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Bert Dohmen: Die kommende China-Krise

27.12.2012  |  Clif Droke
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Droke: In jüngster Zeit gab es wieder Hinweise auf einen wirtschaftlichen Aufschwung in China. Ist das Ihrer Meinung nach nur ein vorübergehendes "Aufzucken“ oder kann es sich dabei um eine nachhaltige Konjunkturwende handeln?

Dohmen: Die Führung der kommunistischen Partei wird einen Aufschwung statistisch herbeimanipulieren, wie wir schon letzten Monat in unserem Wellington Letter gesagt hatten. Wer die Statistiken erstellt, kann alles mit der Wirtschaft anstellen. Die Realwirtschaft reagiert aber nicht darauf. Im März 2013 wird China einen neuen 5-Jahre-Plan bekommen. Bis dahin werden sich die Dinge rosiger präsentieren, und dann gibt es einen Realitätsabgleich. Man muss sich nur die "Freimarkt-Zahlen“ wie die Frachtindizes anschauen. Der Baltic Dry Freight Index ist da zum Beispiel ein guter. Er dümpelt jetzt unten im Bereich der 2008er Krise vor sich hin. Im Jahr 2008 brach dieser Index um 93% ein. So stark sind die Frachtraten gefallen! Damals 2008 konnte man ein 300-Meter-Frachtschiff für den Preis eines 10-Meter-Boots auf dem Lake Tahoe mieten! Wenn Güter nicht transportiert werden, dann werden sie auch nicht benutzt. Die Frachtraten sind ein viel besserer Indikator als die BIP-Zahlen.


Droke: Wenn China in eine große Rezession eintritt, welche Auswirkungen wird das auf die USA haben?

Dohmen: Dann würde quasi ein Tsunami die Wirtschaften der Welt erfassen. China war die große Lokomotive für die Weltwirtschaft. Die Stimuli Chinas waren, im Verhältnis zum BIP, viermal so groß wie die der USA. Sie stimulierten viermal so aggressiv wie die Fed die US-Wirtschaft stimulierte. Das erzeugte einen Aufschwung an den Rohstoffmärkten, am Aktienmarkt, etc. Auch Australien spürte die Folgen der Rohstoffnachfrage aus China.

Mit Blick in die Zukunft, weiß ich einfach nicht, woher überhaupt noch die guten Nachrichten kommen könnten. Wir haben unsere Analysen und unsere Szenarien, die wir durchspielen; jeden Tag schauen wir uns alles noch einmal an und fragen uns, ob sich irgendwas geändert hätte, dass unsere Prognosen in Frage stellen könnte oder unsere Analysen bestätigen würde. Heute fanden wir heraus, dass China eine Soja-Bestellung über 300 Tonnen aus den USA storniert hat. Was hat das zu bedeuten? Hat China zu viel Soja? Sind die Chinesen nicht hungrig? Sind die Preise zu hoch?

Möglicherweise haben wir hier einen Faktor vom Typ "Kanarienvogel in der Kohlengrube", dahingehend, dass China versucht, den Devisenabfluss einzuschränken. Wenn China Güter vom Westen kauft, dann werden die in Fremdwährung bezahlt, nicht in Renminbi. Fängt China jetzt an, Fremdwährung zu sparen, weil alles aus dem Land abfließt? In China sind haufenweise Stornierungen und Kürzungen zu beobachten. Einer unserer Kunden verkauft hochwertige Meeresfrüchte nach China. Er erzählte uns, dass ein großer Auftrag eines wichtigen Kunden in China storniert wurde, weil sie die Dollars, Fremdwährung, dafür nicht von Bank bekommen haben.

Sinkt die Nachfrage aus China, hat das also Folgen für die Weltwirtschaft. Das liest man nicht in den Tageszeitungen und es kommt nicht im Fernsehen. Diese Information bekommt man aber auch nicht während eines Besuchs in China. Die China-Optimisten halten immer die Tatsache hoch, dass China schließlich 1,3 Milliarden Menschen habe und dass sich diese Zahlen angeblich in obszönen Reichtum niederschlagen werden. Aber die Menschenmenge bedeutet nicht zwangsläufig, dass im betreffenden Land auch die Wirtschaft wie geschmiert laufen wird.


Droke: Zum Abschluss noch die Frage der Stunde: Was denken Sie über die „fiskalische Klippe“ in den USA?

Dohmen: In der Dezemberausgabe des "Wellington Newsletters" haben wir über das Thema geschrieben. Keiner weiß, ob es eine Einigung zwischen Demokraten und Republikanern geben wird. Die landläufige Ansicht ist, dass es bis Jahresende einen Kompromiss geben wird. Aber wie man weiß, ist die landläufige Ansicht in der Regel die falsche. Ich kann mir eine Situation vorstellen, in der die Demokraten viel gewinnen könnten, wenn sie das Land von der fiskalischen Klippe springen lassen und dann den Republikanern die Schuld geben. "Die Republikaner haben uns keine andere Wahl gelassen", wird die Ausrede lauten.

Ich kann einfach nicht verstehen, warum so viele Analysten positiv ins Jahr 2013 blicken. Den Unternehmen werden großen Kostensteigerungen durch ihre Angestellten entstehen. Schon jetzt hat es in den Restaurants, etc. große Preissteigerungen gegeben - in den letzten sechs Monaten sind die Preise teils um 20% bis 30% gestiegen. Wir werden meiner Meinung nach Inflation bei den Supermarktpreisen erleben und Deflation bei entbehrlichen Gütern wie langlebigen Gebrauchsgütern. Ich habe zum Beispiel bemerkt, dass es bei der Großhandelskette Costco in der letzten Zeit Preissteigerungen von 25% bis 35% gegeben hat. Wie wird die Federal Reserve damit umgehen? Nächstes Jahr werden sie eine Billion Dollar ins System stecken. Für sie ist das nichts. Wie können die, angesichts dieser Stimuli, denn jemals noch aus dieser Nullzinspolitik aussteigen? Aber eines Tages wird der Markt das Spiel beenden; Papiergeld wird wertlos, und der Markt wird das wissen.

Aktuell werden 80 bis 90 Prozent der verkauften US-Staatsanleihen durch die Fed bezogen - mit ihren Stimuli. Wenn das Finanzministerium all seine Ausgaben mit Frisch gedrucktem Geld finanziert, dann braucht man nur in die Geschichte schauen, und man weiß, wie das endet. Es wird kein Happy End geben. Können Sie sich vorstellen, was die Menschen sagen werden, wenn die Inflation richtig steigt - also vielleicht um 10% oder mehr? Am Ende wird man die Inflation stoppen müssen. Beim kleinsten Anzeichen auf eine Kursänderung der Fed werden wir einen Zusammenbruch der Finanzmärkte erleben. Wann immer das auch sein wird, vielleicht nächstes Jahr, vielleicht in fünf Jahren oder mehr - er kommt.


© Clif Droke
www.clifdroke.com

Dieser Artikel wurde am 19.12.2012 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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