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US-Basen in Deutschland und die Goldbasis

28.02.2013  |  Prof. Antal E. Fekete
Deutschland ist weder unabhängig noch souverän, trotz aller gegenteiligen Behauptungen. Fast 25 Jahre nachdem die sowjetischen Besatzungstruppen zurückgezogen wurden, bleiben aus unerklärten und erklärlichen Gründen amerikanische Truppen auf deutschem Boden stationiert. Genauso wichtig ist auch die Tatsache, dass sich der Löwenanteil der deutschen Goldreserven in amerikanischer Obhut befindet. Wenn die Bundesbank jetzt fordert, dass ein kleines Stückchen dieses Goldes über einen langen Zeitraum hinweg nach Deutschland zurückgebracht wird, dann darf man mit Sicherheit davon ausgehen, dass dies auf amerikanische Instruktionen hin geschah.

Aber warum sollten die Amerikaner die Bundesbank bitten, einen Teil des deutschen Goldes aus dem “sicheren“ Kellern der Federal Reserve Bank of New York (Manhattan) zurückzuholen? Sicherlich nicht, weil das amerikanische Gold dort aus den Tresoren quillt und mehr Platz geschaffen werden muss.

Es ist alles nur großes Theater. Es gibt eine geheime Agenda, die geheim bleiben soll. Und dafür veranstaltet man am besten eine Show. Die Öffentlichkeit ist fasziniert von der Vorstellung, dass das Gold der Zentralbanken umgeschaufelt wird.

Ein Grund, wahrscheinlich der Hauptgrund, für diese Übung ist folgender: Die Manager des globalen Fiat-Geldsystems bereiten sich auf den kommenden Showdown vor. Sie bereiten sich auf das vor, was ich vor einigen Jahren als “den letzten Contango in Washington“ bezeichnete. Mit anderen Worten: Die politischen Entscheidungsträger rüsten sich für die permanente Backwardation an den Gold-Terminmärkten dieser Welt (oder für deren Abwehr). Sie droht, die ramponierten Scheinzahlungssysteme, mit denen die Welt heute funktioniert, zu zerreißen.

Contango ist der Normalzustand an den Gold-Terminmärkten: Der Gold-Spotpreis liegt unter den Kursen der Terminkontrakte. Hieran zeigt sich, dass genügend Gold verfügbar ist, um die Nachfrage zu befriedigen. Die Menschen sind zuversichtlich, dass alle Versprechen, Gold zu liefern, eingehalten werden. Den umgekehrten Zustand nennt man Backwardation. Er entsteht, wenn die Kurse der Terminkontrakte ihren Aufschlag verlieren und schließlich unter den Spotpreis sinken. Für den Goldmarkt ist dieser Zustand höchst anormal, weil er den Tradern, oberflächlich betrachtet, risikofreie Gewinne ermöglicht. Sie verkaufen Spot-Gold mit einem Aufschlag und kaufen dieses zu niedrigeren Preisen über spätere Terminlieferungen zurück. Diese risikofreien Gewinne sind natürlich nur vorübergehend, weil sie durch eben diese Aktionen der Trader sofort wieder eliminiert werden. Das legt auch den Schluss nah, dass es aufgrund der gegebenen Umstände eigentlich nie zu permanenter Backwardation kommen kann.

Die Allgemeinheit ist sich immer noch nicht der Tatsache bewusst, dass wir in großer Gefahr schweben – eine Gefahr, wie sie wohl seit dem Zusammenbruch des westlichen Teils des Römischen Reichs vor mehr als 1.500 Jahren nicht mehr drohte. Sollte diese drohende Gefahr Wirklichkeit werden, wäre auch das Ende unserer Zivilisation und der Beginn eines neuen dunklen Zeitalters angebrochen. Gemeint ist die Gefahr eines plötzlichen und kompletten Zusammenbruchs des Welthandels. Eine permanente Gold-Backwardation, zu der es angeblich nie kommen kann, wäre das Signal für diesen Zusammenbruch. Kurz darauf würde der Zusammenbruch des Dollar-Zahlungssystems folgen. Natürlich würde es zwischen Nachbarländern wieder Tauschhandel geben, doch der Welthandel, wie wir ihn kennen, würde auf einmal verschwinden.

