Ist dies eine einmalige Verkaufsgelegenheit?
16.09.2005 | Dr. Marc Faber
Ich denke, dass, während die frühen 1980er eine einmalige Kaufgelegenheit für Finanzanlagen und Immobilien waren, wir heute einer einmaligen Verkaufsgelegenheit für Finanzanlagen und Immobilien gegenüberstehen, wobei dies nicht zwingend für Asien gilt.
Als Direktor einiger Fonds bin ich meistens - zusammen mit anderen Ausschussmitgliedern - für die Anlagestrategie dieser Fonds verantwortlich.
Gewöhnlich haben Ausschussmitglieder und Berater sehr wenig darüber mit zu reden, wie der Fonds veranlagt, weil es in der Verantwortung des Fondsmanager liegt den Fonds zu verwalten und es ist sehr schwer für Ausschussmitglieder in die Investmententscheidungen des Fondsmanagers einzugreifen.
Jedoch sind im Falle einiger Fonds die Ausschussmitglieder und der Beratungsrat für die Asset Allocation des Fonds verantwortlich. Mit anderen Worten, die Ausschussmitglieder werden in regelmäßigen Sitzungen - gewöhnlich quartalsweise - entscheiden, wie viel des Fonds in Aktien, Anleihen oder Cash investiert wird.
Natürlich werden Ausschussmitglieder selten miteinander übereinstimmen, welcher Prozentsatz den verschiedenen Anlageklassen zugewiesen werden sollte. Es wird ein Kompromiss erreicht, welcher sich daher weder als "richtig" noch als total "falsch" herausstellen wird. Jedoch wird die Kompromisslösung niemals vollkommen befriedigen.
Des Weiteren habe ich beobachtet, dass Ausschussmitglieder und Fondsmanager nach einer ausgedehnten Periode mit steigenden Aktienmärkten sehr optimistisch und nach einer Periode ausgedehnter Schwäche sehr pessimistisch werden. Wenn der Markt für eine Zeit lang stark war, werden diese “Experten” hunderte Begründungen finden, warum der Markt stark ist, wohingegen sie, wenn der Markt für eine Weile gefallen ist, hunderte von Begründungen auflisten, warum man sich in Acht nehmen sollte und das Exposure im Markt reduzieren sollte.
In den 1970ern war Joe Granville der meistbewunderte technische Analyst. Wie erstaunlich das auch klingen mag, aber Granville erwischte jede Aktienmarktbewegung von mehr als 10% nach oben oder unten, innerhalb weniger Tage nach den Wendepunkten. Das Ergebnis war, dass Ende der 1970er, die gesamte Welt auf die Kauf- und Verkaufsignale von Granville schaute.
In der Tat bewegten die Kauf- und Verkaufsignale von Granville für eine kurze Zeit den amerikanischen Aktienmarkt. Es folgte der Untergang von Granville als Börsengute. Im Jahr 1982 verpasste er, dass sich ein säkularer Bullenmarkt bei den Anleihen und Aktien gebildet hatte, und verblieb bärisch.
Somit verlor er Anfang der 1980er vollkommen seine Glaubwürdigkeit und seine Anhängerschaft. Zur Verteidigung von Granville muss ich betonen, dass er sich als extrem bullisch für den Aktienmarkt zeigte, nachdem dieser zwischen August und Oktober 1987 um 40% eingebrochen war, in diese Periode fiel auch der bekannte 19. Oktober 1987 mit dem Tagesverlust von 21% beim Dow Jones.
Märkte stehen vor den Nachrichten
Während Granville nach den 1970ern in Ungnade fiel und heute in der Investment Community kaum bekannt ist, sind seine Bücher hervorragend, vor allem in Bezug auf sein Ansicht, was die Märkte bewegt. Sie sind ebenfalls unterhaltsam und leicht zu verdauen. Meiner Meinung nach ist einer seiner wichtigsten Aussagen, dass sich die Märkte vor den Nachrichten bewegen werden.
Wenn eine Aktie oder ein Markt gut zu reagieren beginnt, während die Nachrichten extrem öde sind, deutet der Markt darauf hin, dass hinter der nächsten Ecke eine Verbesserung wartet. Umgekehrt deutet eine Aktie oder ein Markt, der sich schlecht zu entwickeln beginnt, während die Nachrichten immer noch extrem gut sind, darauf hin, dass eine kommende Verschlechterung seitens der Fundamentaldaten nicht mehr weit ist.
