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Deflation per Diktat

01.07.2011  |  Clif Droke
Auf dem Weg in die zweite Hälfte des Jahres 2011 ist der wirtschaftliche und finanzielle Zustand der Nation unter zwei wichtigen Gesichtspunkten zu betrachten. Jeder kann in Form einer Frage dargestellt werden:

1) Wird die Federal Reserve einen dritten Versuch zur Stimulierung einer wirtschaftlichen Erholung durch Gelddrucken unternehmen?

2.) Hat der zyklische Bullenmarkt, der 2009 einsetzte, schon seinen Höhepunkt erreicht; und was wird mit dem Finanzmarkt geschehen, wenn der 6-Jahre-Zyklus im Oktober seinen Höhepunkt erreicht?

Wir werden jetzt versuchen, diese beiden Fragen zu beantworten.

Das zweite quantitative Lockerungsprogramm der Fed (laxe, lockere Geldpolitik) geht auf sein Ende zu, und für viele kann der letzte Tag dieses Programms nicht schnell genug kommen. Es lässt sich zwar darüber streiten, ob QE 1 notwenig war und überhaupt heilsam für die Finanzmärkte und die Wirtschaft, QE 2 allerdings war unnötig und seine längerfristigen Effekte können sich immer noch als desaströs herausstellen. QE 2 könnte uns höchstenfalls erneut daran erinnern, dass die Fed bei der Umsetzung ihrer geldpolitischen Strategien immer zu weit geht, ob es nun strenge oder laxe Geldpolitik. QE 2 war dahingehend keine Ausnahme.

Auf das Konto der Fed ging zum Beispiel die absichtliche Umkehr der Ertragskurve für US-Staatsanleihen in den Jahren 2006-07, welche zur Finanzkrise von 2008-09 führte. Zwar trugen auch noch viele andere Faktoren zum schlimmsten Desaster seit der Großen Depression bei, ohne die restriktive Geldpolitik der Fed wäre dieses jedoch weniger schwer und auch kürzer ausgefallen. Bernankes Entscheidung, die Ertragskurve umzukehren, gründete auf einer fehlerhaften keynesianischen Sichtweise der Wirtschaft, derzufolge Inflation ein Produkt der Vollbeschäftigung ist.

Nach dem Kreditcrash 2008 machte Bernanke nun einen ganz eigenen Fehler: Die Fed reagierte jetzt mit dem genauen Gegenteil: Sie setzte eine aggressiv lockere Geldpolitik durch, indem sie die kurzfristigen Zinssätze auf fast 0% fallen ließ. Dann kamen die Ankaufprogramme für Staatsanleihen mit dem Ziel, die monetäre Liquidität noch weiter auszuweiten. Es gibt nur ein Problem: Die Fed weiß nie, wann genug ist und wann es wirklich reicht. Und auch diesmal war es nicht anderes. Unzufrieden mit der ersten quantitativen Lockerungsinitiative (QE 1) hatte Bernanke den Eindruck, es brauche noch eine weitere - und so kam es im letzen Jahr zu QE 2.

Eine der vielen unwillkommenen Konsequenzen von QE 2 waren die starken Preissteigerungen bei Öl, Nahrungsmitteln sowie einer ganzen Auswahl von Rohstoffen. Diese schlugen sich in steigenden Preisen nieder, die der Verbraucher für eine ganze Reihe von Gütern bezahlen musste; und da sich steigende Rohstoffpreise mit einer durchschnittlichen Verzögerung von sechs Monaten auf die Verbraucherpreise auswirken, werden wir wohl bis ins nächste Jahr für die geldpolitischen Fehler Bernankes zu zahlen haben. Das Timing der Fed hätte gar nicht schlimmer sein können, denn die Wirtschaft wird ab dem Höhepunkt des 6-Jahre-Zyklus im Oktober mit schweren Gegenwinden zu kämpfen haben - sollte die Fed bis dahin kein QE 3-Programm gestartet haben.

In der letzten Ausgabe der Businessweek finden wir ein Beispiel dafür, wie problematisch sich die steigenden Verbraucherpreise im weiteren Jahresverlauf noch auswirken werden. Hier heißt es, aufgrund steigender Arbeits- und Materialkosten würde sich die chinesische Spielzeugindustrie schon jetzt auf eine Reihe von Preissteigerungen einstellen.

"Es kann schon jetzt als sehr wahrscheinlich gelten, dass den US-Bürgern in diesem Jahr höhere Preise für Weihnachtsgeschenke ins Haus stehen.", meinte dazu ein Analyst aus Peking, den die BW zitiert. Im Artikel heißt es weiter, der Preisdruck würde von den steigenden Rohstoffpreisen ausgehen - verantwortlich wären hier vor allem die steil steigenden Baumwoll- und Rohölpreise.

Inflationsdruck in den Bereichen Rohstoffe und Immobilien haben die zweitgrößte Wirtschaft der Welt schon dazu gebracht, eine restriktivere geldpolitische Phase einzuleiten. Die Zinssätze wurden seit Oktober viermal angehoben, das letzte Mal am 6. April. Und erst diese Woche wurden die erforderlichen Eigenkapitalreserven für chinesische Banken um einen halben Prozentpunkt ausgeweitet. Der chinesische Verbraucherpreisindex für Mai stieg im Vorjahresvergleich um 5,5% - er steigt so schnell wie seit drei Jahren nicht mehr.

Um wieder auf Bernanke und QE 2 zurückzukommen: Manchmal hilft es, wenn man die Philosophie hinter den politischen Maßnahmen kennt. Ich bin daher auch Richard Salsman sehr dankbar, dessen Artikel in einer der letzten Forbes-Ausgaben veröffentlicht wurde.

Mr. Salsman zitiert aus einer Rede Bernankes, die dieser Jahr 2002 hielt. Der Fed-Chairman sagte damals, die Federal Reserve könne "noch beachtliche Kräfte freisetzen, um Gesamtnachfrage und Wirtschaftsaktivität auszuweiten, auch nachdem die gewohnte Leitzinspolitik bei null angekommen ist [...]", denn die Fed verfüge "über eine Technologie namens Druckerpresse (oder deren heutiges elektronisches Äquivalent), mit der sich fast kostenlos die gewünschten US-Dollarmengen herstellen lassen [...]" und mit dieser Methode kann die Fed "den Wert des Dollars senken [...]" und auf diesem Weg die US $-Preise jener Güter und Dienstleitungen erhöhen.".




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