Die “Goldbasis” ist die Rechengrundlage, mit der sich feststellen lässt, wann das Contango in eine Backwardation umschlägt. Sie ist der Aufschlag auf den Spotpreis, den man für den nächsten zur Lieferung ausstehenden Gold-Terminkontrakt zahlen müsste. Eine negative Goldbasis ist also gleichbedeutend mit Backwardation. Die Goldbasis ist noch nicht einmal 40 Jahre alt; bevor die USA ihre internationalen Goldverpflichtungen am 5.August 1971 ausfallen ließen, gab es nämlich noch keinen organisierten Terminhandel mit Goldkontrakten.

Anfänglich funktionierte der Terminhandel noch mit einer robusten Goldbasis. Der Contango hatte seine Hochzeit. Die Goldbasis kann nicht höher sein als die Halte- oder Finanzierungskosten (auch bekannt als Opportunitätskosten für das Halten von Gold, deren größte Komponente der Zins ist). Doch schon bald darauf begann sich die Goldbasis aufzulösen. Dieser ominöse Prozess hielt bis zum heutigen Tag an. Vor allem Politiker, Ökonomen und Finanzjournalisten haben ihn nicht erkannt oder ignoriert.

Das Schwinden der Goldbasis ist umso eigenartiger, da gleichzeitig auch die Goldpreise stiegen. Die Grundlagen der Wirtschaftslehre besagen, dass Preissteigerungen immer und überall neues Angebot hervorrufen. In Bezug auf Gold erweist sich die Wirtschaftslehre allerdings als ohnmächtig. Beim Gold ist es genau andersrum. Steigende Preise lassen das Angebot schrumpfen; ein sehr starker Preisanstieg kann das sogar das gesamte Angebot auf einmal verschwinden lassen. Dieses Paradox lässt sich damit erklären, dass Gold ein Geldmetall ist. An dieser Tatsache können auch all die “Gold-Beschimpfungen“ staatlich finanzierter Ökonomen nichts ändern. Der Verfall der Goldbasis hat inzwischen solche Ausmaße angenommen, dass sie praktisch schon bei null liegt und gelegentlich sogar in den negativen Bereich abtaucht.

Als Forschungsgegenstand wird die Goldbasis von Wirtschaftswissenschaftler normalerweise gemieden; man behauptet, sie hätte so viel Einfluss auf die Weltwirtschaft wie die Basis gefrorener Schweinebäuche. Die Öffentlichkeit wird in völliger Unwissenheit gehalten. Wer die Goldbasis aber nicht kennt oder kennenlernt, tut das auf eigene Gefahr. Sie ist der einzige Indikator, der den schrittweisen Verfall des Fiat-Geldsystems anzeigt. Wie man weiß, hat es bislang noch nie ein erfolgreiches Experiment mit Fiat-Währungen gegeben. Nicht, dass man es nicht oft genug probiert hätte. Alle Versuche wurden entweder abgebrochen, weil sich aufgeklärte Regierungen für eine Rückkehr zu einer metallischen Basis entschieden, oder sie endeten in einem völligen Fiasko mit großen wirtschaftlichen Schäden für die Bevölkerung, weil die Fiat-Währung schnell ihre gesamte Kaufkraft verlor.

Das unablässige Schrumpfen der Goldbasis bedeutet, dass die zukünftig verfügbaren Goldlieferungen schnell verschwinden. Gold geht stetig in “starke Hände“ über, die es nicht mehr loslassen, auch nicht bei starken Kursverlusten. Letztendlich versiegt das Goldangebot und die sporadische Backwardation weitet sich zu einer permanenten Backwardation aus. Die Goldminen weigern sich, ihr Produkt weiterhin gegen Papiergeld einzutauschen. Wer Gold haben möchte, wird wohl oder übel auf Tauschhandel zurückgreifen müssen.




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