Im Grunde ist die Sicht von Granville jene, dass “Nachrichten” Quatsch sind und, dass der Markt auf günstige bzw. ungünstige Nachrichten lange vorher reagiert, bevor die Nachrichten herauskommen. Mit anderen Worten, man sollte investieren, wenn alles furchtbar aussieht und wenn niemand sich vorstellen kann, wie sich die Fundamentaldaten verbessern könnten, währenddessen verkaufen ratsam ist, wenn die Sonne am Himmel steht und alles rosig aussieht. Wie Granville betonte, sollte ein Investor grundsätzlich auf dem Kopf stehen.
Ich betone die Tatsache, dass Nachrichten immer dem Markt hinterherhinken aus einer Reihe von Gründen. Wenn ich auf die heutigen inflationierten Anlagemärkte sehe, fallen mir zuerst die späten 1970er und frühen 1980er ein, als alle Investmentmärkte - mit der Ausnahme der Rohstoffmärkte - extrem am Boden lagen.
Nach der Erfahrung von hoher Lohninflation in den 1960ern und beschleunigter Konsumentenpreisinflation in den 1970ern, waren die Aktien und speziell die Anleihen in den frühen 1980ern extrem preiswert. Im Jahr 1981 stiegen die langfristigen amerikanischen Anleihezinsen auf über 15% und 3-Monats-Gelder lagen bei über 20%. Daher wollte niemand mit gesundem Geist Anleihen anfassen, nicht einmal mit einem Stecken, da für kurzfristige Gelder höhere Zinsen als für Anleihen geboten wurden.
Die Allgemeine Meinung war, dass Anleihen "Enteignungspapiere" waren, da die Konsumentenpreisinflation vorhanden war und auch weiterhin den Wert der Anleihen zerstören würde. Die meisten meiner Kunden argumentierten wie folgt: "Warum Anleihen mit 15% Zinsen, wenn man 20 % Zinsen ohne Risiko für kurzfristige Bankeinlagen bekommen kann?"
In der Folge glaubte, bei einem Dow Jones bei ca. 800 - nicht höher als 1964 - niemand daran, dass Robert Prechter möglicherweise recht haben könnte, als er in seinem ersten Buch über die Elliott-Wellen-Theorie, das im Jahr 1978 veröffentlicht wurde, prognostizierte, dass der Dow auf 2.300 steigen würde (in einer späteren Ausgabe erhöhte er seine Voraussage auf 2.700).
Die Präferenz für Cash und Rohstoffe (im speziellen Gold) war ebenso augenscheinlich durch die Zuflüsse in die Investmentfonds. In den 1970ern verbuchten die Investmentfonds - mit Ausnahme von zwei Monaten - jeden Monat netto Abflüsse! Des Weiteren stiegen im Jahr 1982 die Cashpositionen der amerikanischen Investmentfonds auf über 15% verglichen mit 4,5% heute.
Die Investoren sind verrückt geworden
Heute andererseits, scheint es, als ob die Investoren jede Vorsicht in den Wind geschossen haben. Die Tagesgeldzinsen sind so niedrig - dank der Greenspanschen Politik des ultrabilligen Geldes, welche die gesamte Welt "investierverrückt" macht. Investoren in der ganzen Welt jagen nach Investmentmöglichkeiten, wie die Goldgräber während des großen Goldrausches im späten 19. Jahrhundert nach Kalifornien eilten.
Basierend auf niedrigen Inflationszahlen, kaufen Investoren Anleihen, auf Grund der steigenden Nachfrage aus China kaufen sie Rohstoffe, auf Grund von Rekordgewinnen im S&P, einer expandierenden Weltwirtschaft und dem Glauben, dass die Aktien für immer um 10% jährlich steigen Aktien, und schlussendlich weil "man langfristig mit Immobilien nichts verlieren kann" strömen sie weltweit in den Häusermarkt.
Somit meine ich, dass, während die frühen 1980er eine einmalige Kaufgelegenheit für Finanzanlagen und Immobilien boten, wir uns heute einer einmaligen Verkaufsgelegenheit für Finanzanlagen und Immobilien gegenübersehen (nicht zwingend in Asien).
Die Begründung für die starke Performance der Anlagepreise in den letzten 20 Jahren ist, dass in den frühen 1980ern, die Konsumentepreisinflation in die Asset-Price-Inflation wechselte, was die Regeln des Investmentspiels änderte, wobei die Investoren nicht von dieser Regeländerung benachrichtigt wurden.
Was spricht dagegen, dass sich, nachdem die Konsumentenpreisinflation in den frühen 80ern aus dem blauen Himmel in eine Asset-Price-Inflation verwandelte, ohne das die Investoren diese Transformation als ständigen Begleiter für die folgenden zwei Jahrzehnte begriffen, heute oder in naher Zukunft, die Asset-Price-Inflation wieder in eine Konsumentepreisinflation zurückverwandelt - entgegen allen Erwartungen?
