“Traumland der Entscheidungsträger”
16.03.2013 | Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 10. März 2013 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.
Selbst der ärmste Schlucker hat einmal seine eigene Glücksträhne, und das gilt seit drei Monaten auch für die Gemeinschaft der (geld)politischen Entscheidungsträger. Die letzten Monate waren ein Traumland für Entscheidungsträger wie die Ben Bernankes, die Mario Draghis, die Barak Obamas und Shinzo Abes dieser Welt. Für diese bunte Schurken-Gang schien alles bestens zu laufen.
Die Auswirkungen monetärer Inflation können die Entscheidungsträgeraber nicht wirklich kontrollieren. Deswegen passiert es recht häufig, dass man das Geldangebot eigentlich ankurbelt, um ganz bestimmten Preisen oder Kursen Auftrieb zu geben, obgleich anschließendganz andere Preise oder Kurse in Folge des frisch geschöpften Geldes steigen. In den letzten drei Monaten haben Spekulanten aber wie gewünscht auf die Neugeldflut reagiert und dort die Kurse steigen lassen, wo die politischen Entscheidungsträger sie steigen sehen wollten. Damit entstand der Eindruck, es gäbe eine echte Erholung der Wirtschaft, und das ließ wiederum die Glaubwürdigkeit jener weisen Männer und Frauen steigen, die für die "Führung" der Wirtschaft verantwortlich sind.
In den USA scheint die Fed die perfekte monetäre Formel entdeckt zu haben.Man könnte sieauch Keynesianismus PLUS nennen. Man wartet nicht erst auf einen Rückgang der "gesamtwirtschaftlichen Nachfrage", um dann anschließend antizyklische Gegenmaßnahmen einzuleiten, man stimuliert stattdessen die Nachfrage unmittelbar - auch wenn hohe und weiter steigende Preise sowie eine deutliche Erhöhung der landesweiten Schuldenstände darauf hindeuten, dassweitere Stimulierung der Nachfrageseite im Extremfall sogar fahrlässig und gefährlich wäre.Es war einmal vor langer Zeit, als solche politischen Initiativen auch einen heftigen Anstieg der Inflationserwartungen auslösten. Heute nicht mehr.
Wie wir dem folgenden Chart für den "erwarteten Verbraucherpreisindex" entnehmen können, haben sich die Inflationserwartungen seit dem Start des "QE 4-Programms" letzten Dezember "idealerweise" (zumindest aus der zynischen Sicht eines Zentralbankers) flach seitwärts entwickelt. Nie zuvor hatte die US-Zentralbank verrückter agiert und nie zuvor (in der Post-Goldstandardära) blieben die Inflationserwartungen trotz alledem so stabil.
In Japan scheint die Regierung hingegen die perfekte Methode zur Manipulation der Wechselkurse für sich entdeckt zu haben. Bis vor kurzem galt noch Folgendes: Wenn sich die politischen Entscheidungsträger in ihrer grenzenlosen Weisheit dafür entschieden hatten, dass eine schwächere Währung ihrem Land zum Vorteil gereicht, dann mussten sie schließlich zur Tat schreiten und diese Schwäche auch herbeizuführen. (So musste beispielsweise die Schweizer Nationalbank 2011 containerweise Euros aufkaufen und containerweise Schweizer Franken verkaufen, um den Wechselkurs des Schweizer Franken deutlich senken zu können.)
Das ist Vergangenheit. Die japanische Regierung tat allein ihren ausdrücklichen Wunsch nach einer 20%ige Senkung des Yen-Wechselkurses kund, und schon passierte das wie von Zauberhand. Eine deutliche Aufblähung des Yen-Angebots war gar nicht nötig - oder aber andere Dinge, die man passenderweise als „neu“bezeichnen könnte. Allein die Äußerung dieses Wunsches reichte. Dass dies der japanischen Wirtschaft mehr geschadet als geholfen hat, ist ein ganz anderes Thema. Fakt ist, dass sich die Märkte schnell den Wünschen der politischen Entscheidungsträger entsprechend verhielten.
Die aktuelle Gesamtlage ist nicht das Resultat eines aufgegangenen Masterplans. Hätte eine Gruppe von Zentralplanern eine solche Situation zielgerichtet herbeiführen können, dann wäre das in der Vergangenheit wohl schon längst geschehen. Nein, hier ist nur der Zufall am Werk. Von Zeit zu Zeit stehen die Sterne einfach gut für die führenden Entscheidungsträger dieser Welt, aber die positive Konstellation kann nicht dauerhaft sein, weil sie im Kern instabil ist:Beispielsweise an den Währungsmärkten werden in Kürze schon ernste Wunschkonflikte zwischen den verschiedenen hohen Entscheidungsträgern ausbrechen. Auch die Aktienkurse können nicht mehr allzu lange in Reaktion auf das Geldmengenwachstum steigen, ohne gleichzeitig auch stark steigende Inflationserwartungen auszulösen, die wiederum dem Anleihemarkt schaden.
Unserer Einschätzung nach dürfte dieses "Traumland der Entscheidungsträger" keine zwei Monate mehr existieren.
© Steve Saville
www.speculative-investor.com
Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.
