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Saudi-Arabien als Schlüsselstaat

19.03.2011  |  Robert Rethfeld
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Der Anteil Saudi-Arabiens am Welt-Öl-Konsum beträgt gemäß dem BP-Welt-Energie-Report 2010 etwa 3,1 Prozent. Noch vor 10 Jahren waren es 2 Prozent. Es ist anzunehmen, dass sich dieser Anteil angesichts der Bevölkerungsentwicklung und des zunehmenden Pro-Kopf-Verbrauchs weiter erhöhen wird. Möglicherweise beträgt er in zehn Jahren vier Prozent, vielleicht auch mehr.

Betrachtet man den Anteil des Öl-Konsums an der Gesamt-Öl-Förderung Saudi-Arabiens, so ist dieser in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Er beträgt etwa 27 Prozent.

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Bliebe der Produktionsanteil konstant, stiege jedoch der Konsumanteil weiter (was anzunehmen ist), so dürfte der Eigenverbrauchsanteil weiter steigen. Stünden in den kommenden Jahren nicht mehr 73 Prozent, sondern nur noch 60 oder gar 50 Prozent der Fördermenge für den Export zur Verfügung, so hätte dies negative Auswirkungen auf das saudische Staatsbudget.

Weniger Deviseneinnahmen bei einer wachsenden Bevölkerung. Das ist die Herausforderung, vor der Saudi-Arabien zukünftig stehen wird, unabhängig von der Staatsform. Wie lange kann unter diesen Umständen ein Staatsgebilde aufrecht erhalten werden, in dem der allergrößte Teil der einheimischen Bevölkerung nicht arbeitet, sondern lediglich konsumiert?

In jüngerer Zeit wurden die Forderungen nach einer konstitutionellen Monarchie mit demokratischem Unterbau zahlreicher. Allein mit Petrodollars ist die Bevölkerung nicht ruhig zu halten, auch wenn König Abdullah den Bürgern heute erneut Finanzzusagen in Milliardenhöhe gemacht hat. Unter anderem will er den Bau von 500.000 Wohnungen (Volumen: 67 Mrd. US-Dollar) finanzieren.

Fazit: Unabhängig davon, wer Saudi-Arabien regiert: Das Bevölkerungswachstum in Verbindung mit dem steigenden Öl-Konsum zwingt das Land zu weitreichenden Veränderungen. Würde die Ölproduktion auch nur teilweise ausfallen (durch Unruhen und Aufstände), wäre ein weiteres Funktionieren des Staates kaum möglich, was zu weiterer Unzufriedenheit führen würde.

Ob allein das derzeitige, wiederholte Abwerfen von Petrodollars aus dem Hubschrauber die Unzufriedenheit der saudischen Bevölkerung lindert? Dies mag für kurze Zeit der Fall sein. Man kann zwar mit der Chipstüte vor dem Fernseher sitzen und sich die Zeit vertreiben, aber so richtig befriedigend ist dies auf Dauer nicht. Eine intakte „Work-Life-Balance“ erscheint erstrebenswert. Wenn man die Möglichkeit hat, ein auskömmliches Leben mit selbst verdientem Geld zu führen, steigert dies das Selbstwertgefühl. Die Saudis konsumieren viel, arbeiten aber vergleichsweise wenig. Unzufriedenheit ist da nur eine Frage der Zeit. Nicht umsonst fordert der Saudische Arbeitsminister Adel Faqih die Schaffung von Arbeitsplätzen für 5 Millionen Saudis bis 2030.

Wir hoffen, mit dieser Hintergrundrecherche dazu beizutragen, die Situation im Öl-Schlüssel-Staat Saudi-Arabien für den Leser zu erhellen. Denn wir nehmen an, dass sich die Unruhen in der arabischen Welt auf Saudi-Arabien ausweiten werden. Über den Trigger-Punkt Bahrain könnte auch der Iran seine Rolle erhalten. Dann bestünde die Gefahr, dass sich der Westen dazu gezwungen sieht, nach Afghanistan, Irak und Libyen eine vierte Front aufmachen zu müssen. Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen Frühausgabe.


© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de



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