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Goldpreisanstieg - Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

17.01.2013  |  Eugen Weinberg
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Der größte Anteil der Fabrikationsnachfrage entfällt auf die industrielle Nachfrage, welche sich zwischen 2002 und 2011 auf 88,5 Mio. Unzen (2.754 Tonnen) mehr als verdoppelt hat. Knapp die Hälfte davon macht der elektronische und elektrische Sektor aus, der sich in der letzten Dekade ebenfalls über ein robustes Wachstum erfreute (Grafik 4). Die Nachfrage stieg bis 2011 auf 40,0 Mio. Unzen (1.243 Tonnen). Der Treiber für diese bemerkenswerte Entwicklung war eine schnelle Ausweitung im inländischen Halbleiter-Sektor, welcher ein durchschnittliches Wachstum von über 20% zwischen 2001 und 2011 verbuchte, verglichen mit 5% in der globalen Halbleiter-Industrie in der gleichen Periode. Im Jahr 2011 wurden mehr als 70% der Mobiltelefone und 90% der Computer weltweit in China produziert.

Weitere stark wachsende Sektoren bei den elektrischen Anwendungen waren die Bereiche Automobile und Photovoltaik, wo Silber aufgrund seiner herausragenden elektrischen Leitfähigkeit zur Anwendung kommt. Zwischen 2002 und 2011 legte die Automobilproduktion in China von 3 Mio. auf 17,3 Mio. Fahrzeuge zu. Der Boom im Photovoltaik-Sektor in den vergangenen Jahren ging ebenfalls mit einem steigenden Silberbedarf einher, da die globale Solarzellenproduktion stark in China konzentriert ist. Aufgrund von Qualitätsanforderungen musste die für die Solarzellen benötigte Silberpaste allerdings ins Land eingeführt werden, so dass der Silberbedarf dafür eher im Ausland anfiel.

Auch die Nachfrage nach Silberschmuck und Silberwaren entwickelte sich in den letzten Jahren äußerst dynamisch. Im Zeitraum von 2001 bis 2005 betrug das jährliche durchschnittliche Wachstum der Nachfrage nach Silber für Schmuckzwecke 21%. Zwischen 2006 und 2011 legte die Nachfrage mit jährlichen durchschnittlichen Wachstumsraten von über 13% zu. Der Bedarf an Silber im chinesischen Schmucksektor wuchs von 2002 bis 2011 somit um 211% auf 54,4 Mio. Unzen (1.692 Tonnen). Das Reich der Mitte ist damit zum weltgrößten Produzenten von Silberschmuck aufgestiegen. Begünstigt wurde die steigende Schmucknachfrage durch eine florierende Wirtschaft, welche in dieser Periode ein durchschnittliches BIP-Wachstum von über 10% verzeichnete, und dem damit verbundenen Anstieg des verfügbaren Einkommens. Hinzu kommt, dass chinesische Schmuckproduzenten aufgrund von Investitionen in Produktionstechnologien Exportanteile gewinnen konnten und dank niedriger Kosten Standortverlagerungen aus industrialisierten Ländern und aus südostasiatischen Nachbarländern erfolgten. Die Herstellung von Silberwaren (z.B. Tafelsilber) nahm in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich 11% zu und sollte sich im letzten Jahr auf 8,3 Mio. Unzen (259 Tonnen) verglichen mit 2001 mehr als verdoppelt haben. Dies ist insofern beachtlich, da die globale Nachfrage nach Silberwaren seit Jahren rückläufig ist. GFMS führt diese gegensätzliche Entwicklung auf eine steigende inländische Nachfrage und die kostengünstige Produktion in China selbst zurück.

