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Hat Bernanke die Zyklen vernichtet?

20.03.2013  |  Clif Droke
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Auch wenn sich der Aktienmarkt 1954 nicht nach dem Tief des 60-Jahre-Zyklus richtete, so möchte ich doch zur Verteidigung Kress‘ noch erwähnen, dass der 40-Jahre-Zyklus kein einziges Mal vom Markt ignoriert wurde. Zur letzten Talsohle des 40-Jahre-Zyklus kam es im Jahr 1974; sie ließ einen großen Bärenmarkt und eine Rezession entstehen, wie schon zuvor im Jahr 1934. Die für 2014 anstehende Talsohle des 120-Jahre-Zyklus umfasst auch den letzten 40-Jahre-Zyklus.

Es lässt sich nach wie vor darüber streiten, ob die Erholungshausse auch über das Jahr 2013 hinaus Bestand haben kann. Einige Analysten glauben ja, dass der Nachfolger des Fed-Chefs Ben Bernanke dessen ultra-laxe Geldpolitik im nächsten Jahr nicht fortführen werde. Es besteht auf jeden Fall die Möglichkeit, dass das Jahr 2014 die langfristigen Zyklen rechtfertigen wird. Aber im Aktienmarktspiel geht es nicht um das nächste Jahr, es geht um das Hier-und-Jetzt. Und aktuell sollten sich Investoren auf die Gelegenheiten konzentrieren, die die Politik Bernankes ihnen beschert hat.

Don Hays sagt immer wieder gerne: “Bullenmärkte enden erst, wenn die Fed die Schale mit dem Punch zur Seite räumt.” Genau das steckt auch hinter der Wall-Street-Maxime “Nicht gegen die Fed!” (“Don’t fight the Fed!“). Solange sich die Fed zu “QE-Unendlich" bekennt, gibt es keinen Grund, von einem frühzeitigen Ende dieses Bullenmarktes auszugehen. Ich bin sicher, auch Mr. Kress würde dem zustimmen; nutzen wir also die Gelegenheit, solange sie sich noch bietet.


Die Advance-Decline Line

Ich hatte in den letzten Artikeln Bemerkungen über die Stärke der Advance-Decline Line (A-D-Linie) der NYSE gemacht. Die A-D-Linie ist ein grundlegender Indikator der Marktbreite, der zeigt, wie viele Aktien auf Tagesbasis stiegen oder fielen. Diese Signale aus den Märkten hatten häufig einen unschätzbaren Wert für die Vorhersage von Auf- und Abwärtsbewegungen am Markt.

Die A-D-Linie wird berechnet, indem man die Zahl der an betrachteten Tag sinkenden Aktien von der Zahl der am betrachteten Tag steigenden Aktien abzieht und den A-D-Wert des Vortages dazu addiert. Wenn die großen Indizes steigen, die AD-Linie aber sinkt, dann deutet das auf eine rückläufige Marktbreite und unmittelbar bevorstehende Verluste am Markt hin. Wenn die A-D-Linie steigt, während auch der Markttrend tendenziell steigt, dann wird von einem gesunden Markt gesprochen.

Der verstorbene Ralph Bloch, er arbeitete jahrelang als leitender Markttechniker bei Raymond James, war ein großer Verfechter der Nützlichkeit von A-D-Linien zur Bestätigung von Bullenmärkten. Im Jahr 2004 schrieb er einen Bericht über die A-D-Linie:

“Ich habe verschiedene Studien durchgeführt, in der Folgendes untersucht wurde: ”Wenn sich etwas ändert, was genau ändert sich und warum?" Ich bat meine Forschungspraktikanten bis in Jahr 1929 zurückzugehen und zu zählen, wie oft der Dow ein neues Hoch erreichte, das aber nicht von Advance-Decline-Index bestätigt wurde. Das passierte seither ungefähr 15 Mal. Es gibt nur sehr wenige absolute Größen an der Wall Street. Näher kann man nicht kommen. In jedem dieser 15 Fälle folgten messbare Kursverluste.[…]

