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Der Euro als Goldstandard

07.12.2012  |  Robert Rethfeld
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Das Argument, ohne die Währungsunion wäre es erst gar nicht erst zu starken Übertreibungen in den Volkswirtschaften am Mittelmeer und Irlands gekommen (Stichwort Immobilienblase), ist nicht von der Hand zu weisen. Billige Zinsen trieben die Konsumenten in den genannten Staaten zu Höchstleistungen an, auch wenn nicht in jedem der genannten Länder eine Immobilienblase zu verzeichnen war. Die Problematik lag nicht in der Einführung des Euro, sondern in dem so genannten "Konvergenztrade". Dies Renditespreads zwischen Bundesanleihen und Anleihen südlicher Länder plus Irland fielen auf null.

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Dieser "Trade" setzt nicht nur eine Währungsunion, sondern auch eine politische Union voraus. Aber die gab und gibt es nicht. Der Konvergenztrade beruhte auf einer Fehleinschätzung der Marktteilnehmer. Ab 2008 wurde diese Fehleinschätzung korrigiert. Die aktuelle Situation ist einer Währungsunion angemessen. Die Spreads liegen - entsprechend den Bonitätsrisiken der Mitgliedsländer - zwischen drei und vier Prozent.

In Griechenland wäre es sowieso zum Knall gekommen. Andere Staaten hätten möglicherweise keine übertriebene Immobilienblase erlebt. Aber die "Große Rezession" von 2007 bis 2009 wurde nicht in Europa, sondern in den USA ausgelöst. Von dort lief sie wie ein Feuer um die Welt. Europa wäre davon nicht verschont geblieben, ob mit oder ohne Euro.

Aber eins wäre anders gelaufen. Jeder Staat hätte versucht, auf seine Weise das System zu erhalten. Ohne das Euro-Korsett dürften die Politiker wenig Neigung gezeigt haben, ihr System zu verändern und Reformen durchzuführen. Aus diesem Grund lässt sich die Krise als notwendiges Übel für ein Funktionieren der Währungsunion einordnen.

Es ist gar keine Frage: Die Schwächen des Euro-Systems inklusive der politischen Manöver aus Brüssel und geldpolitischen Manöver aus Frankfurt sind offensichtlich. Aus Sicht der Österreichischen Schule müsste mehr geschehen, beispielsweise die Rückkehr zum Goldstandard bzw. einer 100 Prozent gedeckten Reservewährung. Aber solange dies nicht so ist, sollte man die disziplinierende Wirkung einer Währungsunion nicht unterschätzen. Briten, US-Amerikaner und Japaner blasen deutlich mehr Geld in ihre Systeme. Sie verfügen über kurze Abstimmungsprozesse ihrer Institutionen, da sie Währung und eine Zentralbank ihr eigen nennen. Aus dem Blickwinkel der Abstimmungsproblematik muss man es als Wunder bezeichnen, dass die Währungsunion noch existiert. Sollte der Euro diese Periode überleben - wovon wir ausgehen -, dann hat er die Chance, zu einer Vorbildfunktion für andere sich integrierende Märkte zu werden.

Letztendlich funktioniert das Korsett, was der Euro den teilnehmenden Ländern aufzwingt, nicht viel anders, als ein Goldstandard es tun würde. Mit einer Ausnahme: Ein Verlassen des Euro ist vertraglich nicht vorgesehen. Hingegen wurde der Goldstandard - wenn man mal wieder Geld drucken wollte - einfach verlassen. Antizipieren Sie die Entwicklung der Finanzmärkte mit Hilfe unserer handelstäglichen Frühausgabe.

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© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de



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