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Silber in der hohlen Gasse

05.05.2011  |  Rolf Nef
Als Wilhelm Tell dem Vogt Gessler auflauerte um ihn umzubringen, so tat er das in der hohlen Gasse bei Küssnacht am Vierwaldstättersee. Friedrich Schiller verewigte dieses strategische Handeln des Schweizer Volkshelden in seinem letzten Drama "Wilhelm Tell" mit dem berühmt gewordenen Satz "Durch diese hohle Gasse muss er kommen...". Diesen Satz verwendet man noch heute für Zwangs- und Monopolsituationen, die sich dadurch ausnutzen lassen.

Aber warum soll Silber in einer Zwangsituation sein? Gold und Silber sind die einzigen physischen Materialien, die sich stets gegen andere Rohwaren als Geld (Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel) durchgesetzt haben. Das ist nicht so, weil irgend ein Gesetz das so bestimmt hat, sondern weil die Markt- und Wirtschaftsteilnehmer sich so verhalten. Die Konkurrenz kommt einzig vom Kredit- und Papiergeld, das zwar einst als Quittung für das schwere und daher für den täglichen Gebrauch eher unpraktische Gold und Silber eingeführt wurde, aber wie bisher immer in der Geschichte früher oder später so missbraucht wurde, dass mehr Quittungen in Umlauf gebracht wurden, als Gold und Silber vorhanden war.

Der Effekt war nicht nur eine Verwässerung dieser Quittungen, das wäre noch harmlos. Weil diese Quittungen verliehen werden, entsteht Nachfrage in der Wirtschaft. Und weil diese Quittungen vermehrt werden, kann auch mehr verliehen werden, was zu noch stärkerer Kreditausweitung führt. Das führt zum süssen Gift des Wirtschaftsbooms, den die Politiker, Gewerkschaften und Unternehmer auf alle Zeiten erhalten möchten, wie der Säufer seinen Rausch. In der modernen Fachsprache heißt das Geldpolitik, in Realität ist es nichts anderes als ein Kreditsuff von Staat und Privaten bis zum bittern Ende, wie Griechenland es jetzt erlebt oder wie man es nachlesen kann, über die Staatsfinanzen Frankereichs während der französischen Revolution für diejenigen, die es lieber gescheit und intellektuell haben wollen, um nur ein Beispiel der Geschichte zu nennen und dem in den nächsten Jahren noch viele folgen werden.

Wenn bei solchen Zusammenbrüchen das Kredit- und Quittungsgeld flöten geht, dann bleibt eben nur das physische Geld Gold und Silber übrig, die sich zwangsläufig massiv aufwerten müssen. Weil die Verschuldung als Folge des Kreditsuffs rund um den Globus so absurd hoch ist, besteht eben eine Zwangs- und Monopolsituation für die Entschuldung und die Aufwertung von Gold und Silber.

Die erste Grafik zeigt die Verschuldung der USA gemessen an der Produktion zurück bis 1818. Man muss blind sein um nicht zu sehen, dass eine Extremsituation vorliegt. Die zweite Grafik zeigt die je geförderte Menge Gold (nicht zu verwechseln mit dem vorhandenen Gold in handelbarer Form, das heute ca. 2 Mrd. Unzen beträgt) und dem weltweiten Silberbestand in handelbarer Form (der viel kleiner ist als das je geförderte Silber) in % der totalen US-Schulden. Diese Grafik zeigt nichts anderes als die Geringschätzung von Gold und Silber als Wertaufbewahrung über die letzten hundert Jahre und die Bevorzugung des Kreditgeldes für diesen Zweck.

Der Paradigmawechsel geht über den Preis und nicht über die Menge, weil das technisch nicht möglich ist. Die dritte Grafik zeigt in welcher strategisch hohlen Gasse Silber nicht nur zum Kreditgeld, sondern auch zu Gold ist: es zeigt die Kapitalisierung des marktfähigen Silbers in % der Marktkapitalisierung des je geförderten Goldes. Die vierte Grafik zeigt Zürcher Immobilienpreise in Silber ausgedrückt. Mit dem aktuellen Silberpreis bekommt man immer noch zehn mal weniger Immobilien als 1902, als 12 mal mehr Silber vorhanden war und sieben mal weniger Menschen, also pro weltweiten Kopf 84 mal mehr Silber wie heute. Lassen Sie es mich anständig sagen: Silber ist heute dreckbillig.

Das ist die strategische, langfristige hohle Gasse, in der Silber steckt. Hohle Gasse meint hier: der Preis kann langfristig nur steigen. Diese Betrachtung ist auch sehr intellektuell. Die täglichen und wöchentlichen Schwankungen, wie sie gerade diese Woche vorkommen, spürt und fühlt man nicht. Man sieht nur das Potential, vorausgesetzt man hat es kapiert.




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