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Die Silber-Saga (Teil 2/2)

18.12.2012  |  Prof. Antal E. Fekete
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Das steht aber in krassen Widerspruch zu einer logischen Auslegung der Verfassung. Laut Verfassung kann der Standard-Silberdollar im Auftrag eines jeden, der der Prägeanstalt Silber bereitstellt, in UNBEGRENZTEN MENGEN geprägt werden. Der Standard-Silberdollar dient nicht nur als Maßstab. Er ist vor allem auch dazu da, das Material, aus dem dieser Maßstab gemacht ist - das Silber - zu testen. Wenn man die Verfügbarkeit des Standard-Silberdollars unterbindet oder hemmt, so kann er diese Funktion selbstverständlich nicht mehr ausüben. Es ergibt keinen Sinn, den Zugang zu ihm an die Erlaubnis des Kongresses, des Präsidenten, des Finanzministers oder irgendeiner Person zu binden. Solange keine Verfassungsänderung vorgenommen wird, hat der Verfassungstext aus rechtlicher Sicht Vorrang. Hier haben wir also einen eindeutigen Fall von Ermächtigung. Der Standard-Silberdollar musste verschwinden, weil der Öffentlichkeit die Möglichkeit genommen werden sollte, die monetäre Qualität von Silber zu testen.

Die US-Verfassung garantiert jedem das Recht, unbegrenzte Mengen Silber zur Prägeanstalt zu bringen. Allein das kann uns die Gewissheit verschaffen, dass Silber ausreichend unelastisch ist, um als Maßstab des Wertes zu dienen. Im Fall geordneter Silberzuflüsse an die Prägeanstalt darf der Maßstab als zufriedenstellend gelten. Würde die Prägeanstalt aber mit Silber überflutet werden und müsste die Prägung aus diesem Grund ausgesetzt werden, so wäre das ein Beweis dafür, dass Silber nicht mehr das richtige Material wäre, aus dem ein monetärer Maßstab bestehen sollte. Es würde bestätigen, dass Silber eine gummiähnliche Eigenschaft besäße - dass es zu elastisch wäre. Es würde bestätigen, dass Silber den Test nicht bestanden hat. Es hätte dann nicht die Eigenschaft, die jedes Geldmetall haben muss: die Eigenschaft konstanten Wertes.

Soweit man den historischen Aufzeichnungen entnehmen kann, wurde Silber noch nie auf diese Probe gestellt. Die Eigentümer physischen Silbers haben noch nie einen Ansturm auf die Prägeanstalten unternommen, weil sie ihr Metall, bevor es zu spät ist, in Silbermünzen prägen lassen wollten. Wenn es zu einem Ansturm auf die Prägeanstalt kam, so lag es nie daran, dass die Menschen einen Einbruch des Silberpreises fürchteten. Es lag daran, dass die Silber-zu-Gold-Arbitrage durch dümmliche politische Entscheidungen risikofrei gemacht wurde: Im Ausland kaufte man Silber für eingeschmolzene US-Münzen. Man wollte von der US-Prägeanstalt mehr Goldmünzen für das eigene Silber bekommen, als der Bimetallismus zuließ. Dann wollte man Goldmünzen exportieren, da diese im Ausland mehr wert waren, und schließlich wollte man diese Arbitrage aufgrund der sich bietenden risikofreien Gewinne auf unbestimmte Zeit fortsetzen.

Die Aussetzung der Prägung von Silbermünzen war also eine Schutzmaßnahme der Regierung, mit der sie weitere Verluste ihrer Goldreserven verhindern wollte. Der Defekt lag nicht beim Silber. Der Defekt lag beim Bimetallismus. Die Demonetisierung von Silber war keine Lösung. Die Lösung hätte die Abschaffung des Bimetallismus sein müssen.


Fazit:

Ich bin nie ein Verschwörungstheoretiker gewesen. Ich habe mich auch nie jenen Gruppen angeschlossen, die seit einiger Zeit "Stoppt die Manipulation der Silber- und Goldkurse durch unbegrenzt nackte Leerverkäufe!“ schreit. Ich weiß nur zu gut, dass das derzeit niedrige Silberpreisniveau ein Relikt der tragischen Folgen der Silber-Saga ist, die vor ungefähr 145 Jahren bei Appomattox begann. Die Aussicht auf die spätere Fortsetzung der Geldmetallzahlung nach dem Sezessionskrieg ließ eine unglaubliche günstige Gelegenheit entstehen, monetäres Unheil anzurichten. Dem Indizienbeweis zufolge wurde die Gelegenheit von einem internationalen Bankenkartell vollständig ausgenutzt, um das internationale Geldsystem zu sabotieren. Diese Feststellung macht mich nicht zu einem Verschwörungstheoretiker. Um Beweise zu finden, biete ich, ca. 145 Jahre nach diesem Ereignis, einen detaillierten Plan an, der sich auf die Methode der Standardabweichung vom Mittelwert stützt, welche aus der statistischen Mathematik stammt.

Wir sind es uns selbst schuldig, die notwendigen Nachforschungen anzustellen. Die Weltwirtschaft, die unter dem Gewicht ihres Schuldenturms sowie der rapide abwertenden, uneinlösbaren Währungen einsackt, befindet sich eindeutig auf dem Weg der Selbstzerstörung. Die gewaltsame Entfernung zuerst des Silbers, und dann 100 Jahre später, auch des Goldes aus dem Geldsystem beseitigte zudem die einzigen Schuldenlöscher, die wir haben. Folglich kann die Gesamtschuldenmenge nur wachsen, und nie kontrahieren. Dieser Prozess läuft versteckt ab, da sich die unbezahlten und unbezahlbaren Schulden als Staatsschulden anhäufen. Die Welt täuscht sich selbst, wenn sie annimmt, dass die Staatsschulden unendlich steigen könnten, da der Staat ihre Fälligkeit unendlich verlängern könne. Im Jahr 2008 hatten wir das Warnsignal, dass er es nicht kann. Wenn wir die starke Schuldenvermehrung nicht stoppen, wird die Welt ausgedehnte Deflation, Depression, anhaltende Kapitalzerstörung, Bankrotte und beispiellose Arbeitslosigkeit erleben. Und das führt zu einem Zusammenbruch von Recht und Ordnung. Es könnte das Ende unserer Zivilisation bedeuten.

Anmerkung: Eine längere Version dieser Rede finden Sie auf meiner Webseite www.professorfekete.com unter “Scholarly Economics“.


© Antal E. Fekete
Professor am Intermountain Institute of Science and Applied Mathematics Missoula, US-Bundesstaat Montana
www.professorfekete.com

Dieser Artikel wurde am 27. November 2012 auf http://www.24hgold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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