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Institutioneller Goldrausch

07.06.2011  |  Peter Schiff
Ich habe mein ganzes Leben an der Wall Street gearbeitet, und ich habe hier unter anderen eine Sache gelernt: Große institutionelle Investoren, wie Pensionsfonds und Stiftungsfonds, entfernen sich selten von der Herde. Sie verwalten zu viel Geld anderer Menschen, als dass sie ihre Köpfe im Alleingang zu weit in den Wind recken würden - und falls ihre Anlageentscheidungen schlechte waren, so können sie immer noch auf alle anderen verweisen, die ebenso schlecht damit gelaufen sind.

Aus diesem Grund hinken diese Fonds in ihrer Wahrnehmung entscheidender Marktveränderungen - beispielsweise der anstehende Untergang einer Währung - oft nach. Während viele von uns Edelmetalle als Absicherung gegen einen Zusammenbruch des Dollars kaufen, sind Gold und Silber seit Jahren Tabuthemen an der Wall Street. Den Fondsmanagern wurde gelehrt, Gold sei ein "barbarisches Relikt" - man sollte viel eher bei Staatsanleihen und den großen Aktienmarktwerten bleiben. Denn das machen auch alle anderen.

Aber jetzt häufen sich die frühen Anzeichen, dass die Herde ihre Richtung ändert.


Die Währung, die nicht gedruckt werden kann

Eine Geschichte erhält bemerkenswert wenig Presse: Der Stiftungsfonds der University of Texas - der zweitgrößte Stiftungsfonds des Landes nach der Havard-Stiftung - erweiterte in diesem Monat das eigene Portfolio um Gold im Wert von einer halben Milliarde Dollar, zusätzlich zu der halben Milliarde in Gold, die der Fonds schon vor ein paar Monaten gekauft hatte.

Der Universitätsfonds besitzt nun atemberaubende 6.643 Goldbarren (664.300 Unzen), deren Wert sich seit Mitte April, als die Barren in eine fest zugeordnete Lagereinrichtung der HSBC in New York geliefert wurden, nun schon um über 40 Millionen $ erhöht hat. Kein schlechter Anfang.

Kyle Bass, der bekannte Manager des Hedgefonds Hayman Capital und Vorstandsmitglied des UT-Stiftungfonds, riet der Universität zu diesem Kauf. Seine Überlegungen dahingehend begründete er ganz einfach so: Zentralbanken drucken mehr Geld als jemals zuvor, wo also liegt der Wert des Geldes mit Blick auf den Kauf von Gütern und Dienstleistung? Ich betrachte Gold einfach als eine weitere Form der Währung, von der man nicht noch mehr drucken kann."

Offenbar ist es auch im Sinne der Universität, dass der Besitz eines Haufen Fiat-Papiergelds ein Glaubensakt ist, welcher sich für eine weise und aufgeklärte Institution nicht ziemt.


Institutionelles Erwachen

Die angesprochenen Goldkäufe werden sicher einen Prozess des Umdenkens auch bei anderen auslösen.

Jetzt, da eine große Stiftung diesen Schritt gegangen ist, werden sich auch andere Fondsmanager ermutigt fühlen, ihrem eigenen Bauchgefühl freien Lauf zu lassen. Immerhin sind es ja schlaue Leute; sie sind sich bewusst, dass sie trotz der nominalen Gewinne, die ihre Fonds einfahren, immer mehr an Kaufkraft verlieren. Ich bin sicher, dass sich viele von ihnen privat schon Edelmetalle zugelegt haben, jetzt aber haben sie auch im professionellen Bereich dazu die Rückendeckung.

Aber der vielleicht interessanteste Teil dieser milliardenschweren Zurückweisung gegenüber dem Fed Chairman Bernanke und seiner Druckerpresse ist nun die Tatsache, dass der Fonds die physische Auslieferung der Barren forderte. Was in Europa schon eher an der Tagesordnung ist, ist beispiellos für eine öffentliche, staatsnahe US-Institution.

Die Auslieferung physischer Edelmetalle lässt mindestens zwei wichtige Schlussfolgerungen zu. Erstens betrachtet die UT Gold als langfristige Strategie der Vermögenssicherung und nicht als kurzfristige Spekulation. Zweitens muss sich die UT gewisse Sorgen um die allgemeine Stabilität der Finanzmärkte machen; sie möchte daher ihr Goldeigentum auch in sicheren Lagerstätten verwahrt wissen und keine Papieranrechte, Anteile an Goldfonds oder andere Instrumente mit Kontrahentenrisiken ihr eigen nennen.




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