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Platinpreis wird von der Angebotsseite getrieben

18.02.2013  |  Thorsten Proettel
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Schmuckherstellung wichtigster Verwendungszweck

Die Schmuckgoldnachfrage erlebte im vergangenen Jahr mit einem Minus in Höhe von 3,2% nur einen leichten Dämpfer. Sie summierte sich gemäß World Gold Council auf 1.910 Tonnen, was einem Anteil an der Gesamtnachfrage von gut 43% entspricht. Die Herstellung von goldenen Ringen, Ketten und anderem Geschmeide war damit erneut der wichtigste Verwendungszweck für das Edelmetall. Lediglich im 1. Quartal 2009, im 2. Quartal 2010 und im 3. Quartal 2011 stand die Anlagenachfrage aufgrund von Konjunktur-, Griechenland- und Italienkrise an erster Stelle. Die Schmuckgoldnachfrage hätte 2012 sogar zulegen können, wenn sich nicht die Privathaushalte in Indien vor allem in der ersten Jahreshälfte so stark zurückgehalten hätten.

Eine Erhöhung der Einfuhrsteuer auf Gold, ein niedrigerer Außenwert der Rupie und das verhaltene Wirtschaftswachstum führten in den ersten beiden Quartalen zu einem Rückgang um knapp 25% und im Gesamtjahr immer noch zu einem Minus von knapp 7%. In der Volksrepublik China (ohne Hongkong) als zweitwichtigstem Goldmarkt bewegte sich die Schmuckgoldnachfrage mit gut 510 Tonnen ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres.


Notenbanken in Schwellenländern setzen auf Gold

Eine wichtige Unterstützung für das erreichte, hohe Goldpreisniveau boten die Notenbanken im letzten Jahr nicht nur durch ihre Geldpolitik, sondern auch durch direkte Goldkäufe. Ihre Erwerbungen stiegen um 17% auf 535 Tonnen. Ein Wermutstropfen an dieser Zahl bleibt, dass das World Gold Council nicht alle kaufenden Notenbanken nennen kann, darf oder will. Bekannt ist jedoch, dass Russland 75 Tonnen, Brasilien und die Philippinen jeweils 34 Tonnen, Südkorea 30 Tonnen, der Irak 24 Tonnen, Mexiko 19 Tonnen und Paraguay 7,5 Tonnen Gold erwarben. Auf der (Netto-) Verkäuferseite stand allein Deutschland, wo jährlich etwa 5,5 Tonnen Gold aus Bundesbankbeständen für die Prägung von Sammlermünzen aufgewendet werden.


Recycling boomt, Minenförderung steigt nur leicht

Die Bergbaubranche setzte ihren Expansionskurs 2012 nur mit einer knappen Steigerung der Goldgewinnung um 0,4% auf 2.850 Tonnen fort. Dies ist angesichts der vielen neuen Abbauprojekte etwas weniger als von uns ursprünglich für letztes Jahr erwartet. Hieran zeigt sich erneut, dass die Versprechen der Minenvorstände gegenüber ihren Aktionären einer Überprüfung durch die Praxis oftmals nicht standhalten. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Bergbau ähnlich wie die Landwirtschaft von vielen externen Faktoren beeinflusst wird. Das Recycling von Altgold verbuchte 2012 dagegen eine Steigerung um rund 9% auf 1.830 Tonnen, so dass sich das Gesamtangebot um knapp 4% erhöhte.

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Erneuter Einbruch in Indien befürchtet

Im 4. Quartal 2012 kletterte die indische Schmuck- und Investmentgoldnachfrage in der Summe gegenüber dem Vorjahresquartal um 41% auf gut 260 Tonnen. Dieser Anstieg lässt sich nur teilweise mit der schwachen Vergleichsbasis Ende 2011 erklären. Die Goldkäufe lagen nämlich Ende 2012 sogar 50% über dem Durchschnittswert der Schlussquartale von 2005 bis 2010. Ein wichtiger Grund hierfür dürfte das Vorziehen von geplanten Goldkäufen sein, nachdem sich eine abermalige und Anfang 2013 auch tatsächlich umgesetzte Erhöhung der Importsteuer abzeichnete. Vor diesem Hintergrund rechnen wir für die kommenden Monate mit einem erneuten Rückgang der indischen Goldnachfrage. Die Goldkäufe in China dürften allerdings von der Beschleunigung des Wirtschaftswachstums profitieren, womit die Volksrepublik im aktuellen laufenden Quartal Indien vermutlich mit weitem Vorsprung überholen wird.


Fazit

Die Schmucknachfrage bildet angesichts des Wirtschaftswachstums in den aufstrebenden Volkswirtschaften weiterhin das Rückgrat des Goldmarktes. Die Notenbanken dürften auch 2013 auf der Käuferseite stehen. Wir rechnen allerdings mit einem Rückgang der Goldkäufe Russlands, nachdem dort bereits wie ur-sprünglich angestrebt 10% der Währungsreserven in Gold gehalten werden. In der Summe dürften deshalb Notenbankkäufe in Höhe von 460 bis 480 Tonnen realistisch sein. Die Staatsschuldenkrise hat sich mittlerweile zwar entspannt. Sie ist aber nach wie vor nicht gelöst und da sich viele Anleger vor den langfristigen Folgen der ultralockeren Notenbankpolitik fürchten, rechnen wir vorerst nicht mit starken Goldverkäufen durch Anleger.

Vielmehr dürfte sich die Anlegernachfrage auch in diesem Jahr auf dem erhöhten Niveau bewegen. Wir erwarten deshalb einen leichten Anstieg der Goldnotierungen auf 1.800 USD in den nächsten Monaten. Die ab Mitte 2014 prognostizierten Leitzinsanhebungen in den USA bedeuten jedoch starken Gegenwind für den Goldmarkt. Neue Allzeithochs werden damit auf absehbare Zeit unwahrscheinlich und die Attraktivität von Goldinvestments dürfte nachlassen.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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