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Euro- und Schuldenkrise - (wie) geht es weiter?

27.06.2011  |  Frank Amann
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Insbesondere von politischer Seite wird - je nach Lager - derzeit noch die Hoffnung geschürt, daß mit Variante A oder B (bzw. einer Mischung daraus) das Schlimmste verhindert werden kann; wir halten das für illusorisch und schlicht unseriös. Die griechische Problematik ist eine sehr präzise Blaupause für das, was bereits in vielen Industrieländern (siehe USA und Japan), aber eben künftig auch für Deutschland dem Grunde nach erwartet werden muß, nämlich ein sich immer weiter aufbauender Druck, die Schuldenfrage klären zu müssen.

Während wir derzeit mit Argusaugen nach Griechenland starren, ist uns noch gar nicht hinreichend klar, daß wir prinzipiell bereits in derselben Situation stecken, nur eben auf der Zeitachse noch weiter hinten; von einigen unserer europäischen Nachbarn ganz zu schweigen.

Wir teilen die Einschätzung von Prof. Dr. Bernd-Thomas Ramb (1), der schlüssig und gut nachvollziehbar dargelegt hat, daß die Wahrscheinlichkeit einer Währungsreform in 2011 bei 33%, spätestens ab 2017 bei über 50% und bis spätestens 2030 bei nahe 100% liegt - wohlgemerkt: Nur auf Deutschland bezogen.


Müssen wir uns auf eine hohe Inflation einstellen?

In einer Zeit, in der fast alle großen Industrienationen fleißig damit beschäftigt sind, Geld zu drucken, um kratergroße Schuldenlöcher zu stopfen, und somit der realen Gütermenge immer mehr (Papier-)Geld gegenübersteht, liegt der Schluß nahe, daß wir auf hochinflationäre Zeiten zusteuern dürften (was ja den meisten Politikern und "Experten" die liebste Lösung wäre, siehe Variante A). Auf der anderen Seite spricht wesentlich mehr gegen eine Entschuldung (oder besser Entwertung) von Schulden und Vermögen auf diesem Wege.

Der Grund dafür ist, daß inflationäre Phasen in der Vergangenheit niemals dazu genutzt wurden, um Schulden zu tilgen, sondern vielmehr dazu, neue Schulden aufzutürmen, weil man den Bürgern eine Schuldentilgung (= Sparen) gar nicht hätte "verkaufen" können. Der Hauptgrund also, warum eine Schuldenbereinigung über diese vermeintlich "sozial gerechte" Variante nicht funktionieren kann und wird, ist schlicht die absolute Höhe der seit 1948 (Zeitpunkt der letzten Währungsreform auf deutschem Boden) aufgetürmten Gesamtschulden im Verhältnis zur realistisch erwartbaren Wirtschaftsleistung in der Zukunft. Daher ist eine "Inflationslösung" sowohl praktisch als auch theoretisch schlicht Unsinn.


Wie kann man sein Vermögen vor den Folgen einer drohenden Währungsreform am effektivsten schützen?

Eine wirklich seriöse Antwort auf diese Frage kann es schon deshalb nicht geben, weil völlig unklar ist, wer zum Umstellungszeitpunkt "am Ruder" ist und welche Regeln dann für eine derartige "Reform" oder Umstellung und Neubewertung festgelegt werden. Dies ist dann wieder eine politische und eben keine mathematische Frage. Selbstverständlich gibt es gewisse Wahrscheinlichkeiten und Erfahrungen aus bereits vergangenen Währungsreformen, und man muß kein großer Prophet sein, um vorherzusagen, daß Sachwerte vermutlich besser abschneiden als reine Geldwerte. Doch wer nun glaubt, mit Immobilien und ein paar Aktien sowie einem Barren Gold im Schließfach wären alle Probleme gelöst, muß sich darüber im klaren sein, daß auch Sachwerte jederzeit für einen wie auch immer gearteten Lastenausgleich (2) mit herangezogen werden dürften.

Noch einmal: Die Regeln zur Neubewertungen von Schulden und Vermögen sowie die Verrechnungseinheiten, die hierfür gelten sollen, sind nicht vorhersehbar und haben - genauso wie das Steuerrecht - mit Logik nichts zu tun. Sie werden von den Bürokraten (Bürokratie = Herrschaft der Verwaltung) erlassen, umgesetzt und kontrolliert.


Kann es ein, daß wir mit unserer Einschätzung ein viel zu düsteres Bild malen?

Wir sind fest davon überzeugt, daß der "point of no return" unseres Geld- und Schuldensystems schon seit längerem überschritten wurde, diese durch die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 einen weiteren massiven Schub erhielt und mit verzweifelten Aktionen nur vorläufig hinausgezogen wurde, dies am Ende aber zu dem von uns beschriebenen Ergebnis führen wird - ohne 'wenn' und 'aber'.


Wie kann man sich dann überhaupt auf ein solches Szenario vorbereiten?

Sechs Jahrzehnte relativer wirtschaftlicher und politischer Stabilität haben uns so nachhaltig die "Sinne vernebelt", daß wir drohende Gefahren nur noch bedingt wahrnehmen und in unsere Handlungsmuster einbauen können und wollen. Um jedoch drohenden Stürmen nicht völlig schutzlos ausgeliefert zu sein, ist es dringend und zuallererst erforderlich, diese Einstellung schnellstens ad acta zu legen und sich den Realitäten zu stellen, d.h. zu akzeptieren, daß das heutige Sozial-, Wirtschafts- und Finanzsystem keine Überlebenschancen hat und vor großen notwendigen Umbrüchen steht, es also keinen Sinn macht, die Erfahrungen der letzten sechs Jahrzehnte einfach nur in die Zukunft fortzuschreiben.

Wie bereits unter Punkt IV. dargelegt, gibt es hierfür kein Patentrezept. Wir können heute zwar das "Schlamassel" konstatieren und sein zwangsläufiges Ende vorhersagen, nicht aber den (genauen) zeitlichen Ablauf und die sich hieraus ergebenden Folgen im Einzelnen.

Darüber hinaus muß bedacht werden, daß die individuelle Ausgangsposition jedes Einzelnen sehr unterschiedlich ist - familiär, beruflich, psychologisch, vermögenstechnisch usw.

Bereits vor einigen Jahren erstellten wir eine Broschüre zum Thema Altersvorsorge, an deren Ende wir ‘10 Grundsätze für eine kluge Altersvorsorge‘ stellten. Wir haben diese Grundsätze nun, anbetrachts der vorbeschriebenen Problematik, noch um aktuelle Einschätzungen und Anmerkungen ergänzt, in der Hoffnung, Ihnen damit einen brauchbaren Leitfaden für Ihre weiteren Überlegungen zu bieten.




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