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Idiotie: "QE wirkt nicht inflationär"

05.01.2013  |  Steve Saville
Wer behauptet, QE (Quantitative Easing) wirke nicht inflationär, meint damit möglicherweise, dass QE das allgemeine Preisniveau nicht steigen lassen würde. Er könnte damit allerdings auch Folgendes meinen: QE erhöht allein die Bankenreserven, weshalb sich auch die Geldmengen im Wirtschaftsraum nicht erhöhen. Beide Behauptungen sind aber von Grund auf falsch.

Schon am 17. Dezember hatten wir zur Behauptung, QE würde das Geldangebot nicht steigen lassen, Stellung genommen. Zitat: “[…] jeder Dollar, den die Fed über Anleihen monetisiert, erhöht die bei der Fed gehaltenen Bankenreserven um einen Dollar und ebenfalls auch die "Sichteinlagen“ der Geschäftsbanken. Da Bankenreserven nicht zum Geldangebot gerechnet werden, ergibt sich Folgendes: Mit jedem Dollar, der von der Fed im Rahmen eines "QE-Programms“ aufgekauft wird, erhöht sich das Geldangebot um einen Dollar. Die korrekte Betrachtungsweise ist daher folgende: Die Fed führt der Wirtschaft "gedecktes Geld“ zu, da jeder neue Dollar durch die Reserven bei der Fed gedeckt wird.

Eine detailliertere Beschreibung, wie QE das Geldangebot vergrößert, finden Sie in Mike Pollaros Artikel von November 2010. Der Artikel wurde damals in Reaktion auf Bernankes regelrechte Lüge verfasst, dass "QE 2" das Geldangebot nicht erhöhen würde; die Beschreibung des Geldschöpfungsprozesses trifft allerdings auch auf alle anderen QE-Programme der Fed zu. Allein der Typ der monetisierten Anlage ändert sich von einem QE-Programm zum nächsten. Das eine Mal monetisiert die Fed US-Staatspapiere, das andere Mal monetisiert sie hypothekarisch besicherte Wertpapiere (MBS). Es wäre vorstellbar, dass die Fed in der Zukunft sogar Aktien, Häuser oder Gold monetisiert.

Sie sollten den kompletten Artikel Pollaros lesen, an dieser Stelle jedoch einen Auszug, in dem es darum geht, wie die Geldmenge durch QE wächst.

“Die Federal Reserve wird im 2. Quartal 2011 US-Staatspapiere im Umfang von insgesamt 600 Milliarden Dollar ankaufen - d.h. ca. 75 Milliarden $ monatlich von 18 lizensierten Wertpapierhändlern und höchstwahrscheinlich auch von einigen offiziellen Institutionen aus dem Ausland. Die Fed zahlt für diese Staatsanleihen, indem sie selbst Schecks ausstellt - insgesamt in Höhe von 600 Milliarden $, 75 Milliarden $ monatlich. Diese Schecks sind Zahlungsanweisungen, um den betreffenden Wertpapierhändlern und/ oder offiziellen Institutionen aus dem Ausland Geld für deren staatliche US-Anleihen auszuzahlen.

Das heißt: Nach dem Verkauf ihrer US-Staatspapiere an die Federal Reserve deponieren diese Wertpapierhändler und/ oder die offiziellen Institutionen ihre Schecks auf ihren jeweiligen Bankkonten, wodurch sie Geld in Form von Einlagengeldern bekommen. Und wenn diese Banken diese Schecks bei der Federal Reserve zur Auszahlung vorlegen, so bekommen sie Reserven in Form von Einlagen bei der Federal Reserve. Unterm Strich werden diese Schecks, die direkt dem QE-Programm der Federal Reserve entspringen, zu Einlagengeld und zu Reserven - Dollar für Dollar, bei jedem Wertpapierverkauf. Bernanke hat den strebsamen Studenten der Jacksonville University nur die halbe Geschichte erzählt. Das QE II-Ankaufprogramm wird nicht nur die Bankenreserven mit 600 Milliarden $ deutlich erhöhen, auch das Geldangebot wird somit um genau dieselbe Summe deutlich ausgeweitet.“

Die andere fälschliche Behauptung ist, dass QE keinen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus verursacht. Allein ein rudimentäres Verständnis von Ökonomie reicht, um zu wissen, dass diese Behauptung falsch ist. Erstens wissen wir ganz genau, dass QE das Geldangebot im Wirtschaftsraum erhöht. Zweitens ist das Verhältnis zwischen Angebot, Nachfrage und Preis eine der grundlegendsten Gesetzmäßigkeiten der Ökonomie. Der aktuelle Marktpreis ist, laut Definition, der Preis, bei dem Angebot und Nachfrage im Einklang sind, und auch Folgendes ist axiomatisch: Je größer das Angebot einer Sache ist, desto niedriger ist der Preis für die jeweilige Nachfrageseite. Nun wäre allerdings auch Folgendes möglich. Ein gleichzeitiger Anstieg der Nachfrage nach einem Gut oder einer Dienstleistung könnte verhindern, dass eine Angebotssteigerung zu sinkenden Preisen führt. Aber im vorliegenden Fall führt das steigende Angebot immer noch zu niedrigeren Preisen als zuvor.

Das Verhältnis zwischen Angebot-Nachfrage-Preis gilt für Geld ganz genauso wie für alles andere, das gehandelt wird. Wenn sich das Geldangebot erhöht, wird der Preis (die Kaufkraft) des Geldes am Ende niedriger sein als zuvor. Beim Geld gibt es nur einen Unterschied: Der Preis wird durch keine feste Zahl repräsentiert. Es wird zwar immer wieder versucht, eine solche Zahl zu errechnen, doch selbst wenn diese Berechnung konsequent und mit den besten Absichten erfolgen würde, so wäre sie doch nur Schwindel.

Tatsache ist: Obgleich die Erhöhung des Geldangebots zu einem Sinken der Kaufkraft des Geldes führen MUSS, so geschieht dies doch uneinheitlich und mit unvorhersagbaren zeitlichen Verzögerungen. Daraus ergibt sich also ein Problem der Messbarkeit: Wir können keine grob vereinfachende Korrelation zwischen der Erhöhung des Geldangebots und einer Zahl vorweisen, welche das allgemeine Preisniveau akkurat repräsentieren könnte. Eine solche Zahl existiert einfach nicht in der wirklichen Welt, obgleich die meisten Menschen, die regelmäßig Güter des täglichen Bedarfs einkaufen, durchaus grob abschätzen können, wie schnell ihr Geld an Kaufkraft verliert.

Man kann also folgenden Schluss ziehen: Jeder, der behauptet, dass QE das Geldangebot im Wirtschaftsraum nicht erhöhen würde, könnte genauso gut auch ein Schild hochhalten, auf dem steht: "Ich habe keine Ahnung, wie QE funktioniert und wie Geld geschöpft wird.“. Und jeder, der behauptet, die Erhöhung des Geldangebot würde den Preis (die Kaufkraft) des Geldes nicht verringern, könnte genauso gut auch ein Schild hochhalten, auf dem steht: "Ich verstehe die Grundlagen der Ökonomie nicht.“.

Die QE-Programme der Fed sind im wahrsten Sinne des Wortes in jeder Hinsicht inflationär.


© Steve Saville
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Dieser Artikel wurde am 31. Dezember 2012 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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