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Goldpreis und Silberpreis, Dollar und Euro unter der Lupe

08.05.2011  |  Manfred Gburek
Was geschieht gerade mit Gold und Silber? In Bezug auf Silber lässt die Frage sich kürzer beantworten: Margin Mania, das Spiel mit den Einschüssen für Terminkontrakte. Dieser Spuk kann bleiben, verschwinden, wiederkommen usw., was einmal mehr die traditionell hohe Volatilität des Silbers - starke Schwankungen - unterstreicht.

Natürlich können bei so einer Gelegenheit nicht Kommentare ausbleiben, die Vergleiche mit dem Ende der Silberhausse Anfang 1980 ziehen, als die Gebrüder Hunt aus Texas, damals Multimilliardäre und Pro-Silber-Spekulanten, mittelbar zu Margin-Opfern wurden. Sie hatten zusammen mit einer Gruppe anderer, auch europäischer Anleger einen Corner versucht. Mit dieser Methode, die man, auf die damaligen Verhältnisse bezogen, am besten als "Anti-Silber-Spekulanten in die Ecke drängen" bezeichnet, wollten die Hunt-Brüder und ihre zahlreichen Mitstreiter diese Spekulanten zwingen, dem steigenden Silber um jeden Preis hinterher zu laufen. Das Manöver misslang, Details kann man in diversen Chroniken nachlesen. Parallelen zur aktuellen Margin Mania? So gut wie keine.

Nun zum Gold. Vorab der letzte Satz meines vorwöchigen Kommentars, den ich heute nochmals bekräftige: "Falls es zu Preisschwankungen kommen sollte, behalten Sie am besten die Nerven, denn sie werden nur eine weitere Unterbrechung im anhaltenden Aufwärtstrend sein." Der Goldpreis schwankt inzwischen kräftig, was sich - außer mit den gängigen Argumenten zur aktuellen Entwicklung von Angebot und Nachfrage - auch anhand einer grundsätzlichen, aus dem langfristigen Preistrend abgeleiteten Überlegung erklären lässt:

Der Goldpreis begann im Frühjahr 2001 nachhaltig zu steigen, nachdem der erste abrupte Anstiegsversuch vom September 1999 gestoppt worden war. Ausgangsbasis war ein Preis von etwa 260 Dollar bzw. 290 Euro. Das Euro-Dollar-Verhältnis betrug damals nur rund 0,90, war also im Verhältnis zu heute (zwischen 1,45 und 1,50) sehr niedrig. Bleiben wir bei runden Zahlen und vergleichen wir das Preisniveau von rund 1500 Dollar bzw. 1000 Euro mit dem vom Frühjahr 2001, ergibt sich ein Anstieg um 477 bzw. 245 Prozent, also ein sehr hoher Gewinn in Dollar und ein immer noch hoher in Euro. So weit die traditionelle Rechnung.

Drehen wir nun den Spieß um und fragen uns, wie viel der Dollar und der Euro, in Gold gerechnet, seit dem Frühjahr 2001 an Wert verloren haben, kommen wir auf 83 Prozent in Dollar und 71 Prozent in Euro. Wie kann das sein, da die Nullerjahre doch nur mäßige Inflationsraten mit sich gebracht haben? Dafür gibt es eine ganze Reihe von üblichen Erklärungen, beginnend bei den - wenn auch nur mäßigen, aber eben doch vorhandenen - Inflationsraten in Europa und in den USA, höheren in Indien und China, wo die Goldkäufer auf jeden Preisrückgang geradezu lauern, um zuzugreifen, bis zu Käufen einiger großer Zentralbanken und Exchange Traded Funds (börsengehandelte Fonds, kurz ETF), ferner bis zu temporären Lieferengpässen der Minen, Krisen und in deren Gefolge Rettungsversuchen mithilfe gigantischer Schulden und Geldspritzen.

Das alles erklärt zwar einen Teil des bisherigen Goldpreisanstiegs, aber nicht dessen jüngste Schwankungen. Die sind, börsianisch formuliert, auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen, wie das an allen Börsen der Welt geschieht, nachdem etwas kräftig gestiegen ist. Doch diese Erklärung reicht immer noch nicht aus, weil die Anleger, die ihre Goldgewinne mitnehmen, bestimmte Erwartungen hegen, die sie zu Gewinnmitnahmen veranlassen.




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