Als Direktor einiger Fonds bin ich meistens - zusammen mit anderen Ausschussmitgliedern - für die Anlagestrategie dieser Fonds verantwortlich.
Gewöhnlich haben Ausschussmitglieder und Berater sehr wenig darüber mit zu reden, wie der Fonds veranlagt, weil es in der Verantwortung des Fondsmanager liegt den Fonds zu verwalten und es ist sehr schwer für Ausschussmitglieder in die Investmententscheidungen des Fondsmanagers einzugreifen.
Jedoch sind im Falle einiger Fonds die Ausschussmitglieder und der Beratungsrat für die Asset Allocation des Fonds verantwortlich. Mit anderen Worten, die Ausschussmitglieder werden in regelmäßigen Sitzungen - gewöhnlich quartalsweise - entscheiden, wie viel des Fonds in Aktien, Anleihen oder Cash investiert wird.
Natürlich werden Ausschussmitglieder selten miteinander übereinstimmen, welcher Prozentsatz den verschiedenen Anlageklassen zugewiesen werden sollte. Es wird ein Kompromiss erreicht, welcher sich daher weder als "richtig" noch als total "falsch" herausstellen wird. Jedoch wird die Kompromisslösung niemals vollkommen befriedigen.
Des Weiteren habe ich beobachtet, dass Ausschussmitglieder und Fondsmanager nach einer ausgedehnten Periode mit steigenden Aktienmärkten sehr optimistisch und nach einer Periode ausgedehnter Schwäche sehr pessimistisch werden. Wenn der Markt für eine Zeit lang stark war, werden diese “Experten” hunderte Begründungen finden, warum der Markt stark ist, wohingegen sie, wenn der Markt für eine Weile gefallen ist, hunderte von Begründungen auflisten, warum man sich in Acht nehmen sollte und das Exposure im Markt reduzieren sollte.
In den 1970ern war Joe Granville der meistbewunderte technische Analyst. Wie erstaunlich das auch klingen mag, aber Granville erwischte jede Aktienmarktbewegung von mehr als 10% nach oben oder unten, innerhalb weniger Tage nach den Wendepunkten. Das Ergebnis war, dass Ende der 1970er, die gesamte Welt auf die Kauf- und Verkaufsignale von Granville schaute.
In der Tat bewegten die Kauf- und Verkaufsignale von Granville für eine kurze Zeit den amerikanischen Aktienmarkt. Es folgte der Untergang von Granville als Börsengute. Im Jahr 1982 verpasste er, dass sich ein säkularer Bullenmarkt bei den Anleihen und Aktien gebildet hatte, und verblieb bärisch.
Somit verlor er Anfang der 1980er vollkommen seine Glaubwürdigkeit und seine Anhängerschaft. Zur Verteidigung von Granville muss ich betonen, dass er sich als extrem bullisch für den Aktienmarkt zeigte, nachdem dieser zwischen August und Oktober 1987 um 40% eingebrochen war, in diese Periode fiel auch der bekannte 19. Oktober 1987 mit dem Tagesverlust von 21% beim Dow Jones.
Märkte stehen vor den Nachrichten
Während Granville nach den 1970ern in Ungnade fiel und heute in der Investment Community kaum bekannt ist, sind seine Bücher hervorragend, vor allem in Bezug auf sein Ansicht, was die Märkte bewegt. Sie sind ebenfalls unterhaltsam und leicht zu verdauen. Meiner Meinung nach ist einer seiner wichtigsten Aussagen, dass sich die Märkte vor den Nachrichten bewegen werden.
Wenn eine Aktie oder ein Markt gut zu reagieren beginnt, während die Nachrichten extrem öde sind, deutet der Markt darauf hin, dass hinter der nächsten Ecke eine Verbesserung wartet. Umgekehrt deutet eine Aktie oder ein Markt, der sich schlecht zu entwickeln beginnt, während die Nachrichten immer noch extrem gut sind, darauf hin, dass eine kommende Verschlechterung seitens der Fundamentaldaten nicht mehr weit ist.
Im Grunde ist die Sicht von Granville jene, dass “Nachrichten” Quatsch sind und, dass der Markt auf günstige bzw. ungünstige Nachrichten lange vorher reagiert, bevor die Nachrichten herauskommen. Mit anderen Worten, man sollte investieren, wenn alles furchtbar aussieht und wenn niemand sich vorstellen kann, wie sich die Fundamentaldaten verbessern könnten, währenddessen verkaufen ratsam ist, wenn die Sonne am Himmel steht und alles rosig aussieht. Wie Granville betonte, sollte ein Investor grundsätzlich auf dem Kopf stehen.
