Blick auf die langfristige Entwicklung von Gold
08.04.2011 | Clif Droke
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Unser wichtigstes analytisches Werkzeug zur Bestimmung längerfristiger Trends sind die Kress-Zyklen. Fundamentaldaten können nützlich sein, aber die langfristigen Zyklen sind noch wichtiger, da sie die übergeordnete Richtung der Kurse von Vermögensanlagen bestimmen.
Im Kontext dieser langfristigen Zyklen befinden wir uns in einem frühen Stadium der (so könnte man es vielleicht nennen) "galoppierenden Deflationsphase" des 120-Jahre-Megazyklus. Dieser Zyklus, der 2014 voraussichtlich seine Talsohle erreichen wird, ist seit mindestens 10 Jahren oder länger für die langfristige deflationäre Unterströmung der Wirtschaft verantwortlich. Deflation mag vielleicht nicht auf den ersten Blick zu erkennen sein - zum Beispiel mit Blick auf die Einzelhandelspreise (bei denen in der Tat Inflation die Norm ist). Da Deflation aber im Grunde der Rückgang von Schulden ist, zeigt sich auch, dass der deflationäre Zyklus schon eine ganze Weile läuft. Er ist seit einigen Jahren verantwortlich für den Rückgang der Kreditaufnahme unter den Verbrauchern, für den Rückgang der Immobilienpreise und für sinkende Schuldennachfrage durch Konsumenten.
Deflation lässt zudem die Nachfrage nach Gold mit der Zeit steigen. Obwohl die meisten Ökonomen das genaue Gegenteil lehren - nämlich, dass Gold hauptsächlich als Absicherung gegen Inflation dient - kommt Gold während Hyperdeflationen zur vollen Geltung. Da galoppierende Deflationen dazu neigen, den Papierwert der Vermögensanlagen auszuhöhlen und die Nachfrage nach Schulden sinken zu lassen, fühlen sich Konsumenten und Anleger, die ihre Ersparnisse sichern wollen, ganz natürlich zum Gold hingezogen, denn Gold ist weniger anfällig für die Launen schwacher Wirtschaften. Gold hat sich als langfristiger Wertspeicher herausgestellt, und es wird allgemein als Sicherer Hafen in Zeiten wirtschaftlicher und sozialer Turbulenzen betrachtet.
Gold hat dahingehend auch noch andere Vorzüge, die andere Anlageklassen nicht bieten. Die Nachfrage am Aktienmarkt wurde beispielsweise seit März 2009 hauptsächlich durch das quantitative Lockerungsprogramm (QE2) der Fed angetrieben. Wir haben es sozusagen mit einem liquiditätsgesteuerten Bullenmarkt der Aktien zu tun, und solange die Fed nicht aufhört, die Wirtschaft anzukurbeln, solange haben die Investoren im Grunde auch nichts zu fürchten. Wenn QE2 jedoch zu Ende geht, stellt sich auch wieder die Frage, ob die Nachfrage nach Aktien noch von Dauer sein wird.
Seitens der Privatanleger hat sich die Nachfrage nach Aktien in den Jahren seit der Kreditkrise deutlich abgeschwächt. Die Risikobereitschaft unter den Nicht-Professionellen ist drastisch gefallen, und der größte Teil der Marktaktivität ging auf das Konto der Institutionellen. Längerfristig ist das ein weiterer Minuspunkt für Aktien, den Gold allerdings nicht verkraften muss.
Ein anderes Problem, dem Finanzanlagen unterworfen sind, ließe sich mit dem Begriff "Dominoeffekt" umschreiben. Da die meisten Finanzanlagen heutzutage mehr oder minder stark auf Schulden basieren, sind sie auch höchst anfällig für Abschwünge an den Finanzmärkten. Ein bekanntes Thema bei jeder Finanz- oder Wirtschaftskrise.
Zum Beispiel machen Simon Johnson und James Kwak in ihrem Buch "13 Bankers, the Wall Street Takeover and the Next Financial Meltdown" folgende einschlägige Beobachtung: "Der Bankrott von Lehman Brothers im September 2008 beschleunigte den Zusammenbruch der American International Group und trieb sie in die Arme der Federal Reserve; Lehmans Bankrott zwang den Geldmarktfonds Reserve Primary Fund zudem, den stabilen Liquidationswert von 1 $ pro Anteil zu unterschreiten, was einen plötzlichen Vertrauensverlust in alle Geldmarktfonds nach sich zog; die Kapitalflucht aus den Geldmarktfonds führte dann dazu, dass der Markt für Geldmarktpapiere einfror, was wiederum den täglichen Geschäftsablauf vieler Unternehmen in Gefahr brachte."