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Überleben im Finanzdschungel

28.03.2013  |  Frank Amann
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4) Die Qualität von Finanzprodukten

Qualität wird im allgemeinen wirtschaftlichen Sprachgebrauch als die Güte der Beschaffenheit/Nutzbarkeit eines Produktes oder einer Dienstleistung angesehen. Jeder vernünftige Mensch bevorzugt hohe Qualität, wenn er denn die Wahl bzw. das nötige Kleingeld hat.

Dumm nur, daß sich in mancherlei Produkt- und Dienstleistungswelten zwischen (Qualitäts-) Anspruch und Wirklichkeit ein tiefer Graben auftut. Häufig versagt, wie wir alle wissen, der Preis als Indikator, um hohe und mindere Qualität auseinanderhalten zu können. Daß die Werbeindustrie nicht erst seit Erfindung des Haarwuchsmittels ihre Methoden eben nur verfeinert, aber niemals grundlegend geändert hat ("Tarnen, Tricksen, Täuschen“), macht die Sache mit der objektiven Feststellung von Qualität nicht gerade einfacher.

Bei Finanzprodukten ist die Sache allerdings aufgrund der (überwiegenden) Abstraktheit und ‘Nicht-Greifbarkeit‘ sogar noch komplizierter. Wie definiert sich überhaupt ein Finanzprodukt? Vielleicht so: Ein sinnvolles Finanzprodukt dient dem Aufbau, dem Erhalt oder der Mehrung von vorhandenem Kapital/Ansprüchen. Es kann sowohl der Einkommensabsicherung als auch der Einkommenserzielung nützen.

Bargeld, Immobilien, Aktien, Unternehmensbeteiligungen, Schuldscheine (Anleihen aller Art), Edelmetalle und Rohstoffe sind die Archetypen (griechisch: ‚Grundmuster‘) der Ansammlung von Kapital - alle anderen Finanzprodukte/Kapitalanlagen stammen in irgendeiner Form von diesen ‘Ur-Anlagen‘ ab.

Allerdings, und das macht das Leben kompliziert, hat sich in den letzten Jahrzehnten eine derartig große und zunehmend undurchsichtige ‘Kapitalanlageindustrie‘ entwickelt, daß es den Anschein hat, als ob sich die Anlagemöglichkeiten vervielfacht hätten.

Dies ist jedoch eine Illusion à la David Copperfield, denn wer hinter die Kulissen schaut, stellt schnell fest, daß jedes Finanzprodukt in irgendeiner Form mit den genannten Archetypen zu tun hat, aber in unterschiedlichen Verpackungen und mit immer neuen Strategien feilgeboten wird. Es ist extrem hilfreich, sich dies vor Augen zu führen, bzw. bei jeder anstehenden Anlageentscheidung zu hinterfragen, mit welchen Archetypen man es letztlich zu tun hat.

Ein Beispiel: Wer eine herkömmliche Kapitallebensversicherung bespart, kann sich fragen, was diese mit dem Geld eigentlich so anstellt. Die Antwort ist denkbar einfach. Nach Abzug kalkulierter Verwaltungskosten und dem altersbedingten Risikoanteil investiert sie die Beiträge zu ca. 90% in Anleihen/ Schuldscheine (auch ‘Rentenpapiere‘ oder ‘Festverzinsliche‘ genannt), verleiht also das Geld ihrer Versicherten an Staaten, Banken und Unternehmen. Die Lebensversicherung ist letztlich also nur der ‘Mantel‘ für die Anleihen. Wenn aber der Anleihenmarkt Probleme hat (weil z.B. Schuldner Zahlungsschwierigkeiten haben), dann schlägt das früher oder später auch auf die Lebensversicherung durch. Will man sich also mit den zukünftigen Aussichten der Lebensversicherungsbranche (als Kapitalsammelstellen) beschäftigen, so sollte man sich also zunächst eine Meinung zum Zustand der Anleihenmärkte bilden.


5) Wege durch das Versicherungslabyrinth

Den meisten Menschen ist die Beschäftigung mit Versicherungsfragen etwa so lästig wie ein Besuch beim Zahnarzt. Wer aber den Zahnarzt dauerhaft meidet, bekommt früher oder später ernsthafte Probleme. Und ebenso unangenehme Folgen kann das weitverbreitete Aufschieben i.S. Versicherungen mit sich bringen. Wie aber geht man als mündiger Verbraucher professionell mit seinen Versicherungsangelegenheiten um?

Um einen besseren Zugang zum Thema zu gewinnen, hilft es ungemein, sich zuallererst einmal darüber klar zu werden, mit welchen Risiken man es in den verschiedenen Lebenssituationen oder ganz generell zu tun hat. Im Wesentlichen kann (fast) jede Versicherung den drei folgenden Risikokategorien zugeordnet werden:

  • 1. Risiko der Schadensersatzpflicht (Haftpflicht) nach § 823 BGB - durch Schäden, die man anderen zugefügt hat.
  • 2. Risiko durch Schäden, die durch den Verlust, Untergang (z.B. durch Brand), Ausfall oder Beschädigung von im Eigentum oder Besitz befindlichen Sachen entstehen.
  • 3. Risiken, die mit einer vorübergehenden Beeinträchtigung oder dem ‘nachhaltigen‘ Verlust der eigenen Gesundheit einhergehen.

Ein weiteres Risiko, das aber originär nicht mit Versicherungen abgedeckt werden muß bzw. sollte, ist das (Alters-)Armutsrisiko. Dieses läßt sich letztlich nur durch den klugen, disziplinierten Umgang mit den eigenen Ressourcen (Geldern) und Fähigkeiten sowie, ganz banal, mit ‘Sparen‘ eliminieren. Versicherungen im eigentlichen Sinne dienen also der Absicherung des Vermögens gegen die ‘Wechselfälle des Lebens‘, sind aber nicht zwangsläufig und grundsätzlich für den Aufbau desselben zuständig.

Nahezu jede der geläufigen Versicherungsarten kann zudem einer der drei Risikokategorien zugeordnet werden:

  • A: Wirtschaftlich/finanziell existenzbedrohende Risiken/Schäden
  • B: Wirtschaftlich/finanziell bedeutsame, aber nicht existenziell bedrohende Risiken/Schäden
  • C: Wirtschaftlich/finanziell relativ leicht verschmerzbare bzw. relativ bedeutungslose Risiken/Schäden





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