten als auch die Unternehmen werden das zusätzlich in Umlauf gebrachte Geld lieber sparen, anstatt es auszugeben. Das in Montreal ansässige Anlagevermittlungsunternehmen Brockhouse Cooper gibt an, dass amerikanische, nicht im Finanzsektor tätige Firmen kurz vor QE3 Bankeinlagen in Höhe von 930 Mrd. $ hatten, also 50% mehr als vor der Rezession. Außerdem ist die Sparrate der US-Privathaushalte von dem Tiefstwert von 1,5% im Jahr 2005 auf 4% angestiegen.
Die Kursentwicklung von Gold nach QE3 ist richtungsweisend. Wie Louis Woodhill in Forbes feststellt, ist der Real Dow, also der Dow Jones Industrial Average geteilt durch den Goldpreis, am 13. September um 0,65% gefallen - also an dem Tag, an dem QE3 bekannt gegeben wurde. Während der Dow Jones an diesem Tag um 1,6% stieg, legte Gold 2,2% zu.
Seine Berechnungen zeigen, dass der Real Dow seit August 2000 um 81% gesunken ist - das ist die schlechteste Performance seit der Großen Depression. Woodhill schreibt, dass der Real Dow am 18. September (also fünf Tage nach der QE3-Ankündigung) bei 7,65 Punkten stand und damit das gleiche Niveau hatte wie im August 1951. „Das bedeutet, dass die katastrophale Wirtschaftspolitik von Bush, Obama, Greenspan und Bernanke den tatsächlichen Wert der Arbeit, Ersparnisse und Investitionen des amerikanischen Volkes der letzten 61 Jahre vernichtet hat“. Siehe auch Grafik 2 zum historischen Verlauf des Verhältnisses des Dow Jones zu Gold.
Außer QE3 sind außerdem verschiedene Nachfragemechanismen an den Märkten für den Anstieg des Goldkurses verantwortlich.
Die Zentralbanken in Ländern wie China und Russland sind der an Wert verlierenden US-Dollar und Euro überdrüssig und vergrößern stattdessen ihre Reserven an Gold und anderen Hard Assets wie Silber, Platin, Farmland und landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die vom Trugbild der Finanzialisierung noch unberührt sind. Im Jahr 2008 traten die Zentralbanken erstmals nicht mehr als Nettoverkäufer sondern als Nettokäufer von Gold auf.
Im zweiten Quartal 2012 kauften Zentralbanken 157,5 Tonnen Gold - 62,9% mehr als im ersten Quartal und sogar 137,9% mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit waren die Ankäufe der Zentralbanken in dem Quartal höher als jemals zuvor, seit der World Gold Council (WGC) begann sie zu erfassen. Abgesehen von den üblichen Käufen durch China und Russland gehörten diesmal auch Südkorea, die Türkei und die Ukraine zu den Käufern.
Die kasachische Regierung hat angekündigt, dass sie während der nächsten zwei bis drei Jahre die gesamte Goldproduktion des Landes aufkaufen will, um so die Abhängigkeit vom US-Dollar als Reserveinstrument zu verringern. Damit bestätigte sie die geplante Anlage von 15% ihrer Devisenreserven in Gold. China vergrößerte seinen Reserven an physischem Gold innerhalb der ersten beiden Quartale von 2012 außerdem um das Sechsfache, was darauf hindeutet, dass das Land wohl ebenfalls seine gesamte Goldproduktion einbehalten wird.
Die Bedeutung dieser Veränderungen wird deutlich, wenn man bedenkt, dass die Zentralbanken mittlerweile 500 Tonnen Gold netto kaufen, statt sie zu verkaufen. Und da sich die jährliche Goldproduktion nur auf etwa 2.500 Tonnen beläuft, ist diese Differenz von 1.000 Tonnen umso beachtlicher.
Die Eurokrise sorgt ebenfalls dafür, dass der Goldkurs weiter steigt. Abgesehen vom offensichtlichen Misstrauen der Konsumenten gegenüber der Fiatwährung, das sich in gut belegten Bank-Runs und Käufen von Goldmünzen in den PIIGS-Ländern ausdrückte, regte der WGC eine ernsthafte Diskussion darüber an, wie goldgedeckte Anleihen die Kosten für staatliche Neuverschuldung auf ein nachhaltiges Niveau senken können. Die Idee dabei ist, dass die 10.000 Tonnen an Goldreserven, über die die Eurozone verfügt, ihren Mitgliedsstaaten eine günstigere Form der Finanzierung ermöglichen könnten. Auf nationaler Ebene könnten die Staaten die Neuverschuldungsrate verringern, indem sie einen Teil ihrer Goldreserven als Sicherheit verwenden. Diese Maßnahme würde zu einer Aufwertung des Staatsvermögens und damit auch zu einer größeren Flexibilität über Sparmaßnahmen hinaus führen - denn die bisherige Taktik sorgt dafür, dass das Vertrauen in das europäische Sozialsystem rapide schwindet.
Einflussreiche Medien in ganz Europa haben für diese Lösung durch goldgedeckte Anleihen geworben. In Großbritannien schrieb die Tageszeitung The Guardian: "Es gibt eine offensichtliche Lösung für die Krise der Eurozone […] Eine Golddeckung würde es leidgeprüften Staaten wie Griechenland, Portugal, Spanien und Irland ermöglichen, die Eurozone und ihre wachstumshemmenden Sparmaßnahmen zu verlassen, wenn sie es wollen. Die Anleihen würden ihnen Zeit geben, ihre Währung zu entwerten, sich anzupassen und dann einen erneuten Aufschwung zu erleben. Außerdem könnten andere europäische Staaten so von der Krise abgeschirmt werden.“