Eine spannende Woche
Dass im Falle Griechenlands und anderer eine "freiwillige" Beteiligung privater Gläubiger - schon gar nicht mit dem bisher in der Diskussion befindlichen lächerlich kleinen Anteil - eine Pleite nicht verhindern wird, steht auf einem anderen Blatt. Aber dann müssten die Agenturen auch genauso argumentieren. Und dann hätten sie viel früher zu ihrem Junk-Urteil kommen müssen... Wie gesagt, die Agenturen laufen der realen Entwicklung stets mit großem Abstand hinterher. Insofern sind sie mindestens nutzlos, eher jedoch schädlich.
Man kann jetzt Verschwörungstheorien stricken: Die Rating-Agenturen haben sich während der Lateinamerika-Kreditkrise deutlich produktiver verhalten, sie fassen die USA und England mit Samthandschuhen an, aber gegenüber der Euro-Zone ... Lassen wir das, obwohl da bestimmte Schlüsse nahe liegen.
Wo wir schon beim Thema sind: Der Vorschlag französischer Banken hinsichtlich eines "freiwilligen" Beitrags an der Rettung Griechenlands droht, im Chaos zu versinken. Dem Vorschlag wollten sich die deutschen Banken anschließen (siehe im Blog: "Dreist"). Nach Protesten sollte die absurd hohe Verzinsung sinken auf etwa 3,3 bis 5,8%. Sie sollte an die "Euribor 3-month rate" plus 1,7% und interessanterweise jetzt nicht mehr an das Wachstum, sondern an die Inflation in Griechenland gekoppelt werden (mit dem Wachstum, das war dann doch zu wenig erfolgversprechend...). Eine Einigung kam nicht zustande, man vertagte sich ohne Ergebnis.
Und noch etwas zum Thema Schulden: Der Bestand unverkaufter Häuser in Spanien hat sich im Jahresvergleich nicht verändert (700.000). Bei einem BIP-Wachstum von 2 bis 3% dauert es rund drei Jahre zur Absorption dieses Bestandes, wird gerechnet. Wie Eurointelligence richtig feststellt: Das ist für die nächsten Jahre absolut irreal und so ist damit zu rechnen, dass die Häuserpreise von der Spitze in 2007 aus etwa 40 bis 50% fallen (aktuell 25,5%). Das wiederum zeigt das Risiko, dass auch Spanien einen Bailout braucht. Das allerdings ist ein Brocken, an dem sich die Euro-Zone womöglich
verschluckt.
Zum Schluss sei verwiesen auf eine persönliche Erklärung des scheidenden AR-Vorsitzende von freenet, Thorsten Kraemer. Er hat in auf der HV des Unternehmens die Vorgehensweise der deutschen Regierung und der "leider" mit der Forderung nach Eurobonds noch umfassender versagenden parlamentarischen Opposition als die größte wirtschaftliche und politische Katastrophe in der Geschichte der Bundesrepublik bezeichnet. "Die Pervertierung der Währungsunion in einen Bailout-Club, in dem Kompetenz und Haftung für öffentliche Ausgabenentscheidungen de facto getrennt wurden, ist ein unerträglicher Zustand, der mit Errichtung eines "permanenten Rettungsschirms" nun auch noch perpetuiert werden soll.
Das Ergebnis sei nichts anderes als ein finanzieller Staatsstreich gegen das eigene Volk", sagte er. "Zum Versagen der Politik kommt verschärfend hinzu, dass die in Form von unzureichend besicherten Kredittransaktionen der Europäischen Zentralbank verdeckt getätigten Ressourcentransfers mangels demokratischer parlamentarischer Autorisierung bereits Strukturelemente totalitärer Herrschaftssysteme aufweisen. In Augenschein ihres Kreditportfolios darf sich die Europäische Zentralbank heute sicherlich bereits zu den größten Bad-Banks der Welt zählen."
Dem ist nichts hinzufügen.
Erwähnte Charts können hier eingesehen werden: www.timepatternanalysis.de/Blog/2011/07/08/eine-spannende-woche/
© Klaus G. Singer
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