Dieser Artikel wurde am 11. März 2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Selbst der ärmste Schlucker hat einmal seine eigene Glücksträhne, und das gilt seit drei Monaten auch für die Gemeinschaft der (geld)politischen Entscheidungsträger. Die letzten Monate waren ein Traumland für Entscheidungsträger wie die Ben Bernankes, die Mario Draghis, die Barak Obamas und Shinzo Abes dieser Welt. Für diese bunte Schurken-Gang schien alles bestens zu laufen.
Die Auswirkungen monetärer Inflation können die Entscheidungsträgeraber nicht wirklich kontrollieren. Deswegen passiert es recht häufig, dass man das Geldangebot eigentlich ankurbelt, um ganz bestimmten Preisen oder Kursen Auftrieb zu geben, obgleich anschließendganz andere Preise oder Kurse in Folge des frisch geschöpften Geldes steigen. In den letzten drei Monaten haben Spekulanten aber wie gewünscht auf die Neugeldflut reagiert und dort die Kurse steigen lassen, wo die politischen Entscheidungsträger sie steigen sehen wollten. Damit entstand der Eindruck, es gäbe eine echte Erholung der Wirtschaft, und das ließ wiederum die Glaubwürdigkeit jener weisen Männer und Frauen steigen, die für die "Führung" der Wirtschaft verantwortlich sind.
In den USA scheint die Fed die perfekte monetäre Formel entdeckt zu haben.Man könnte sieauch Keynesianismus PLUS nennen. Man wartet nicht erst auf einen Rückgang der "gesamtwirtschaftlichen Nachfrage", um dann anschließend antizyklische Gegenmaßnahmen einzuleiten, man stimuliert stattdessen die Nachfrage unmittelbar - auch wenn hohe und weiter steigende Preise sowie eine deutliche Erhöhung der landesweiten Schuldenstände darauf hindeuten, dassweitere Stimulierung der Nachfrageseite im Extremfall sogar fahrlässig und gefährlich wäre.Es war einmal vor langer Zeit, als solche politischen Initiativen auch einen heftigen Anstieg der Inflationserwartungen auslösten. Heute nicht mehr.
Wie wir dem folgenden Chart für den "erwarteten Verbraucherpreisindex" entnehmen können, haben sich die Inflationserwartungen seit dem Start des "QE 4-Programms" letzten Dezember "idealerweise" (zumindest aus der zynischen Sicht eines Zentralbankers) flach seitwärts entwickelt. Nie zuvor hatte die US-Zentralbank verrückter agiert und nie zuvor (in der Post-Goldstandardära) blieben die Inflationserwartungen trotz alledem so stabil.
Quelle:www.fullermoney.com
In Japan scheint die Regierung hingegen die perfekte Methode zur Manipulation der Wechselkurse für sich entdeckt zu haben. Bis vor kurzem galt noch Folgendes: Wenn sich die politischen Entscheidungsträger in ihrer grenzenlosen Weisheit dafür entschieden hatten, dass eine schwächere Währung ihrem Land zum Vorteil gereicht, dann mussten sie schließlich zur Tat schreiten und diese Schwäche auch herbeizuführen. (So musste beispielsweise die Schweizer Nationalbank 2011 containerweise Euros aufkaufen und containerweise Schweizer Franken verkaufen, um den Wechselkurs des Schweizer Franken deutlich senken zu können.)
Das ist Vergangenheit. Die japanische Regierung tat allein ihren ausdrücklichen Wunsch nach einer 20%ige Senkung des Yen-Wechselkurses kund, und schon passierte das wie von Zauberhand. Eine deutliche Aufblähung des Yen-Angebots war gar nicht nötig - oder aber andere Dinge, die man passenderweise als „neu“bezeichnen könnte. Allein die Äußerung dieses Wunsches reichte. Dass dies der japanischen Wirtschaft mehr geschadet als geholfen hat, ist ein ganz anderes Thema. Fakt ist, dass sich die Märkte schnell den Wünschen der politischen Entscheidungsträger entsprechend verhielten.
Die aktuelle Gesamtlage ist nicht das Resultat eines aufgegangenen Masterplans. Hätte eine Gruppe von Zentralplanern eine solche Situation zielgerichtet herbeiführen können, dann wäre das in der Vergangenheit wohl schon längst geschehen. Nein, hier ist nur der Zufall am Werk. Von Zeit zu Zeit stehen die Sterne einfach gut für die führenden Entscheidungsträger dieser Welt, aber die positive Konstellation kann nicht dauerhaft sein, weil sie im Kern instabil ist:Beispielsweise an den Währungsmärkten werden in Kürze schon ernste Wunschkonflikte zwischen den verschiedenen hohen Entscheidungsträgern ausbrechen. Auch die Aktienkurse können nicht mehr allzu lange in Reaktion auf das Geldmengenwachstum steigen, ohne gleichzeitig auch stark steigende Inflationserwartungen auszulösen, die wiederum dem Anleihemarkt schaden.
Unserer Einschätzung nach dürfte dieses "Traumland der Entscheidungsträger" keine zwei Monate mehr existieren.
© Steve Saville
www.speculative-investor.com
Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.
Dieser Artikel wurde am 11. März 2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.