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Update Geldschöpfung in den USA

30.03.2013  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 17. März 2013 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.


Die Fed schöpft und pumpt weiter aggressiv Geld

Seit Beginn des “QE3-Programms" letzten September hat die Zentralbank der USA ihre Bilanzen innerhalb von 6 Monaten um 341 Mrd. $ ausgeweitet. Sie monetisierte hypothekarisch besicherte Wertpapiere und US-Staatsanleihen (Ankauf mit aus dem Nichts geschöpften Geld). Von diesen 341 Mrd. $ wurden allein in den letzten zwei Monaten 201 Mrd. $ geschöpft.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat diese Beschleunigung der Geldschöpfungsaktivität der Fed aber bislang noch keine sichtbaren Auswirkungen auf das Geldmengenwachstum (US True Money Supply, TMS) gehabt. Wie man unten sehen kann, lag das TMS-Wachstum (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) Ende Februar 2013 immer noch am unteren Ende der 4-Jahre-Spanne. Aus historischer Sicht ist dieses untere Ende der 4-Jahre-Spanne aber immer noch relativ hoch (fast 10%). Dennoch sind unsere Zahlen für die tatsächliche monetäre Inflationsrate, mit Blick auf die aggressiven Fed-Maßnahmen der letzten Monate, niedriger als erwartet.

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Nach unserem Dafürhalten (ohne es mit Sicherheit sagen zu können) blieb eine Reaktion des US TMS auf die jüngsten aggressiven Geldschöpfungsmaßnahmen der Fed wahrscheinlich aus folgendem Grund aus: Bei der Berechnung des US TMS wird, per Definition, die Menge der US-Dollars innerhalb der US-Wirtschaft ermittelt. Es geht hier also nicht um die globalen US-Dollar-Mengen. Neben monetärer Inflation/ Deflation in den USA wird das US TMS aber auch noch von US-Dollar-Flüssen beeinflusst, die die USA verlassen oder erreichen. Als Beispiel: Wie schon in vorhergehenden Kommentaren zum TSI erwähnt wurde, bekam das US TMS im zweiten Halbjahr 2012 und im ersten Halbjahr 2012 künstlichen Auftrieb durch Eurodollars (Dollars, die auf Bankkonten außerhalb der USA angelegt sind). Diese “flüchteten" sich aus den in Bedrängnis geratenen europäischen Bankensystem in die gefühlte Sicherheit des US-Bankensystems. Da sich in den vergangenen sechs Monaten allgemein die Auffassung durchsetzte, dass die europäische Schuldenkrise vorbei sei, kann es als wahrscheinlich gelten, dass ein Teil des Geldes, das sich aus Europa in die relative Sicherheit der USA flüchtete, nun wieder nach Europa zurückkehrte. Diese Bewegung dürfte auch die jüngsten Geldschöpfungsmaßnahmen der Fed in unseren TMS-Berechnungen teilweise wettgemacht haben.

Die Kontoinhaber in Zypern (ein winziges Euro-Land mit einem überproportional großen Bankensektor) wurden übrigens gebeten, einen “Hair-Cut“ von bis zu 10% ihres eingezahlten Kapitals hinzunehmen (dieser Hair-Cut ist Teil eines Rettungsplan, der gerade von den politischen und geldpolitischen Entscheidungsträgern der Eurozone zusammengeschustert wurde). Diese Entwicklungen könnten eine erneute Umkehr der Dollar-Flüsse zwischen Europa und den USA bewirken, sollte sich die Angst breit macht, dass die Depotinhaber auch in einem der größeren Eurozone-Länder eventuell einen Teil ihres Geldes verlieren könnten.

Auch wenn diese Geldflüsse in/ aus den USA uns den Überblick über den genauen Stand der monetären Inflation erschweren, so verändern sie aber die eigentliche Grundsituation nicht. Zwischen Mitte 2011 bis Mitte 2012 ließen internationale Geldflüsse das berechnete Geldmengenwachstum erheblich steigen, und aktuell dürfte das berechnete Wachstum aus denselben Gründen deutlich niedriger liegen. Fakt ist aber, dass das tatsächliche Geldmengenwachstum nur durch die Geldschöpfungsaktivitäten (Geldzerstörungsaktivitäten) der Fed und der Geschäftsbanken in den USA beeinflusst wird.


