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Gold vs. Silber und andere Rohstoffe

07.05.2011  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 28. April 2011 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

Es gibt einen alten Spruch, der ungefähr so geht: Solange die Preise steigen, wird die Allgemeinheit fast jeder bullischen Story glauben. Infolge der spektakulären Kursgewinne bei Technologie- und Internetaktien während der späten 1990er fing die allgemeine Anlegerschaft plötzlich an zu glauben, ihre traditionellen Bewertungsmaßstäbe würden auf diese Aktien nicht zutreffen und die technologiegetriebenen Produktivitätszuwächse würden jetzt für scheinbar völlig verrückte Bewertungen sorgen, die im darauf folgenden Jahrzehnt sogar noch verrückter ausfallen würden.

Ein weiteres Beispiel: Als der Ölpreis Ende 2007 bis Mitte 2008 parabolisch anstieg, war die Allgemeinheit von der Idee gefangen, der Welt würde das Öl ausgehen, obgleich der spektakuläre Preisanstieg von einem, im Vergleich zur kommerziellen Nachfrage, steigenden Ölangebot begleitet war. Das dritte Beispiel ist nun eine der bullischen Stories, die in Reaktion auf die steigenden Silberpreise aufgegriffen wurde, und zwar, dass Silber im Vergleich zum Gold unter allen Umständen auch weiterhin starke Gewinne machen muss, da das oberirdische Silberangebot geringer ist als das oberirdische Goldangebot.

Wie in einem sehr vernünftigen Artikel von Bob Moriarty erörtert wurde, ist die Behauptung, das Silberangebot sei viel geringer als das Goldangebot, möglicherweise sehr abwegig. Auf jeden Fall geht eine Favorisierung von Silber gegenüber Gold auf der Grundlage eines Vergleich des oberirdischen wie auch des sich noch im Boden befindlichen Angebots am Wesentlichen vorbei.

Auch wenn oberirdisch möglicherweise viel mehr Silber auf der Welt existiert als Gold, so gibt es doch mit Sicherheit oberirdisch auch viel mehr Gold, das in verkaufsfähiger, handelbarer Form vorkommt (Barren, Münzen, 24-Karat-Schmuck, der zu Wertspeicherzwecken gehalten wird) als Silber in der entsprechenden Form. Was die verkaufsfähigen, direkt handelbaren Angebotsmengen angeht, führt Gold tatsächlich vor allen anderen Rohstoffen. Also: Wenn die Behauptung korrekt ist, dass Silber auch weiterhin gegenüber Gold steigen muss, weil es weltweit weniger oberirdisch vorkommendes Silber gibt als Gold, dann ist es auch korrekt, zu behaupten, dass auch alle anderen Rohstoffe ausnahmslos gegenüber Gold steigen müssen.

Das oberirdische Goldangebot in handelbarer Form übertrifft heutzutage das oberirdische Angebot aller anderen Rohstoffe bei Weitem. Das war auch schon vor 10 Jahren, 20 Jahren, 30 Jahren, 40 Jahren der Fall. Und dennoch ist Gold der einzige wichtige Rohstoff, der während der letzten 10 Jahre jedes Jahr im Preis gestiegen ist; und wie sich anhand der Entwicklung des Gold/ CRB-Verhältnisses deutlich zeigt, befindet sich Gold seit 1971 in einem sehr langen Aufwärtstrend gegenüber Rohstoffen im Allgemeinen. Ganz offensichtlich muss es also einen Fehler in der Argumentation geben, dass Gold im Vergleich zu anderen Rohstoffen schlechter abschneiden müsste, da es über ein höheres oberirdisches Angebot verfügt.

Um zu verstehen, warum das relativ hohe oberirdische Goldangebot kein negativer Punkt ist, muss zuerst verstehen, dass es bestimmte Eigenschaften gibt, die ein Rohstoff haben muss, um höchst erfolgreich in der Funktion von Geld sein zu können. Seit Beginn der Geschichtsschreibung besaßen Gold wie auch Silber über lange Zeit hinweg all diese Eigenschaften; aber es gibt nun eine wichtige Eigenschaft, die nur Gold besitzt und Silber nicht mehr. Wir meinen damit die Voraussetzung, dass die in industriellen/ kommerziellen Bereichen genutzten Rohstoffmengen im Vergleich zu den als Geld (als allgemeines Tauschmedium) genutzten Mengen trivial sind. Das verhindert, dass die Kaufkraft des Geldes durch deutliche Veränderungen der industriellen/ kommerziellen Nachfrage stark verändert wird.

Allerdings würden wir nicht behaupten, dass Gold heutzutage Geld ist, (ist es nicht). Auch behaupten wir nicht, Silber würde im Verlauf des langfristigen Bullenmarktes, der Gold wie auch Silber umfasst, nicht besser abschneiden als Gold (wir sind immer der Meinung gewesen, dass das Gewinnpotential des Silbers höher ist als das des Goldes, wobei jenes zusätzliche Gewinnpotential allerdings durch höheres Risiko ausgeglichen wird). Wir behaupten nun, dass Gold allen anderen Rohstoffen (wie auch Silber) weit voraus ist, was die potentiellen Voraussetzungen für die Übernahme einer monetären Funktion angeht. Daraus folgt unter anderem auch, dass sich Gold höchstwahrscheinlich in Perioden stark steigender Nachfrage nach der Sicherheit/ Liquidität von „Geld“ (so beispielsweise 2001-2003 und 2008) weitaus besser entwickeln wird als Silber - und schlechter entwickeln als Silber, wenn eine allgemeine Tendenz zu risikoreicheren Spekulationen herrscht.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.


Dieser Artikel wurde am 02. Mai 2011 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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