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Goldpreisanstieg - Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

17.01.2013  |  Eugen Weinberg
Der Goldpreis ist in den letzten Wochen stark unter Druck gekommen. Der steigende Konjunkturoptimismus, abnehmende Inflationsängste und der Rückgang des spekulativen Interesses dürften den Goldpreis zunächst weiter belasten. Längerfristig sehen wir weiterhin eine erhöhte Inflationsgefahr, welche von der hohen Staatsverschuldung und der ultra-lockeren Geldpolitik der Zentralbanken ausgeht. Deshalb erwarten wir im Jahresverlauf wieder einen steigenden Goldpreis.

Der Goldpreis ist im Verlauf des 4. Quartals unter Druck geraten. Die in der Vergangenheit häufig stärkste Jahreszeit hat der Goldpreis mit einem ungewöhnlich starken Rückgang von knapp 6% beendet. Ebenfalls sehr untypisch war, dass der Goldpreis gegen Ende des Quartals trotz eines schwächeren US-Dollar nachgab. Normalerweise geht ein fallender US-Dollar mit einem steigenden Goldpreis einher. Wir sehen vor allem das geringere Interesse und den teilweisen Rückzug der spekulativen Anleger als ausschlaggebend für die jüngste Schwäche von Gold (Grafik 1). Die längerfristig orientierten Anleger blieben Gold dagegen treu. So sind die Bestände der Gold-ETFs im Dezember auf neue Rekordstände geklettert. Symptomatisch für eine starke physische Nachfrage der eher langfristig orientierten Privatanleger war auch ein starker Absatz an Goldmünzen in den USA. Dieser war im vierten Quartal so stark wie zuletzt vor mehr als einem Jahr. Es findet daher aus unserer Sicht eine Umschichtung von den "schwachen" zu den "starken" Händen statt.

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Die Risikowahrnehmung in Bezug auf die Staatsschuldenkrise und die Inflation ist zuletzt spürbar zurückgegangen. Gleichzeitig haben sich die Konjunkturaussichten aufgehellt. In der Folge ist es derzeit attraktiver, in Aktien oder zyklische Rohstoffe zu investieren. Langfristig bleiben die Risiken aber weiter bestehen. Insbesondere die hohe Staatsverschuldung in den Industrieländern und die langfristigen Inflationsrisiken dürfen nicht unterschätzt werden. Die Geldpolitik der westlichen Zentralbanken bleibt auf absehbare Zeit expansiv. Die Bilanzsumme der Fed dürfte sich in den kommenden Monaten womöglich um weitere 1.000 Milliarden USD ausweiten. Eine Zinswende sowohl in den USA als auch im Euroraum sehen unsere Volkswirte erst in zwei Jahren. Die japanische Zentralbank dürfte ihre Geldpolitik sogar nochmals lockern.

Die Zentralbanken dürften den Goldpreis auch anderweitig unterstützen. So haben in den vergangenen zwei Jahren die Zentralbanken der Schwellenländer jeweils über 400 Tonnen Gold aufgekauft, was 17% der jährlichen globalen Minenproduktion entspricht. Die chinesische Zentralbank, die die weltgrößten Währungsreserven hält, hat in den letzten Jahren keine offiziellen Daten diesbezüglich veröffentlicht. Die robusten chinesischen Goldimporte aus Hongkong lassen vermuten, dass auch sie Gold zu Diversifizierungszwecken gekauft hat. Der Anteil von Gold in den Währungsreserven der Schwellenländer ist nach wie vor niedrig. Das Kaufinteresse der dortigen Zentralbanken dürfte daher langfristig anhalten und den Preis nach unten absichern.

Die abnehmende Risikowahrnehmung der Anleger und das Abebben der Krisenstimmung dürften einem unmittelbaren Preisanstieg bei Gold zunächst im Wege stehen (Grafik 2). Auch die Spekulationen auf ein vorzeitiges Ende der Anleihekäufe durch die US-Notenbank, welche durch das Protokoll der letzten FOMC-Sitzung geschürt wurden, dürften den Goldpreis zunächst noch belasten. Wir rechnen daher mit einem Goldpreis von 1.750 USD je Feinunze im ersten Quartal. Der Preisanstieg bei Gold ist unseres Erachtens aber nicht aufgehoben, sondern lediglich aufgeschoben. Die zuletzt in den USA geführte Diskussion um die 1-Billionen-Dollar-Platinmünze zeigt, dass der politische Wille zum Abbau der hohen Staatsverschuldung gering ist. Ein den Goldpreis belastendes deflationäres Umfeld ist daher nicht zu erwarten. Viel wahrscheinlicher ist, dass in den westlichen Industrieländern der vermeintlich einfachere Weg der Inflationierung gegangen wird. Gleichzeitig werden die Zinsen durch die Zentralbanken auf ein künstlich niedriges Niveau gedrückt, welches vielfach unterhalb der Inflationsraten liegt. Die daraus resultierenden negativen Realzinsen sprechen für Gold als wertstabile Anlage, auch wenn die Krise zeitweilig in den Hintergrund tritt. Spätestens in der zweiten Jahreshälfte dürfte der Goldpreis seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen und neue Höchststände erreichen. Für das Jahresende rechnen wir weiterhin mit einem Goldpreis von 2.000 USD je Feinunze.


Silber: China gewinnt rasant an Bedeutung

Das auf die Analyse von Edelmetallen spezialisierte Research-Institut Thomson Reuters GFMS hat kürzlich im Auftrag vom Silver Institute eine Studie zur Entwicklung des chinesischen Silbermarktes veröffentlicht. War China vor 10 Jahren noch ein relativ unbedeutender Teilnehmer auf dem globalen Silbermarkt, so steht es heute für 17% der weltweiten Nachfrage und 14% des weltweiten Angebots. Damit ist China die Nummer zwei bei der Nachfrage und dürfte diese Position demnächst auch auf der Angebotsseite einnehmen. Seit Beginn der Liberalisierung des chinesischen Silbermarktes im Jahr 2000 ist die inländische Nachfrage nach dem weißen Edelmetall stark gestiegen. Angetrieben vom hohen Wachstum der chinesischen Wirtschaft, Investitionen in die Infrastruktur und vom Aufschwung im verarbeitenden Gewerbe ist die Silbernachfrage in China 2011 auf ein Rekordhoch von 170,7 Mio. Unzen (5.309 Tonnen) gestiegen (Grafik 3). Zwischen 2000 und 2011 verzeichnete China ein durchschnittliches jährliches Wachstum der Fabrikationsnachfrage (Gesamtnachfrage ohne Investmentnachfrage) von 12%, was durch ein robustes Wirtschaftswachstum und der Verlagerung der Produktionskapazitäten aus den westlichen Industrienationen nach China unterstützt wurde.

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