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Gewonnen - Ouzo für alle

03.07.2011  |  Klaus Singer
Griechenland ist (mal wieder) gerettet. Das griechische Parlament beschloss Mitte der Woche ein Sparpaket, das die Voraussetzung ist für die Auszahlung der nächsten Tranche aus dem Rettungsprogramm vom Mai 2010. Außerdem stellt es die Weichen für das nächste in der Größenordnung von weiteren rund 120 Mrd. Euro.

Mit dem Sparpaket will die griechische Regierung bis 2015 Einsparungen und Mehreinnahmen im Volumen von 28 Mrd. Euro erzielen. Hinzu kommen Einnahmen von insgesamt 50 Mrd. Euro aus Privatisierungen. Nur am Rande: Von den 18 Mrd. Euro, die der griechische Staat 2009 an Löhnen zahlte, entfielen 39% auf Zulagen, Prämien und Boni. Beispiele: Kilometergeld für Lokführer, Prämie für das Aktentragen bei staatlichen Büroboten usw.

Italien hat zeitgleich Maßnahmen beschlossen zur Reduktion von Defizit und Schulden. Danke Silvio! Gadaffi nannte Berlusconi jetzt "mein armer Freund". Wegen seines vorgezogen-paradiesischen Lebenswandels ja wohl nicht. Da kann der "weitblickende" Libyer ja nur die desolate Haushaltslage gemeint haben...

Die wird sich allerdings sehr wahrscheinlich genauso wenig verbessern wie die Finanzlage in Griechenland seit einem Jahr. Aber als Signal waren die römischen Sparbeschlüsse vielleicht sogar wichtiger als die Abstimmung in Athen. Und auch der Vorschlag aus Frankreich zu einer freiwilligen Beteiligung von Banken und privaten Gläubigern trug zur Entspannung bei (siehe: Brady für Griechenland?).

Wer es glauben mag, sieht durch die Entwicklung der zurückliegenden Woche nun alle Damoklesschwerter und sonstigen Gefahren für das Weltfinanzsystem als erledigt an. Wer es nicht glaubt, hat auch recht. Es kommt nur auf den Zeithorizont an.

Mit Benzin kann man kein Feuer löschen, Schulden kann man nicht mit Schulden bekämpfen. Der Harvard-Professor und frühere Chefökonom des IWF, Kenneth Rogoff, sagt treffend: "Die EU schiebt das Schuldenproblem nicht nur vor sich her, sondern wie einen Schneeball den Berg hinunter." (Weitere Zitate zur Griechenlandkrise im Blog der TimePatternAnalysis: "Was Ihr wollt - Worte zur Griechenlandkrise")

Wir befinden uns nun im Juli - dem historisch seit 1950 gesehen für Aktienkurse viertbesten Monat im Jahr (siehe Chart!).

Rückblende: Vor einem Jahr startete am 7. Juli eine "Juli-Rallye", die den S&P 500 bis zum Monatsende gut 7% höher trieb. Damals hatte die erste Rettungsaktion Griechenlands, sowie die Befürchtungen um einen "Double dip" in den USA den S&P 500 von Ende April bis Ende Juni um 16% gedrückt.

Katalysator für den diesjährigen Rückzug der Aktienkurse war dem Vernehmen nach auch wieder "Griechenland". Auch in diesem Jahr startete der Niedergang Ende April, endete aber bereits am 24. Juni. Der S&P 500 verlor in dieser Zeit gut 7%.

Das jüngste Tief des S&P 500 liegt 24% höher als das Tief vor Jahresfrist, das KGV rund 18% über dem vor einem Jahr. Mithin sind die Unternehmensgewinne stärker gestiegen als die Kurse. Billig sind Aktien mit einem aktuellen KGV von über 23 deswegen nicht, vor einem Jahr lag das KGV bei knapp 20. (Siehe Chart!)

Steht die US-Wirtschaft aktuell um so viel besser da? Zuletzt hatten Makroindikatoren in Serie an Auswärtsdynamik verloren. Dedizierte Abwärtsbewegungen haben sich bisher allerdings nicht eingestellt. In den USA war häufig von einem "soft patch" die Rede. Ist der jetzt schon wieder vorbei?

Neben den (kurzfristigen) Entspannungssignalen aus der Staatsschuldenecke gab es in den zurückliegenden Tagen einige US-Makrodaten, an denen die "Märkte" bullische Hüte hängen können:

Da ist einmal der Verlauf der Kredittätigkeit. Es gab im Mai einen minimalen monatlichen Anstieg. Die Bodenbildung schreitet weiter fort (siehe Chart!), mehr aber bisher auch nicht. Zum anderen ist der Case/Shiller-Hauspreis-Index zuletzt wieder etwas angestiegen (siehe Chart!). Er steht jetzt 3% tiefer als vor einem Jahr, Beobachter hatten minus 4% erwartet.

Und dann ist der ISM-Index der US-Einkaufsmanager im Juni unerwartet gestiegen (siehe Chart!). Der Sub-Index für die Preise sank weiter, was auf nachlassende Preissteigerungen hinweist, diejenigen für Produktion, Aufträge und insbesondere für Beschäftigung stiegen.




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