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Das Schicksal Europas 2013

09.01.2013  |  Presse
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Die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen Deutschlands werden sich 2013 noch auf ein finales Tief zubewegen. Die Renditen für 10-jährige Anleihen Spaniens fielen letzte Woche auf fast 5%; Ende 2012 lagen sie bei 5,27%, am 24.Juli standen sie aber noch bei 7,62%. Der Euro schloss Ende 2012 gegenüber dem Dollar bei 1,3187, Ende 2011 stand das Verhältnis noch bei 1,2941. Aber im Juli 2012 unterschritt der Euro das 2011er-Tief mit 1,2045 und fand Unterstützung über dem 2010er-Tief, das im Juni jenes Jahres bei 1,880 markiert wurde. Die allgemeine Schwäche des Euros legt eher den Schluss nah, dass wir im Jahr 2013 weitere Tiefs sehen könnten.

Die Länder der Eurozone planen die größte Anleiheemissionswoche seit vier Monaten, und sie beten, dass die Investoren wieder mit voller Kraft mitbieten. Deutschland, die Niederlande, Italien, Spanien, Österreich und Belgien planen zusammen einen Schuldenverkauf - den größten, den es seit September 2012 (3.09 bis 7.09) gegeben hatte. Es ist unwahrscheinlich, dass weitere Leitzinssenkungen während des Treffens der 23 Mitglieder des Europäischen Rates in Frankfurt beschlossen werden. Die Zentralbank wird die Zinsen unverändert auf dem Rekordtief von 0,75% halten - mindestens bis zum ersten Quartal 2014. Der Markt wird schließlich die Zinssätze erhöhen, aber nicht die EZB. Bei Treffen der politischen EZB-Entscheidungsträger im Dezember 2012 tendierte die Mehrheit zu Zinssenkungen, nachdem die Prognosen für Wirtschaftswachstum und Inflation hin zu einer Kontraktion von 0,3% revidiert wurden. Das reale Wirtschaftswachstum für Europa wird 2013 wahrscheinlich insgesamt bei 0% liegen, wenn nicht sogar im negativen Bereich. Auf jeden Fall wird Europa die am schwächsten wachsende Region von allen sein. Das ist der traurige Kommentar zu den Aussichten einer Wirtschaftserholung in Europa, fern ernsthafter, kompletter Wirtschaftsreformen.

Das Problem ist schließlich nur das Vergessen. Als die Kommission damals mein Seminar in London besuchte, wo sie die gesamte hintere Reihe einnahm, lautete die gängige Argumentation, man könne sich eine Konsolidierung der Schulden jetzt einfach nicht vorstellen, das könne zu einem späteren Zeitpunkt kommen. Zuerst wollten sie die Währungsunion. Das Problem ist, dass nach einiger Zeit ein ganz anderer Schlag von Menschen das Ruder übernimmt, die der Meinung sind, dass es eben so funktioniere und allein die Diskussion über einen gemeinsamen Schuldenmarkt schon zu weit gehe. Das ist das Problem mit halben Maßnahmen.

Ohne komplette Restrukturierung werden die 17 Mitgliedsstaaten NIEMALS aus diesem Konjunkturrückgang herauskommen. Nationale Schulden hätten durch einen EINZIGE Anleiheart für Europa konsolidiert werden müssen. Und NUR diese Schuldenart hätte als Reserve dienen dürfen. Das aktuelle System bringt auch das gesamte Bankensystem Europas in Gefahr. Politiker und Ökonomen sind KEINE Trader. Sie verstehen nicht, wie Märkte funktionieren, weil sie sich in ihrer eigenen Ignoranz suhlen und in der Machtfantasie gefangen sind, dass sie die Trends diktieren - und nicht die freien Märkte. Die Idee der “New Economics”, die Keynes propagierte, ist tot. (dazu auch: Volcker Rediscovery of the Business Cycle 1979).

Der europäische Dienstleistungs- und Industriesektor schrumpft weiter, da die effektiven Steuersätze weiter steigen. Die Rezession wird sich ganz klar ins Jahr 2013 erstrecken. Es besteht die erstzunehmende Gefahr, dass sich der wirtschaftliche Abschwung in Europa bis ins Jahr 2021 hinziehen könnte. Ohne große Reformen scheint das früheste Tief 2017 erreichbar.

Die einzige wirkliche Stabilisierung in der Weltwirtschaft ist die in Asien. Deutschlands Wirtschaftswachstum (der größten Wirtschaft Europas) ist abhängig von Exporten, aber auch hier setzt eine Trendwende ein. Städte wie Berlin sind anhängig von Kongressen und Tourismus, der größte Teil der Industrie, so auch die Autoindustrie, befindet sich hingegen im Süden. Die Produktionszahlen der USA sind im Dezember wieder gestiegen, nachdem sie drei Jahre in Folge gesunken waren. Das Wirtschaftswachstum ist allerdings immer noch in Asien; so wächst der chinesische Dienstleistungssektor so schnell wie schon vier Monaten nicht mehr. Das ist eine fantastische Nachricht, weil sie zeigt, dass China beim Aufbau einer internen verbrauchergestützten Wirtschaft Erfolg hat. Das wird auch der Schlüssel für China sein, um die USA als weltweit führende Wirtschaftsmacht vielleicht sogar schon im Jahr 2016 abzulösen.

Die Statistiken zeigen, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland weiter steigt, allerdings langsamer, als die meisten Ökonomen im Dezember vorhergesagt hatten. Die Zuversicht unter den Unternehmen ist den zweiten Monat in Folge gestiegen, und nachdem die erhöhte Nachfrage außerhalb Europas zu steigenden Bestellungen und Exporten führte, macht sich ein gewisser Optimismus breit, dass Deutschland möglicherweise die sinkende EU-Nachfrage mit der Nachfrage aus Asien wettmachen kann. Das ist allerdings eine sehr schwere Aufgabe.


© Martin Armstrong

Dieser Artikel wurde am 07. Januar 2013 auf http://armstrongeconomics.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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