Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Ist die EZB solvent?

17.06.2011  |  James Turk
- Seite 2 -
  • "Verluste in dieser Größenordnung würden praktisch zur Insolvenz der EZB führen und eine Rekapitalisierung erforderlich machen. Dann müsste sie entweder anfangen, Geld zu drucken [Die EZB ist nichts anderes als eine gelddruckende Organisation; sie müsste also noch mehr Geld drucken, als sie ohnehin schon druckt.], um die Verluste zu decken, oder sie müsste die Regierungen der Eurozone bitten, ihr mehr Geld zu schicken (zum Beispiel durch ein Aufforderung zum Kapitaleinzug - ein sogenannter ’capital call’). [Diese Aufforderung zum Kapitaleinzug könnte in Euros geschehen, die die Zentralbanken der Nationalstaaten leihen oder drucken müssten, sie könnte aber auch in Form von Gold-Forderungen geschehen - das einzig reale Kapital, das die nationalen ZB besitzen. Ob die nationalen Zentralbanken zu einem partiellen oder kompletten Transfer des ihnen verbleibenden Goldes bereit wären (d.h. jene ZB, die überhaupt noch Gold haben), bleibt abzuwarten.]

    Die erste Option würde zu Inflation führen, was in Deutschland inakzeptabel ist [natürlich auch für viele andere Menschen überall in Europa], die zweite Option hingegen käme einem vollständigen Rettungspaket gleich, bei dem die Steuerzahler vorab die Kosten tragen (und keine Kreditgarantien, welche mit staatlichen Rettungspaketen in der Eurozone vergeben werden)."

  • "Die von der EZB während der Kreditkrise ergriffenen Maßnahmen lasten nicht nur stark auf ihrer Bilanz, sondern auch auf ihrer Glaubwürdigkeit." [Ihre Glaubwürdigkeit ist schon großteils verloren. Das geschah zum Beispiel im Mai letzten Jahres, als sich die EZB dem Willen der Politiker beugte; diese ’lösten’ damals die sich zusammenbrauende Griechenlandkrise und zwangen dabei die EZB, die eigenen Gesetze zu brechen und griechische Staatsschulden aufzukaufen. Die EZB behielt diesen ruinösen Kurs bei, als sie auch die Schulden anderer schuldgeplagter Nationalstaaten aufkaufte.]

Praktisch betrachtet, ist die EZB insolvent. Dass sie noch nicht geschlossen hat, liegt nur daran, dass sie sich abgedroschener Bilanztricksereien bedient, die alle insolventen Banken anwenden. Die meisten Menschen können die Insolvenz einer Bank gar nicht mitbekommen, wenn diese Bank ihre Aktivposten nicht zum wirklichen Wert abschreibt und die Abschreibungen in ihrer Rechnungslegung vermerkt. Die Bank und ihre Direktoren handeln daher rücksichtslos, denn die beeinträchtigten Finanzanlagen der Bank sind größer als das Kapital der insolventen Bank.

Die Insolvenz wird erst dann offensichtlich, wenn die Bank schließt - was eine Binsenweisheit ist, wie sich wieder am Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers zeigte. Mit anderen Worten: Es begann Anfang 2008 mit einigen Leerverkäufern und jenen Kunden, die ihr Geld bei Lehman abzogen; dann setzte sich am Markt immer stärker die Erkenntnis durch, dass Lehman insolvent war, obwohl dies aus den Bilanzen der Bank nicht hervorging - und mit zunehmender Erkenntnis der Insolvenz verstärkte sich der fatale Sturz der Lehman-Aktie. Dieser Bericht von Open Europe sorgt nun dafür, dass man sich den EZB-Bilanzen und den verfügbaren Fakten zuwendet - und er zwingt die Leute dazu, ein Fazit zu ziehen, ob die EZB noch solvent ist oder nicht. Die Konsequenzen für Euro-Besitzer sind ebenso düster, wie damals die Aussichten für Lehman Brothers-Aktien.

Sollten Sie nun beim Lesen der oben geschilderten Punkte zur Einsicht gelangt sein, dieses Problem sei ein ausschließlich europäisches, dann bedenken Sie bitte auch das Folgende.

In einem in dieser Woche in der Finanzpublikation Barron’s erschienen Artikel heißt es über Open Europe: "Die US Federal Reserve weist - mit mehr als 50/1 - einen doppelt so hohen Verschuldungsgrad auf als die EZB, die von ihr gehaltenen US-Staatsanleihen haben jedoch eine höhere Qualität als die Schulden der PIIGS." In diesem Kommentar wird ganz unbekümmert unterschlagen, dass die staatlichen US-Schuldeninstrumente nur 55% aller Aktivposten der Federal Reserve ausmachen und dass der Rest toxisch oder illiquide ist. Zudem liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Staatsanleihen zurückgezahlt werden, hier nicht höher als bei anderen überschuldeten Nationen.

Man kann also nur zu einem logischen Schluss kommen: Da Rückzahlung jenseits der finanziellen Möglichkeiten der überschuldeten Debitoren ist, wird ein großer Teil des weltüberragenden Schuldenbergs nie zurückgezahlt werden. Und da die heutigen Nationalwährungen in erster Linie durch einen großen Teil dieser Schulden gedeckt sind, wurden eben diese Währungen entwertet. Hierbei handelt es sich im Grunde um Entwertung, wie sie auch von den korrupten, autokratischen Königen und Kaisern von einst angezettelt wurden, die wir aus der Geschichte des Geldes kennen - sie betrogen die Bürgerschaft, indem sie den Geldmünzen Blei oder andere Basismetalle beimischten, um deren Gold- und Silbergehalt zu ersetzen.

Die heutige Entwertung der Fiat-Währungen ergibt sich allerdings aus den nicht rückzahlbaren Krediten überschuldeter Nationalstaaten, die von korrupten und autokratischen Bürokraten, Politikern und natürlich deren Dienstmädchen, den Zentralbankern, geführt werden. Und diese Erkenntnis verweist wieder treffend auf einen von mir wiederholt angeführten Punkt: Zentralbanken sind ein barbarisches Relikt.


© James Turk
GoldMoney - der bessere Weg Gold und Silber zu kaufen.



Dieser Artikel erschien am 14.06.2011 auf www.fgmr.com und wurde exklusive für GoldSeiten übersetzt.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"