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Wohin steuert das gelbe Metall mittelfristig?

06.03.2013  |  Przemyslaw Radomski
Im Wörterbuch findet man viele Worte, die der heutige Goldinvestor braucht: Geduld, Ausdauer, seelische Kraft sind nur einige davon. Seit einiger Zeit verlieren die Goldinvestoren zunehmend ihre Standfestigkeit. Doch in der Vergangenheit war es oft so, dass Gold immer dann wieder Auftrieb bekam, als die Geduld der Investoren schon fast man Boden war.

Die Marktstimmung gegenüber Gold ist jetzt so tief gesunken, dass man sie förmlich vom Boden aufkratzen kann. Vor zwei Wochen mussten die Gold-ETFs den größten Abfluss seit Januar 2011 hinnehmen; Gold fiel im Freitagshandel bis auf 1.572,80 $. Der weltgrößte goldgedeckte Exchange-Traded Fund, der SPDR Gold Trust, hatte letzten Montag den vierten Tag in Folge Goldabflüsse zu verbuchen. Die deutlichen Verluste seit Jahresbeginn werden meist mit einer gefühlten Verbesserung der weltwirtschaftlichen Aussichten als auch mit Bedenken hinsichtlich der Dauerhaftigkeit der QE-Politik der Fed in Verbindung gebracht.

Vor zwei Wochen legten Kommentare leitender Fed-Mitgliedern die Möglichkeit nah, dass die US-Zentralbank ihre Wertpapierankaufprogramme aussetzten könnte; die Goldpreise gerieten daraufhin deutlich unter Druck. Ebenfalls vor zwei Wochen zeigten die Marktdaten der Commodity Futures Trading Commission, dass Hedgefonds und andere Anlagenverwalter Gold auf Rekordniveau leerverkauften. Die Zahl der Kontrakte, mit denen professionelle Spekulanten auf sinkende Kurse setzen, stieg zum ersten Mal seit Mitte 1999 auf über 90.000. Und angesichts dessen wirkt es nicht gerade ermutigend, dass genau vor zehn Jahren die Zahl der Kontrakte, mit denen die professionellen Spekulanten auf steigende Kurse setzten, zum ersten Mal die Marke von 100.000 durchbrach.

Investoren, die nicht über die erwähnten Eigenschaften verfügen - Geduld, Ausdauer, seelische Kraft - sind schon jetzt aus dem Markt gedrängt worden. Die Zahl der Verkäufer ist deutlich angeschwollen. Das “Forbes Magazine“ brachte einen interessanten Beitrag, in dem auch aus einem Artikel des “Times Magazin“ zitiert wurde. Zitat: “Für Sammler und Spekulanten glänzte Gold in letzter Zeit wie eine rostige Blechdose." Aber auch der Artikel ist ein bisschen rostig. Der große Goldbullenmarkt krachte 1976 in eine Talsohle, mit der 50% der Gewinne des Bullenmarktes der 1970er korrigiert wurden. Die US-Bürger hatten zu diesem Zeitpunkt erst seit 19 Monaten wieder das Recht, Gold zu erwerben; dem Artikel zufolge fiel "der Preis ausgehend vom Hoch bei 198 $ pro Unze um mehr als 40%. Letzte Woche gab Gold am Londoner Markt innerhalb von drei chaotischen Handelstagen um 14 $ nach, womit er ein 31-Monate-Kurstief von 105,50 $ pro Unze markierte. Obwohl der Kurs bis Ende der Woche wieder auf 111 $ klettern konnte, so sind diese Zahlen für Goldbugs - die vor nicht allzu langer Zeit noch Kurse von 300 $ prognostiziert hatten - trostlos.“

Wow! 300 $. Es ist fast schon lustig, diese Zahlen heute zu lesen.

Wenn die Stimmung ihren Tiefpunkt erreicht hat, setzt beim Gold oft der Turbolader ein. In den dreieinhalb Jahren nach Erscheinen des Times-Artikels hatte Gold dann Gewinne von 750 % zu verbuchen.

Letzten Dienstag machte Gold einen sehr guten Eindruck, als es mit 1,3% sein größtes Jahresplus einfuhr, nachdem Bernanke versichert hatte, dass die lockere, angepasste Geldpolitik fortgeführt werde und sich Unsicherheit hinsichtlich der politischen und wirtschaftlichen Zukunft Italiens breit machte. Gold durchbrach die Marke von 1.600 $ pro Unze in einer vier Tage am Stück andauernden Rally. Italiens Probleme erzeugen Unsicherheit hinsichtlich der Überlebensfähigkeit der europäischen Einheitswährung. Die Jugendarbeitslosenquoten in Spanien, Portugal und Griechenland nähern sich der 50%-Marke an und das könnte Ärger für diesen Sommer vorzeichnen. Aus den Wahlen in Italien ging kein Kandidat als klarer Gewinner hervor, was auch den Schluss nahelegt, dass die Wähler die Spar-und Kürzungspolitik der aktuellen Regierung missbilligen. Man kann daraus auch schließen, dass in den kommenden Monaten mit politischer Instabilität in Italien zu rechnen ist. Eine Flucht in die Sicherheit von US-Staatanleihen, deutschen Bundeanleihen, Gold und US-Dollar war daher an der Tagesordnung. Bernanke trug unterdessen vor dem Bankenausschuss des Senats seinen halbjährlichen Rechenschaftsbericht vor, in dem er deutliche Signale für eine Beibehaltung der Wertpapierankaufprogramme im Umfang von monatlich 85 Milliarden $ setzte.

Der Markt ignorierte größtenteils Goldman Sachs‘ Senkung der Goldpreisprognosen um ganze 200 $ (eine der größten physischen Goldbanken der Welt). Die Bank senkte ihre Goldpreisprognosen für das Jahr 2013 von 1.810 $ auf 1.600 $ pro Unze unter Berufung auf die jüngsten Goldpreisrückgänge und einem Anstieg der realen US-Zinssätze.

Wer in letzter Zeit vom Gold absprang, für den dürfte das gelbe Metall wohl den Glanz einer rostigen Blechbüchse haben. Für uns strahlt es jedoch weiterhin in einem zeitlosen Glanz - behaftet mit dem gewissen Etwas, das Gold seit hunderten und tausenden Jahren zu einem Wertspeicher macht. Schauen wir uns im Chart an, was in nächster Zeit auf das gelbe Metall zukommt. Die technische Analyse beginnen wir diese Woche mit dem langfristigen Gold-Chart (mit freundlicher Genehmigung durch http://stockcharts.com.)

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