Bevölkerungspyramide stützt Japan
15.03.2013 | Robert Rethfeld
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China hat das Urbanisierungspotential zwar noch nicht ausgeschöpft. Aber auch hier beginnt - ähnlich wie in Deutschland und Italien - in Kürze der Schrumpfungsprozess der konsumfreudigsten Bevölkerungsgruppe. Die Altersgruppe der 40 bis 49jährigen stellt die mit Abstand größte Gruppe dar. Die Frage, die wir nicht beantworten können, lautet: Hat sich diese Gruppe bereits im Rahmen des bisherigen Booms ausreichend mit Immobilien versorgt? Oder besteht hier weiterhin ein großes Nachfragepotential? Eines ist jedenfalls klar: Die Gruppe der jetzt 30 bis 39-jährigen ist zahlenmäßig derart schwach, dass diejenigen, die auf ein steigendes Konsumverhalten Chinas für die kommenden Jahre setzen, enttäuscht werden dürften. Erst wenn die Gruppierung der heute 20 bis 29jährigen auf den Immobilienmarkt drängt, kann er zu einer Echo-Immobilienblase kommen. Das wird noch mindestens 10 Jahre dauern. Ergo: Ein chinesischer Immobilienboom wie 2003 bis 2007 erscheint für die kommenden 10 Jahre ausgeschlossen.
Ende der 1980er Jahre fand in Japan ein Immobilienboom statt, ausgelöst durch die Gruppierung der heute 60 bis 69jährigen. Diese befand sich damals im besten Konsumalter. Auf der japanischen Bevölkerungspyramide ist diese Altersgruppe als eine unübersehbare Ausbuchtung erkennbar (siehe schwarze Pfeile folgender Chart).
Doch Japan hat noch einen Trumpf im Ärmel: Eine zweite starke Altersgruppe. Das sind die 35 bis 44jährigen (rote Pfeile obiger Chart). Es dürfte auf das Konto dieser Gruppierung gehen, wenn die Bemühungen der japanischen Regierung, die Wirtschaft anzukurbeln, erfolgreich verlaufen sollten. Wenn, dann besteht jetzt die Chance, die japanische Wirtschaft aus der Deflation zu ziehen.
Fazit: Länder wir Deutschland und Italien stehen aus Sicht der Altersstruktur vor kaum lösbaren Aufgaben. Solange Deutschland eine hohe Exportquote fährt und der Arbeitsmarkt im Bezug auf Fachkräfte nicht ausreichend ergiebig ist, entsteht die an sich paradoxe Situation, dass junge ausländische Fachkräfte in Deutschland benötigt werden, die dafür sorgen, dass der Export ins eigene Heimatland intensiviert wird. Die Drehschreibenfunktion Deutschlands wird aus der Exportquote deutlich: Sie beträgt aktuell 41,5 Prozent vom BIP. In den 1990er Jahren waren Werte zwischen 20 und 25 Prozent die Norm. Deutschland ist davon abhängig, diese hohe Quote aufrecht zu erhalten. Würden deutsche Produkte in der Welt nicht mehr gefragt sein (mögliche Gründe: zu teuer, Qualitätsverlust, Ansehensverlust etc.), würde Deutschland in eine starke Rezession rutschen, solange dieser Zustand andauert.
Aus Sicht der Bevölkerungsstruktur erscheint die japanische Wirtschaft für die kommenden Jahre unterstützt. Chinas Wachstum dürfte durch Alterungsprozesse behindert werden. Antizipieren Sie die Entwicklung der Finanzmärkte mit Hilfe unserer handelstäglichen Frühausgabe.
© Robert Rethfeld
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