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Hat Bernanke die Zyklen vernichtet?

20.03.2013  |  Clif Droke
Wurden die Zyklen durch Zentralbankinterventionen übermannt? Nachdem der Aktienmarkt seit November kontinuierlich Stärke zeigt, stellen sich Investoren häufig diese Frage.

Einige der kurz- und mittelfristigen Zyklen, die in der Vergangenheit zuverlässig Stärke-und Schwächeperioden an den Aktienmärkten anzeigten, wurden sicherlich zum Schweigen gebracht - oder in manchen Fällen auch komplett von der ultra-lockeren Geldpolitik der Fed der letzten Jahre aufgehoben. Müssen wir aus diesem Grund davon ausgehen, dass auch die längerfristigen Jahreszyklen durch die Fed aufgehoben werden?

Eine der ersten Sachen, die ich bei meiner Beschäftigung mit den Finanzmärkten lernte, war: “Liquidität ist alles“. Liquidität ist in der Tat der mit Abstand wichtigste Faktor bei der Bestimmung des Gesundheitszustands eines Marktes; sie kann alle anderen Betrachtungen - ob nun fundamental, technisch oder zyklisch - übertrumpfen.

Man denke nur daran, dass die aktuelle Hausse nicht stoppen will, obgleich sie mit Blick auf zahlreiche Indikatoren schon längst hätte vorbei sein müssen. So waren die Unternehmensergebnisse im vierten Quartal 2012 beispielsweise niedriger als im Vorjahreszeitraum. Am Aktienmarkt wurde diese Tatsache ignoriert und die Rally ging auch im ersten Quartal 2013 weiter. Anhänger der Fundamentalanalyse versuchten rationale Gründe dafür zu finden, aber die meiner Meinung nach beste Erklärung kam von David Kotok von Cumberland Advisors. Er schreibt: “Wir halten an unserer Meinung fest: In einer Zeit, in der die kurzfristigen Zinsen bei fast null Prozent liegen, werden die klassische und typischen Methoden an den Rand gedrängt; auch die Aktien-Risikoprämien, für die die kurzfristigen Zinssätzen bestimmend sind, sind daher nahezu unbegrenzt.” Kotok äußerte zwar auch Bedenken, dass die Fed ihre Politik letztendlich einstellen werde, er bleibe aber aktuell komplett investiert - eine sinnvolle Reaktion auf die unbegrenzte Unterstützung der Zentralbank.

Ein anderer respektierter Analyst, Bert Dohmen von Dohmen Capital Research, macht auf die technischen Fehler aufmerksam, die sich in den letzten Monaten am Aktienmarkt gezeigt hatten. Trotz dieser Fehler steigt der Aktienmarkt weiter. “Die massive Geldschöpfung durch die Fed lässt Treibstoff für diese Rally entstehen”, so Dohmen. “Solange hier kein Ende absehbar ist, müsste der Markt bis zu Bernankes Abtritt steigen; allerdings mit periodisch auftretenden Marktkorrekturen. Wir alle wissen, dass das kein gutes Ende nehmen kann. Aber der Tag der Abrechnung könnte immer noch weit in der Zukunft liegen. Die Pessimisten haben der Tatsache unhaltbarer Schuldenstände weltweit zu viel Gewicht gegeben und der Macht der unendlichen Geldschöpfung durch die Zentralbanken nicht genug Bedeutung zugemessen.“

Im Umfeld der jüngsten Schwäche der Eurozone und Chinas wurden ausländische Investitionsflüsse zudem verstärkt in US-Aktien geleitet. Dieser Aspekt der Stärke der US-Aktienmärkte wurde meist übersehen; andere Nationen spüren die Folgen schwächerer wirtschaftlicher Entwicklungen und suchen aufgrund der einheimischen Probleme nach einem “Sicheren Hafen“. Zurzeit lassen sich die USA tatsächlich auch als das stärkste Finanzzentrum darstellen.

Zur weiteren Beantwortung der Frage, ob die Maßnahmen der Zentralbank die Zyklen niederkämpfen können, wollen wir uns einige Entsprechungen aus der Vergangenheit anschauen. Das vielleicht größte Beispiel für das “Scheitern" eines Jahreszyklus finden wir im Jahr 1954. Gemäß Zyklenzählung des 60-Jahre-Kress-Zyklus hätte das Jahr 1954 für Aktien zum großen Verlustjahr werden müssen. Trotzdem boomte 1954 der Aktienmarkt, er stieg auf ein 25-Jahre-Hoch und stellte schließlich auch das Allzeithoch von 1929 ein. Der 60-Jahre-Zyklus ist in der Tat der entscheidende unter den langfristigen Zyklen, er bildet die Grundlage Kress‘ 120-Jahre-Megazyklus. 1954 war auch das Jahr, in dem der aktuelle 120-Jahre-Zyklus seinen Höhepunkt erreichte (er begann Mitte der 1890er Jahre). Nicht nur der 120-Jahre-Zyklus sorgte 1954 für Gegengewicht, wie Kress selbst hinzufügte, hätten die Depressionsjahre auch schon einen größeren Teil der exzessiven Verschuldung aufgelöst, die zur Großen Depression beigetragen hatte.

Entscheidende Wirkung hatte auch das starke Geldmengenwachstum ab den 1940er Jahren. Zuvor war die Fed noch jung und unerfahren gewesen, sie verfügte kaum über die politischen Instrumente, um mit dem großen Crash von 1929 fertigzuwerden. Sie berücksichtigte die Tatsache nicht, dass sie mit der Verknappung des Geldangebots im Jahr vor dem 1929er-Crash den Einbruch und die folgende Depression in Wirklichkeit beförderte. Nach den harten Depressionsjahren lernte die Fed allerdings eine Reihe wertvoller Lektionen und erkannte, dass sich mit “billigem Geld“ eine Konjunktur im Land herbei inflationieren ließ.

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