Ich betone die Tatsache, dass Nachrichten immer dem Markt hinterherhinken aus einer Reihe von Gründen. Wenn ich auf die heutigen inflationierten Anlagemärkte sehe, fallen mir zuerst die späten 1970er und frühen 1980er ein, als alle Investmentmärkte - mit der Ausnahme der Rohstoffmärkte - extrem am Boden lagen.
Nach der Erfahrung von hoher Lohninflation in den 1960ern und beschleunigter Konsumentenpreisinflation in den 1970ern, waren die Aktien und speziell die Anleihen in den frühen 1980ern extrem preiswert. Im Jahr 1981 stiegen die langfristigen amerikanischen Anleihezinsen auf über 15% und 3-Monats-Gelder lagen bei über 20%. Daher wollte niemand mit gesundem Geist Anleihen anfassen, nicht einmal mit einem Stecken, da für kurzfristige Gelder höhere Zinsen als für Anleihen geboten wurden.
Die Allgemeine Meinung war, dass Anleihen "Enteignungspapiere" waren, da die Konsumentenpreisinflation vorhanden war und auch weiterhin den Wert der Anleihen zerstören würde. Die meisten meiner Kunden argumentierten wie folgt: "Warum Anleihen mit 15% Zinsen, wenn man 20 % Zinsen ohne Risiko für kurzfristige Bankeinlagen bekommen kann?"
In der Folge glaubte, bei einem Dow Jones bei ca. 800 - nicht höher als 1964 - niemand daran, dass Robert Prechter möglicherweise recht haben könnte, als er in seinem ersten Buch über die Elliott-Wellen-Theorie, das im Jahr 1978 veröffentlicht wurde, prognostizierte, dass der Dow auf 2.300 steigen würde (in einer späteren Ausgabe erhöhte er seine Voraussage auf 2.700).
Die Präferenz für Cash und Rohstoffe (im speziellen Gold) war ebenso augenscheinlich durch die Zuflüsse in die Investmentfonds. In den 1970ern verbuchten die Investmentfonds - mit Ausnahme von zwei Monaten - jeden Monat netto Abflüsse! Des Weiteren stiegen im Jahr 1982 die Cashpositionen der amerikanischen Investmentfonds auf über 15% verglichen mit 4,5% heute.
Die Investoren sind verrückt geworden
Heute andererseits, scheint es, als ob die Investoren jede Vorsicht in den Wind geschossen haben. Die Tagesgeldzinsen sind so niedrig - dank der Greenspanschen Politik des ultrabilligen Geldes, welche die gesamte Welt "investierverrückt" macht. Investoren in der ganzen Welt jagen nach Investmentmöglichkeiten, wie die Goldgräber während des großen Goldrausches im späten 19. Jahrhundert nach Kalifornien eilten.
Basierend auf niedrigen Inflationszahlen, kaufen Investoren Anleihen, auf Grund der steigenden Nachfrage aus China kaufen sie Rohstoffe, auf Grund von Rekordgewinnen im S&P, einer expandierenden Weltwirtschaft und dem Glauben, dass die Aktien für immer um 10% jährlich steigen Aktien, und schlussendlich weil "man langfristig mit Immobilien nichts verlieren kann" strömen sie weltweit in den Häusermarkt.
Somit meine ich, dass, während die frühen 1980er eine einmalige Kaufgelegenheit für Finanzanlagen und Immobilien boten, wir uns heute einer einmaligen Verkaufsgelegenheit für Finanzanlagen und Immobilien gegenübersehen (nicht zwingend in Asien).
Die Begründung für die starke Performance der Anlagepreise in den letzten 20 Jahren ist, dass in den frühen 1980ern, die Konsumentepreisinflation in die Asset-Price-Inflation wechselte, was die Regeln des Investmentspiels änderte, wobei die Investoren nicht von dieser Regeländerung benachrichtigt wurden.
Was spricht dagegen, dass sich, nachdem die Konsumentenpreisinflation in den frühen 80ern aus dem blauen Himmel in eine Asset-Price-Inflation verwandelte, ohne das die Investoren diese Transformation als ständigen Begleiter für die folgenden zwei Jahrzehnte begriffen, heute oder in naher Zukunft, die Asset-Price-Inflation wieder in eine Konsumentepreisinflation zurückverwandelt - entgegen allen Erwartungen?