Neben der Fabrikationsnachfrage hat auch die Investmentnachfrage in den vergangenen Jahren eine beachtliche Entwicklung durchlaufen. Im Jahr 2006 wurde an der Shanghai Gold Exchange der Handel von Silber erstmals für die Allgemeinheit zugänglich gemacht. Ein weiterer Schritt wurde 2009 durch die Zentralbank eingeleitet: Es wurde privaten Investoren ermöglicht, Silberbarren in China zu kaufen und zu verkaufen. Dies hat zu einem kräftigen Anstieg der Nachfrage nach physischem Silber in den vergangenen Jahren geführt. 2011 stiegen die Netto-Käufe von Münzen und Barren auf 17 Mio. Unzen (530 Tonnen), was 8% der globalen Netto-Käufe entspricht (Grafik 5). Dies machte das Reich der Mitte zum weltweit führenden Markt für physische Silberinvestments. Auch im Terminhandel gewinnt China stark an Bedeutung. Mit einem durchschnittlichen täglichen Handelsvolumen von 123,7 Mio. Unzen ist die Shanghai Future Exchange bereits wenige Monate nach Einführung eines Silber-Futures zur weltweit zweitgrößten Terminbörse für Silber nach der Comex aufgestiegen.

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Nicht nur die Nachfrage, sondern auch das Angebot hat einen durchgängig steigenden Trend durchlaufen. Das chinesische Silberangebot hat sich zwischen 2002 und 2011 auf 281,5 Mio. Unzen (8.756 Tonnen) nahezu verdreifacht, wobei es im Jahr 2011 erstmals leicht zurückging. Entscheidend für die stetige Angebotsausweitung in den vergangenen Jahren war eine Kombination aus kräftigem Wirtschaftswachstum und Industrialisierung sowie steigenden Rohstoffpreisen und einer schnelleren Erschließung, Entwicklung und Förderung im Minensektor. Silber, das als Nebenprodukt aus importierten Metallerzen gewonnen wird, machte 2011 die Hälfte des gesamten chinesischen Silberangebots aus, war aber auch für den Rückgang 2011 hauptverantwortlich. Die heimische Minenproduktion stellte knapp 40%. Das in China geförderte Silber fällt dabei nahezu ausschließlich als Nebenprodukt bei der Förderung von Metallen an. Altsilber trug gut 10% zum Gesamtangebot bei. Ohne die Berücksichtigung der Silbergewinnung aus importierten Erzen und der Einfuhr von Silberbarren besteht am chinesischen Silbermarkt seit dem Jahr 2002 ein Angebotsdefizit, das sich im Jahr 2011 laut GFMS auf 23 Mio. Unzen belief und entsprechend durch Importe gedeckt werden musste (Grafik 6).

Die Aussichten für den chinesischen Silbermarkt bleiben positiv. China sollte trotz leichter Abschwächung der Konjunkturdynamik weiterhin ein robustes Wachstum aufweisen. Die Urbanisierung befindet sich trotz des Wirtschaftswachstums in den vergangenen zwei Jahrzehnten noch immer auf einem relativ niedrigen Niveau. Die Stadtbevölkerung in China übertraf im Jahr 2011 erstmals die Schwelle von 50%, verglichen mit 80% in den OECD-Mitgliedsstaaten. Auch der Pro-Kopf-Konsum ist im Vergleich zu vielen entwickelten Volkswirtschaften noch immer niedrig. Der Silberbedarf Chinas für industrielle Anwendungen sollte daher hoch bleiben, insbesondere die inländische Nachfrage nach Automobilen, Heimelektronik und Solarzellen. Neben der industriellen Silbernachfrage dürfte auch die Schmucknachfrage weiter stark zulegen. GFMS macht dafür die fortschreitende Urbanisierung, die wachsende Bedeutung von Silber als alternativer Modeschmuck und steigende Schmuckexporte im Zuge der Konjunkturerholung in den westlichen Industrieländern verantwortlich. Die Investmentnachfrage dürfte vom nach wie vor hohen Anlagebedarf bei gleichzeitig begrenzten Anlagemöglichkeiten profitieren, zumal die Realzinsen niedrig sind und Silber im Vergleich zu Gold eher preiswert ist (Grafik 7). Zwar hat sich auch Silber der kurzfristigen Preisschwäche bei Gold nicht entziehen können und ist zwischenzeitlich bis auf 30 USD je Feinunze gefallen. In den kommenden Monaten sehen wir auch angesichts der robusten Nachfrage in China deutliches Aufwärtspotenzial, so dass der Silberpreis in diesem Jahr auf mehr als 40 USD je Feinunze steigen wird

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Auf einen Blick

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