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Inflation und Gold, Brot und Spiele

01.05.2011  |  Manfred Gburek
Im alten Rom verlangte das Volk "panem et circenses", Brot und Spiele. Es bekam beide, und das nicht zu knapp. Heutzutage passiert Ähnliches, nur dass statt der aus den sogenannten Sandalenfilmen bekannten Wagenrennen jetzt Fußballspiele für alle und Geldspiele für Banker angesagt sind. Obendrein genügt statt der vielfachen römischen Feierorgien schon eine einzige Traumhochzeit in London, um ganze Völkerscharen rund um den Globus zu verzücken.

Keine Frage, ein Großteil der Welt lebt über seine Verhältnisse. Dazu passen denn auch einige aktuelle Meldungen, die nicht gerade zum Jubeln sind: Das Statistische Bundesamt hat für Deutschland per April eine Inflationsrate von 2,4 Prozent ermittelt, Eurostat eine für dieselbe Zeit im Euro-Raum von 2,8 Prozent. Die deutschen Einfuhrpreise lagen im März um 11,3 Prozent über denen vor einem Jahr, die Preise für importierte Energie sogar um 36,4 Prozent. Der starke Euro konnte einiges abfedern, aber wehe, wenn er im Vergleich zum Dollar wieder an Wert verliert.

Der Goldpreis, der am Freitag rasant in die Höhe schoss, reagierte damit wohl endlich auf die jüngste mit Spannung erwartete Pressekonferenz von Fed-Chef Ben Bernanke, dessen Aussagen den Verdacht aufkommen ließen, dass er die US-Wirtschaft wahrscheinlich auch über den 30. Juni hinaus mit Geld überschwemmen wird. Womit Brot (Boni für Banker) und Spiele (was Banker mit dem Geld machen) in einer neuen Variante daherkommen.

Da ich davon ausgehe, dass Sie stark in Gold, Silber und Edelmetallaktien engagiert sind, möchte ich zunächst den starken Anstieg des Goldpreises zum Anlass für einige Interpretationen nehmen. Bemerkenswert ist zunächst, dass der Silberpreis im Vergleich dazu hinterher gehinkt ist. Das sollte man allerdings nicht überinterpretieren. Viel beachtlicher finde ich, dass die meisten großen Gold- und Silberaktien mit der Entwicklung der beiden Edelmetalle nicht mehr Schritt halten. Daraus habe ich schon die Konsequenzen gezogen, einen Teil von ihnen verkauft, einen Teil behalten und Ihnen das hier vor drei Wochen geschrieben. Vor zwei Wochen habe ich Ihnen dann noch einmal geraten, es ebenso zu tun wie ich. Es hat sich bisher auch als richtig erwiesen, die physischen Bestände weiter zu halten.

Nochmals möchte ich Sie in diesem Zusammenhang auf einen psychologischen Faktor hinweisen: Wenn Sie beim jetzigen Kursniveau der Edelmetallaktien zu stark in ihnen engagiert sind und darüber hinaus auch noch hohe Metallbestände besitzen, verlieren Sie nicht nur den Blick für andere Anlagen, sondern können Sie auch nicht mehr ruhig schlafen. Dann wandert Ihr erster und Ihr letzter Blick jeden Tag auf die Kurse, und Sie ärgern sich furchtbar über jeden Kursrückgang. Falls Sie sich jedoch von einem Teil Ihrer Aktien - sagen wir, von der Hälfte - schon getrennt haben, egalisieren Sie den Ärger über Kursrückgänge mit der Freude über die mitgenommenen Gewinne.

Um wieder das Thema Brot und Spiele aufzugreifen: Die Politiker und Notenbanker in Europa wie auch in Amerika werden ihr Volk in den kommenden Jahren mit beiden bei Laune zu halten versuchen. Darin wird allerdings sehr viel Inflationspotenzial stecken. "Inflate or die", inflationieren oder sterben, diese bekannte Floskel wird uns in Zukunft mehr und mehr begleiten. Wäre dazu noch ein Beweis erforderlich gewesen, er hätte nicht überzeugender kommen können als mit dem Hochschießen des Goldpreises am Freitag.




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