Inflation und Gold, Brot und Spiele
01.05.2011 | Manfred Gburek
- Seite 2 -
Dahinter stecken keine geheimnisvollen Mächte, wie uns einige Gurus immer wieder weismachen wollen, sondern durchaus vernünftige Überlegungen, die ich hier ja bereits vielfach geäußert habe. Ich möchte sie heute um eine ergänzen, die allmählich in den Vordergrund rückt, ohne dass sie von der Öffentlichkeit gebührend registriert wird: Die Preise und Löhne in China haben inzwischen eine Höhe erreicht, die immer mehr Unternehmen in Europa - gerade auch in Deutschland - und in den USA dazu zwingt, ihre Strategie zu überdenken. Eine der Folgen ist bereits zu beobachten: Deutsche Unternehmen lassen zunehmen auf dem Balkan und in Osteuropa produzieren. Das verkürzt die Produktionszeiten und ermöglicht mehr Kontrollen.Derweil platzt China aus allen Nähten, was bekanntlich unter anderem den deutschen Autokonzernen sehr viel Geld in die Kassen spült. Dieser Aspekt wird von den meisten Medien bei jeder Gelegenheit kommentiert, als sei damit das Schicksal von ganz Deutschland und China verbunden. Derweil macht sich im Westen aber nur eine kleine Minderheit Gedanken über die gigantischen Reserven der chinesischen Zentralbank, die zu einem großen Teil aus Gold bestehen, ohne dass jemand die genauen Zahlen wirklich kennt. Die vom World Gold Council ermittelten dürften jedenfalls weit unter den tatsächlichen liegen. Diese Information stammt von meiner "China-Connection", die mir bisher immer zuverlässige Daten geliefert hat.
An dieser Stelle muss man kombinieren und spekulieren. Der in letzter Zeit extrem schwache Dollar in Verbindung mit dem kräftig nach oben ausbrechenden Goldpreis vermittelt ja nicht nur die Botschaft, dass die USA ein Schuldenproblem haben, sondern er signalisiert auch, dass China sich weigert, den Dollar durch immer wieder neue Käufe von US-Staatsanleihen weiter zu stützen. Und die Tatsache, dass die Kurse der meisten Goldaktien im Vergleich zum Goldpreis recht schlapp sind, unterstreicht diese Schlussfolgerung.
Hinzu kommt: China hat ein Inflationsproblem, das größer ist als das europäische und amerikanische, weil die Inflation in China schon virulent ist, fast alle Waren erfasst. Die gestiegenen Preise für Industrierohstoffe, die zum größten Teil auf das Konto der Chinesen gehen, tun ein Übriges. Da liegt es nahe, dass aus der Inflationsrate eine allgemeine Inflationsmentalität erwächst, die unter anderem dazu führt, dass die Chinesen nicht nur qua Zentralbank, sondern auch privat immer mehr Gold kaufen.
Halten Sie sich diese Entwicklung vor Augen, wenn Ihnen beim Betrachten der Aufwärtskurve des Goldpreises schwindlig zu werden droht. Es ist hier ja nicht das erste Mal, dass ein Anlageobjekt in neue Preisdimensionen vorstößt. Wer Gold besitzt, wird sich recht schnell daran gewöhnen. Und falls es zu Preisschwankungen kommen sollte, behalten Sie am besten die Nerven, denn sie werden nur eine weitere Unterbrechung im weiter anhaltenden Aufwärtstrend sein.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).