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Die neue Ära wird ungemütlich

06.03.2011  |  Manfred Gburek
Kaum hatte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in der jüngsten Sitzung des EZB-Rats eine Bemerkung gemacht, die man als Hinweis auf demnächst steigende Zinsen interpretieren konnte, machte der Euro im Vergleich zum Dollar einen Satz nach oben. Eine Reaktion, die Aufsehen erregte. Warum, liegt auf der Hand: In der Vergangenheit konnten die Zentralbanken beschließen, was sie wollten - sobald Unruhen in einem wichtigen Ölförderland aufkamen oder sich zu Ölkrisen entwickelten, reagierten die Märkte mit einem Dollar-Anstieg.

Steht uns jetzt eine Zeitenwende bevor oder ist sie schon da? Gehen wir den Dingen auf den Grund. Trichet hat seine Bemerkung bitterernst gemeint. Das geht auch aus den Protokollen der vergangenen Wochen hervor, als er sich zu Lohnerhöhungen wie folgt äußerte: "Das wäre das Dümmste, was man machen könnte." Und sein Mitstreiter Lorenzo Bini Smaghi assistierte ihm eher zufällig, als er hinausposaunte, viele Nahrungsmittelpreise würden wohl dauerhaft oben bleiben. Als Opfer von streikbedingten Verspätungen der Deutschen Bahn, weil zur Abwechslung mal wieder die Lokführer gestreikt haben, möchte ich Trichets Aussage ergänzen: Das "Dümmste" - nennen wir es lieber das Konsequenteste - könnte man nicht nur machen, man wird es machen, nämlich die Lokführerlöhne erhöhen.

Auf den Punkt gebracht, haben wir es hier mit einem Kräfteviereck zu tun: Zinsen - Währungen - Öl - Löhne. Die beiden zuletzt genannten lassen sich in einem Begriff zusammenfassen: Inflationstreiber, was sich, wie wir am Freitag wieder erlebt haben, positiv auf Gold und Silber auswirkt. Und wer es konkret an einem Beispiel aufgehängt haben möchte: Bleibt der Ölpreis auch nur auf dem aktuellen Niveau, fallen im Euro-Raum je Haushalt zusätzliche Kosten von jährlich rund 200 Euro allein für Benzin und Heizöl an. Wer das für Kleinkram hält, sollte sich vergegenwärtigen: So eine Mehrbelastung trifft vor allem Bevölkerungsschichten, die ohnehin schon mit geballter Faust in der Tasche herumlaufen. Von daher kommen zumindest unruhige Zeiten auf uns zu, wenn nicht sogar mehr.

Die Bürgerkriege in Nordafrika und im Nahen Osten werden uns von den meisten Medien als das Ende der Ära korrupter und brutaler Herrscher präsentiert. Dagegen ist zwar nichts einzuwenden, weil die Berichterstattung zum journalistischen Handwerk gehört; aber die Bürgerkriege markieren auch den Beginn einer neuen Ära, und die wird für uns nicht nur wegen hoher Benzin- und Heizölpreise ungemütlich.

Ich spiele damit weniger auf die vielen Bootsflüchtlinge an, obwohl auch sie uns eines nicht allzu fernen Tages - direkt und indirekt - viel Geld und Integrationsbemühungen kosten werden. Vielmehr meine ich das jugendliche Gewaltpotenzial in den unruhig gewordenen Ländern, das sich aus der hohen Arbeitslosigkeit entwickeln wird. Sieht man von Libyen ab, wo sie geschätzte 30 Prozent beträgt und allein schon deshalb zu besonders heftigen Auseinandersetzungen geführt hat, bewegt sie sich in den anderen Ländern der Region von der Spanne 10/11 Prozent (Ägypten/Saudi-Arabien) bis 14/15 Prozent (Tunesien/Iran). Die hohe Arbeitslosigkeit unter den Jugendlichen dürfte diese zu Anschlägen verführen, von denen auch Deutschland nicht verschont bleiben wird.




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