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Deflation oder Hyperinflation?

12.04.2013  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 04. April 2013 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

Bei Inflation-Deflation-Debatten wird häufig darum gestritten, was wahrscheinlicher ist: Deflation oder Hyperinflation. Innerhalb eines Investitionszeitrahmens, der für die meisten Menschen als "normal“ gelten kann, sind Deflation und auch Hyperinflation jedoch extrem unwahrscheinlich, deswegen wird in diesen Debatten im Grunde auch darum gestritten, welche dieser entfernten Möglichkeiten die am wenigsten entfernte ist. Die nützlichere Debatte würde man aber eher mit der folgenden Frage einleiten: Kommt die Deflation oder wird es einfach so weiter gehen (viel Inflation, aber keine Hyperinflation)?

Es sind häufiger die "Deflationisten”, die den Rahmen der Inflation-Deflation-Debatte mit “Deflation vs. Hyperinflation“ abstecken. Hier haben wir es aber mit einer Art “Strohmann-Argument” zu tun: Die Inflationsprognose der einen Seite wird fälschlicherweise zur Hyperinflationsprognose ausgeweitet, um diese besser widerlegen oder diskreditieren zu können. Auf die USA bezogen ließe sich ja nur schwer behaupten, dass Inflation unwahrscheinlich sei, denn seit 1933 hat das Land immer nur Inflation und nicht anderes erlebt. Viel einfacher ist es hingegen, zu argumentieren, Hyperinflation sei unwahrscheinlich, weil eine Hyperinflation ganz drastische Veränderungen in Gelpolitik und Massenpsychologie voraussetzen würde.

Gerechterweise müssen wir aber auch anmerken, dass einige Inflationisten in ihrer Argumentation den Fehler begangen haben, Hyperinflation nicht nur als langfristig unausweichlich, sondern auch für die nahe Zukunft als wahrscheinlich zu bezeichnen. So haben einige Inflationisten beispielsweise Charts präsentiert, die zeigen, was in den 1920er Jahren in Deutschland passierte und dann zu verstehen gegeben, dass es solche Entwicklungen in den kommenden ein, zwei Jahren realtischerweise auch in den USA geben könnte. Damit haben sie den Deflationisten einen Dienst erwiesen, denn ein schlechtes Argument für eine Theorie kann der Glaubwürdigkeit dieser Theorie mehr Schaden zufügen, als ein gutes Argument gegen diese Theorie.

Die Deflationisten zeigen nun mit dem Finger auf alle, die in naher Zukunft Hyperinflation den USA prognostizieren, und rufen: “Die Fed hat schon haufenweise Geld gedruckt und trotzdem gibt es nicht einen Hinweis auf Eure prognostizierte Hyperinflation. Und das heißt wohl, dass Ihr falsch liegen müsst!" Damit haben sie wohl Recht. Aber wie schon oben erwähnt wurde, verzerren die Deflationisten häufig die Realität, indem sie ALLEN Inflationisten unterstellen, sie würden unmittelbar drohende Hyperinflation prognostizieren.

Während die Deflationisten in der Regel schnell dabei sind, die “Hyperinflationisten" auseinanderzunehmen, so haben sie es selbst überhaupt nicht eilig, zu erklären, warum sie mit ihren eigenen Prognosen bislang komplett falsch lagen. Jetzt sollen uns die Deflationisten (die uns 2008-2009 noch erzählten, die Fed habe keine Macht, Deflation zu verhindern) doch erklären, warum es in den USA über die letzten vier Jahre so starke Inflation gegeben hat - ganz gleich wie das Wort "Inflation“ auch definiert wird.

Soweit wir das beurteilen können, basiert die Deflationstheorie, die in den letzten Jahren so populär wurde, zum großen Teil auf der Tatsache, dass es im Vergleich zu den Geldmengen so gewaltige Schuldenmengen gab. Sie war damals schon keine gute Theorie und sie ist es auch heute nicht, weil sie Geld und Schulden verwechselt/ vermischt. Wer damals Ende 2008/ Anfang 2009 den Unterschied zwischen Geld und Schulden verstand, konnte auch erkennen, dass es keine Deflation in den USA geben werde, falls die Fed ihre aggressive Geldschöpfungspolitik, die im September 2008 begann, fortsetzen würde. Doch im Verlauf der Zeit zeigten allein schon die Kurs- und Preisentwicklungen immer deutlicher, dass an der gängigen Theorie der Deflationisten etwas grundlegend falsch sein musste. Die Frage, die die Deflationisten jetzt beantworten müssen, lautet: Die Theorie, die Fed könne oder werde keine Inflation erzeugen, wurde durch die bisherigen Ereignisse vollkommen widerlegt. Auf welcher Grundlage basiert als Eure derzeitige Deflationsprognose?

Unserer Meinung nach wird es in den USA am Ende zur Hyperinflation kommen; dass das aber in den nächsten zwei Jahren passieren wird, ist überaus unrealistisch (mehr als zwei Jahre vorauszublicken ist hierbei ohnehin nicht sinnvoll). Das war und ist unserer Ansicht gewesen, seitdem wir vor 12 Jahren unseren Newsletter auflegten. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit, dass es in den kommenden zwei Jahren zu Deflation kommen wird höher als die Wahrscheinlichkeit, dass es zur Hyperinflation kommt, doch schon die Wahrscheinlichkeit einer Deflation ist extrem gering.

In den nächsten zwei Jahren wird es wahrscheinlich keine Deflation und auch keine Hyperinflation geben, sondern einfach nur mehr Inflation - monetär wie auch preislich. Wahrscheinlich wird es auch wieder eine Deflationsangst geben; unserer Definition zufolge wäre das eine Periode, in der starke monetäre Inflation parallel mit steigender, irrationaler Angst vor Deflation auftritt.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.

Dieser Artikel wurde am 06. April 2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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