Geldeinspeisung lässt die Illusion einer realen Wirtschaftserholung entstehen

Geldschöpfung aus dem Nichts und dessen Einspeisung in die Wirtschaft kann der Gesamtwirtschaft unmöglich helfen. Einigen Personen wird damit auf Kosten anderer geholfen, aber unterm Strich bewirkt sie langfristig eine Schwächung der Gesamtwirtschaft. Und zwar aus folgendem Grund: Monetäre Inflation verzerrt die Preissignale, auf die Produzenten und Investoren angewiesen sind. Fraglich ist allein, wie stark die Preise tatsächlich verzerrt werden, welche Preise am stärksten steigen werden und wann es zu diesen Preissteigerungen kommen wird.

Diese Fragen lassen sich im Vorfeld von Geldeinspeisungen nie beantworten; selbst die, die das Geld in die Wirtschaft pumpen, können sie nicht beantworten. Man kann aber wohlüberlegte Vermutungen anstellen. Wenn die Wirtschaft aufgrund früherer Verzerrungen (Fehlinvestitionen) im Rahmen monetärerer Inflationierung sehr deutlich geschwächt wird, wird Gold mit höchster Wahrscheinlichkeit ein wichtiger, langfristiger “Nutznießer“ der Geldeinspeisung sein. Es sei denn, Gold ist schon so teuer geworden, dass es die zukünftigen wirtschaftlichen schon diskontiert hat. Unter den eben genannten Umständen kann Gold aber auch ein kurzfristiger Nutznießer sein, was aber in den letzten sechs Monaten sicherlich nicht der Fall gewesen ist. In den vergangenen sechs Monaten war hingegen der Aktienmarkt der größte Nutznießer monetärer Inflation. Das hatte uns mehr als eigentlich nötig überrascht.

Dass monetäre Inflation die nominalen Aktienkurse in die Höhe treibt, ist keine Überraschung. Die Art und Weise, wie “QE“ neues Geld in die Wirtschaft schleust, macht den Aktienmarkt häufig zum frühen Nutznießer dieses Geldes. Damit ist Folgendes gemeint: Unter den frühen Empfängern des Geldes, das durch “QE-Programme“, wie sie die Fed durchführt, geschöpft wird, befinden sich auch Investoren/ Spekulanten, die wahrscheinlich einen gewissen Teil des neuen Geldes für Aktienkäufe einsetzen. Die eigentliche Überraschung ist aber, dass die monetäre Inflation den Aktienkursen im Moment nicht nur nominal, sondern auch REAL Auftrieb gegeben hat (d.h. hinsichtlich der Kaufkraft und im Vergleich zu Gold).

Das zeigt der folgende Chart, in dem das S&P500-Gold-Verhältnis und die 390-Tage-Änderungsrate (ungefähr 18 Monate) dieses Verhältnisses dargestellt sind. Im Chart findet man keine Hinweise darauf, dass der Aktienindex S&P 500 seinen langfristigen Bärenmarkt im Verhältnis zu Gold verlassen hat, allerdings sieht man auch, dass die 390-Tage-Änderungsrate ihren höchsten Stand seit der Zeit des großen Aktienmarkthochs und Goldtiefs, 1999-2000, erreicht hat.

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Die Marktentwicklungen der letzten Monate haben für eine ungewöhnlich breite Abweichung zwischen Wirtschaftsleistung und Aktienkursentwicklung gesorgt. Wie sich deutlich zeigt, diskontieren die Finanzmärkte eine reale Wirtschaftserholung in Reaktion auf die Geldschöpfung/ Geldeinspeisung. Das wird sich aber als falsch herausstellen, wenn auch nicht unbedingt sofort.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.

Dieser Artikel wurde am 19. März 2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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