Wenn der Dow neue Hochs markiert, das aber auf immer weniger Aktien zutrifft, dann haben wir die Vorbedingungen für ein Desaster. Der Aktienmarkt kann nur noch eine bestimmte Zeit lang steigen, wenn die Aktienmarktbreite verengt. Im Wissen um diese Sequenz hätte man sich vor dem 1987er-Top, vor dem 1990er-Top, vor den schweren Verlusten von 1998 und dem 2000er-Top aus dem Markt zurückziehen können. So warnte ich auch Ende 1999, weil die Marktbreite nicht aufhören wollte, zu schrumpfen. Und das ging noch eine lange Zeit so weiter. […]

Auf sinkende Marktbreite folgten also seit 1929 in 15 Fällen deutliche Kursverluste. Man sollte sich dessen bewusst sein, weil sie in der Vergangenheit eine unglaublich Prognosezuverlässigkeit hatte.“

Eine Markthausse wird idealerweise durch eine A-D-Linie bestätigt, die auf Wochen- und Monatsbasis immer neue Hochs ausbildet. Eine erwähnenswerte Ausnahme gab es im Jahr 1997; die A-D-Linie begann zurückzufallen, während die großen Indizes kräftig stiegen. Erst Ende Oktober jenes Jahres kam es dann am Markt zu einem Einbruch. Obgleich es manchmal mehrere Monate dauern kann, bevor die mangelnde Marktbreite Auswirkungen auf das galoppierende Marktmomentum hat, so nimmt die fehlende Bestätigung durch die A-D-Linie nie ein gutes Ende.

Derzeit bestätigt die A-D-Linie die neuen Hochs im Dow und im S&P, wie man im Chart unten sehen kann. Die A-D-Linie hat sich in den letzten Wochen gesund entwickelt und keine Hinweise darauf geliefert, dass der zwischenzeitlich Aufwärtstrend am Markt in Gefahr ist. Wir werden die Anstiegs-/Abstiegslinie genau im Auge behalten und nach Anzeichen für negative Abweichungen untersuchen; aber bislang bestätigt die A-D-Linie die Hausse.

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Gold

Die sich positiver entwickelnden makroökonomischen Daten aus den USA haben Investoren veranlasst, ihr Geld eher in Aktien zu stecken als in Absicherungsinstrumente wie Gold und Anleihen. Vor kurzem sank die Zahl der wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung um 7.000 auf ein 6-Monate-Tief von 340.000. Laut dem Capital-Flow-Bericht der Fed stieg das Vermögen der Haushalte aufgrund steigender Immobilienpreise im vierten Quartal 2012 auf ein 5-Jahre-Hoch. Das Gesamtvermögen der Haushalte erreichte 67,4 Billionen $ - der aktuell Stand liegt bei 66,06 Billionen $. Sharps Pixley stellte kürzlich dazu fest: “Der sich verbessernde Grundton in der US-Wirtschaft hat dafür gesorgt, dass Investoren Aktien kaufen und ihre Positionen auf den Goldpreis reduzieren. Selbst Japan überraschte mit einem BIP-Wachstum von 0,2% im vierten Quartal.“

Hier sehen wir das Paradox der lockeren Geldpolitik für den Goldinvestor: Es ist nicht die Verfügbarkeit oder aber der Mangel am billigen Geld, die die Zukunft des Goldpreises bestimmen, sondern eher das Vorhandensein (oder das Fehlen) von Volatilität, Angst und Unsicherheit, die dieses mit sich bringt. Solange die Finanzmärkte nicht wieder von Unsicherheit erfasst werden, dürfte sich die Situation am Goldmarkt wahrscheinlich immer nur kurzzeitig verbessern und nur für Trader und Spekulanten von Interesse sein. Die Investoren warten unterdessen immer noch auf die schicksalshafte Veränderung des Grundtons, der den seit 2011 bestehen Seitwärtskurs des Goldes verkehren wird.


© Clif Droke
www.clifdroke.com

Dieser Artikel wurde am 14.03.2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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